Ärchäologische Funde in Krefeld Beweis für römischen Sklavenmarkt entdeckt

Krefeld · Archäologen in Krefeld haben erstmals einen Beweis für den schon lange vermuteten Sklavenmarkt in Krefeld-Linn zur Römerzeit entdeckt: eine eiserne Handfessel. Das Fundstück stammt aus einer privaten Sammlung und gibt einen weiteren Einblick auf das römische Leben im 4. Jahrhundert.

 Museumsleiter Christoph Reichmann und Archäologin Margareta Siepen präsentieren Grabungsfunde aus dem Krefelder Boden. Hier sind Bleistücke, Schlüssel, Speerspitzen und Werkzeuge (r.) zu sehen.

Museumsleiter Christoph Reichmann und Archäologin Margareta Siepen präsentieren Grabungsfunde aus dem Krefelder Boden. Hier sind Bleistücke, Schlüssel, Speerspitzen und Werkzeuge (r.) zu sehen.

Foto: Lammertz, Thomas

Bei Historikern war es längst nicht mehr umstritten, dass Krefeld zur Römerzeit auch einen Sklavenmarkt gehabt haben muss. Einen Beleg dafür präsentierte das Team um Christoph Reichmann, Leiter der Museen Burg Linn, am Donnerstag beim Grabungsabend erstmals der Öffentlichkeit: eine Handfessel.

Ein eiserner Reif der frühzeitlichen Handschellen ist zu gut drei Viertel erhalten. Das Scharnier ist ist vollständig und noch beweglich, doch der Teil mit dem Schloss fehlt. Dennoch steht für die Archäologin Margareta Siepen fest: "Das könnte der Nachweis sein, dass es hier im 4. Jahrhundert einen Sklavenmarkt gegeben hat."

Die Fessel ist Teil einer privaten Sammlung mit Fundstücken aus dem Hafen-Areal. Als der alte Hentrich-Hafen in den 1970er Jahren erweitert und die Verbindung zum Wendebecken angelegt wurde, gab es noch nicht das Gesetz zum Schutz der Bodendenkmäler.

"Es herrschte richtige Goldgräberstimmung. Als die Bagger dort gruben, haben viele Leute etwas aus dem mitgenommen, was freigelegt worden war", sagt Siepen.

Viele Zeugnisse aus der Römerzeit sind dem Bagger zum Opfer gefallen, umso bedeutender sind solche Privatsammlungen für die Historiker, um Lücken zu schließen.

Denn es tauchen neben Münzen und Preziosen, über deren Zweck es schon lange keine Zweifel mehr gibt, auch Fundstücke auf, die ein Geheimnis bergen:

Es gibt eine Vielzahl von Bleistücken unterschiedlicher Größe, für die die Forscherin noch keine Erklärung hat. Die länglichen und spindelförmigen Stücke haben alle ein Loch in der Mitte: "Vermutlich wurden sie aufgereiht und dann zum Verkauf angeboten", meint Siepen.

Bleireste, die eingeschmolzen werden sollten, könnten es sein. "Wir stellen uns die Frage, was Germanen mit Blei anfangen konnten", sagt Reichmann. Solche Fragen helfen, um das Leben vor vielen Jahrhunderten zu rekonstruieren. Denn aus dem Hafengebiet stammen viele Belege für den Handel zur Römerzeit.

Speerspitzen und Werkzeuge wie Meißel und Beitel erzählend Handwerksgeschichten; Fischereiutensilien wie Gewichte und Netzheber belegen den Fischfang, Gewichte den Handel; und dass über Ver- und Ankauf von Waren auch Buch geführt wurde, lässt sich mit stricknadeldünnen Stiften belegen.

Mit der Spitze schrieb man in kleine Wachstafeln; mit dem flachen anderen Ende ließ sich die Wachsoberfläche wieder glätten wie mit einem Radiergummi.

Sieben erfasst derzeit Fundstücke aus dem Hafengebiet und arbeitet sie wissenschaftlich auf. Sie hofft, auch auf eine Erklärung für die Bleistücke zu stoßen.

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