Haus von Stadt vernachlässigt? Staatsschutz ermittelt nach tödlichem Brand in Krefeld

Krefeld · Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Krefeld sind in der Nacht auf Donnerstag zwei Menschen gestorben. Das mehrgeschossige Gebäude, in dem 20 Personen gemeldet sind, ist einsturzgefährdet.

Feuer in Krefeld: Tote nach Brand in Mehrfamilienhaus
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Brand in Mehrfamilienhaus in Krefeld

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Bei einem Wohnhausbrand an der Spinnereistraße im Südbezirk sind in der Nacht zu Donnerstag eine Frau und ein Mann ums Leben gekommen. Sieben Menschen wurden über Drehleitern und Sprungkissen aus dem brennenden Haus gerettet, drei Menschen wurden mit Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Warum das Feuer ausbrach, ist derzeit noch unklar. Wie die Feuerwehr weiter mitteilt, sind in dem Haus 19 Menschen gemeldet, insgesamt seien 30 Personen aus dem Unglücksgebäude und angrenzenden Häusern von den Rettungsdiensten betreut und in einem Bus der Stadtwerke untergebracht worden. Bei den Bewohnern soll es sich um Rumänen und Serben handeln. Erst in den Morgenstunden hatten die Einsatzkräfte der Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Ermittler waren vor Ort, doch deren Arbeit wies sich als schwierig, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass das Gebäude einsturzgefährdet ist. „Welche Personen sich zum Zeitpunkt des Brandes im Haus tatsächlich aufhielten, steht abschließend noch nicht fest“, erklärte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft.

Anwohnern waren die Zustände in dem Haus schon lange nicht geheuer. „Dort lebten zeitweise 50 Leute, und fünf waren gemeldet“, berichtet Bernd Albrecht, Vorsitzender des Bürgervereins Lehmheide. Er habe seit Jahren vor den Zuständen gewarnt, auch in der Bezirksvertretung. Die Menschen in dem Gebäude hätten dort mehr gehaust denn gewohnt. Es waren Südosteuropäer; Schrotthändler, die ihren Schrott in mehreren Garagen gelagert hätten. „Kühlschränke, Autoreifen, Fahrräder“, so Albrecht. Auch wenn eine Garage einmal polizeilich geräumt worden sei – für Albrecht ist klar, dass sich die Behörden zu wenig um das Haus, seine Bewohner und ihr Gewerbe gekümmert haben.

Das Feuer im Unglückshaus war gegen 3 Uhr in der Nacht aufgebrochen und hat zahlreiche Bewohner im Schlaf überrascht. Bei dem Mehrfamilienhaus handelt es sich um einen dreieinhalbgeschossigen Altbau mit Flügelanbau. Nach ersten Erkenntnissen der Wehr soll das Feuer vom Dachstuhl über das Treppenhaus auf das ganze Gebäude übergegangen. Dachstuhl und Treppenhaus sind komplett zerstört. „Wer die Treppe als Fluchtweg nutzen wollte, hatte sehr schnell keine Chance“, so ein Feuerwehrmann vor Ort. Kurze Zeit später wurden die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Bei den Löscharbeiten fanden Kräfte der Wehr zwei Leichen in einer Wohnung im Dachgeschoss. „Da das Haus wegen Einsturzgefahr noch nicht vollständig begangen werden konnte, kann derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, ob es weitere Brandopfer gibt“, so die Staatsanwaltschaft. „Die Ermittlungen zur Identität der beiden Toten und der Brandursache dauern an und gehen in alle Richtungen.“ Eine fremdenfeindliche Tat ist bisher nicht ausgeschlossen. Der polizeiliche Staatsschutz ist in die Ermittlungen eingebunden.

Insgesamt sieben Bewohner konnten über Drehleitern, tragbare Leitern und ein Sprungpolster gerettet werden. Drei der Geretteten wurden anschließend mit leichten Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Die Feuerwehr bat die Bewohner der Innenstadt sowie der Stadtteile Dießem und Bockum, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Es komme zu Geruchsbelästigungen.

Laut Feuerwehrangaben sind 19 Menschen in dem Haus gemeldet. Insgesamt wurden 35 Personen aus dem Gebäude sowie den Nachbargebäuden vor Ort in einem Bus der Stadtwerke betreut. Der Sprecher ging davon aus, dass sich weitere Bewohner bereits vor Eintreffen der Einsatzkräfte aus dem Haus gerettet hatten.

Um 8.40 Uhr gab die Feuerwehr in einer Mitteilung Entwarnung: Der Brand sei mittlerweile unter Kontrolle. Die Nachlöscharbeiten gestalten sich demnach jedoch als schwierig, weil große Teile des Gebäudes wegen Einsturzgefahr noch nicht betreten werden können, darunter auch die ausgebrannte Wohnung im Dachgeschoss. Es müssen daher weitere Sicherungsmaßnahmen getroffen werden.

Warum das Feuer ausbrach, bleibt zunächst unklar. Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren: So wurde der Korb der Drehleiter eines Feuerwehrfahrzeugs mehrere Male über dem teilweise offenen Dach des stark beschädigten Altbaus positioniert. Von dort aus versuchten sich Experten von Polizei, Feuerwehr und ein Brandsachverständiger, ein erstes Bild von der Lage zu machen. Ermittler machten vom Brandort Fotos mit einer Kamera und kletterten schließlich durch ein Fenster im Obergeschoss. Zu den Toten gaben Polizei und Staatsanwaltschaft keine weiteren Details bekannt. Die Gladbacher Straße in Höhe der Spinnereistraße war zeitweise gesperrt. Unmittelbar vor dem Brandhaus war die Straße komplett zu. Neugierige wurden durch Polizeibeamte frühzeitig gestoppt. Die Feuerwehr war mit 70 Einsatzkräften vor Ort.

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