Krefelder mit ungewöhnlicher Idee Besorgte Eltern können Drogenhunde mieten

Krefeld · Der Krefelder Reiner Reuther will mit einer in Deutschland recht ungewöhnlichen Geschäftsidee durchstarten. Er bietet für Privathaushalte Durchsuchungen mit seinen Spürhunden an: Misstrauische Eltern können damit ihren Kindern den Drogenkonsum nachweisen.

Krefeld: Der Macher hinter "Drogenhunde.de"
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Krefeld: Der Macher hinter "Drogenhunde.de"

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Es klingelt, die Tür geht auf und ein Drogenfahnder samt Spürhund stehen parat, um ihre Arbeit zu verrichten. Was normalerweise einem wahren Horrorszenario gleichen würde, ist für die Kunden des Dienstleisters "Drogenhunde.de" ein erwünschter Termin.

Der Krefelder Reiner Reuther arbeitet seit 25 Jahren mit Hunden zusammen, in den USA hat er die Idee des Drogenspürhund-Unternehmens kennengelernt. In Deutschland sind Spürhunde vor allem von Polizei und Zoll bekannt. Kaum jemand weiß, dass es in anderen Ländern private Unternehmen gibt, die die Tiere für stunden— oder tageweise Einsätze vermieten. "Bei einer normalen Wohnung beträgt die Preispauschale bei uns ungefähr 90 Euro", so Reuther.

Eltern wollen Gewissheit haben

Seit Anfang des Jahres besteht "Drogenhunde.de", bisher kamen Reuthers drei Schäferhunde, ein belgischer und zwei deutsche, in Privathaushalten in ganz Deutschland zum Einsatz. "In diesen Fällen geht es meist um Kinder oder Jugendliche, die von ihren Eltern verdächtigt sind, Drogen zu konsumieren. Sie wollen einfach Gewissheit haben", erklärt der Hundeführer.

Der Ablauf ist banal: Die Eltern melden sich bei "Drogenhunde.de", sie vereinbaren einen Termin, der Drogenspürhunde samt Herrchen schauen vorbei und durchsuchen die Wohnung. Der Hundeführer kommt unscheinbar zum Einsatz — wie ein guter Bekannter, der zufällig zusammen mit seinem Vierbeiner vorbeischaut.

Die verdächtigen Minderjährigen bekommen meistens gar nichts von der Razzia mit — sie sind bestenfalls nicht zuhause. So könne man in Ruhe nach den Drogen suchen, und falls nichts gefunden werden sollte, so Reuther, hinge auch nicht der Haussegen schief. Dennoch: Laut des Experten ist die Quote recht hoch, "meistens finden wir etwas". Hauptsächlich werden Marihuana und Kokain gefunden, nur selten hat das Team Heroin ausfindig gemacht.

Vollkommen anonym

In den USA läuft diese Geschäftsidee erstaunlich gut, der Grund dafür liegt auf der Hand. Sofern der Drogenspürhund illegale Funde macht, ist das Team nicht verpflichtet, Anzeige zu erstatten. "Wer uns ruft, kann vor allem sicher sein, dass ein Fund nicht unmittelbar in ein Strafverfahren mündet", schildert Reuther die Arbeitsweise. "Unsere Hunde zeigen Fundstellen an und wir markieren sie dann. Es bleibt dem Auftraggeber überlassen, den Fund zu bergen und angemessen damit zu verfahren. Sie können entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen möchten."

Eine Eskalation kommt selten vor, so Reuther. Nur in den seltensten Fällen würden die Eltern ihr eigenes Kind anzeigen: "Wenn so etwas passiert, sind sie schlichtweg überfordert."

Schulen, Unternehmen und JVA

Reuther will mit seiner Idee expandieren, neben Privathaushalten sollen künftig auch Schulen die Dienste von "Drogenhunden.de" in Anspruch nehmen. Dort wolle man auch präventiv tätig sein und im Gegensatz zu den Aufträgen in den Wohnungen alles andere als diskret vorgehen — sofern der Kunde es wünscht. "In den USA sind die Drogenfunde in den Schulen bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Man hat dort bei den Durchsuchungen regelrecht das Gebäude abgeriegelt", erklärt Reuther. Der nächste große Schritt seien Unternehmen und Gefängnisse.

Der Krefelder glaubt an seine Idee, auch dank der großzügigen Hilfe seiner amerikanischen Kollegen. "Wir haben unsere Ausbildung in den Staaten gemacht. Als ich dem Ausbilder gesagt habe, dass ich in Deutschland ein solches Unternehmen gründen möchte, war er begeistert und gab mir seinen besten Spürhund".

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