Krefeld Bestsellerautorin: Schreiben ist Verrat

Krefeld · Die Haare sind strubbelig und der Rucksack ist rot, Connie Palmen (52) ist gut aufgelegt und setzt sich, sich über das Kopf-Mikro lustig machend, an den Lesetisch in der Thalia-Buchhandlung. „Hat sehr viel Geld gekostet – Marlboro“, erklärt sie ihre rauchige Stimme, mit der sie zuerst einmal die Genese von „Luzifer“ erzählt. „Ein guter Roman hat eine Geschichte“, sagt sie, und dass ihr Roman ein guter Roman ist. 1981 ist Clara, die Frau des Komponisten Lucas, in Griechenland in eine Schlucht gestürzt. Die Nachricht ihres Todes verbreitete sich in den Niederlanden schnell, viele Versionen zwischen Selbstmord, Unfall und Mord liefen um. „Ein Engel ist gefallen“ stand in der Todesanzeige, und 24 Jahre später trifft Palmen in einem Amsterdamer Straßen-Café „den Prins“, der den mittlerweile auch verstorbenen Lucas charakterisiert. „Das Gespräch wurde zu einem Stoff“ sagt die Autorin, „und der erzwingt seine eigene Wahrheit, ein Roman ist erfunden, erträgt aber keine Lüge.“

Wie eine griechische Tragödie ist der Roman gegliedert, in fünf Akte, jeweils die Einheit von Raum und Zeit einhaltend. Um einen Zwiespalt geht es Palmen: „Um die Sehnsucht, zu einer Gruppe zu gehören, oder doch lieber ein individueller Künstler zu sein.“

Nur alle vier Jahre komme sie nach Krefeld, ermuntert Connie Palmen Fragesteller und soll am Ende sagen, was sie selbst liest. „Alles, zurzeit alles über Verrat.“ Denn ihr nächster Roman wird „Judas“ heißen, und „auch Schreiben ist eine Form von Verrat.“

Dass es so noch 400 Seiten weiter geht, sagt sie, als sie nach einer guten Stunde das Buch, den „guten Roman“, zuklappt. Das glauben auch viele Zuhörer und lassen sich ein frisch gekauftes Buch signieren.

(RP)
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