Krefeld Besitzer trauert um geköpftes Pony

Krefeld · Die Tötung eines Zwergponys in Krefeld beunruhigt Tierbesitzer am Niederrhein. Viele Pferdehalter wollen ihre Tiere auf weit entfernte Koppeln bringen. Experten empfehlen elektronische oder tierische Sicherheitssysteme.

Geköpftes Pony in Krefeld: Grausame Spuren nahe der Weide
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Geköpftes Pony in Krefeld: Grausame Spuren nahe der Weide

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Für Mark Swann ist das, was seinem Zwergpony angetan wurde, nur schwer begreiflich. Der 50-jährige Krefelder ist der Besitzer von "Sindbad", dem Tier, das von einem Unbekannten erst verletzt und dann geköpft wurde. Swann hatte das Pony am Mittwochabend an einer Leine auf der Weide festgebunden, weil es mit zwei anderen Pferden erst seit vier Wochen auf der Wiese steht und mitunter ausbüxte. So konnte es nicht weglaufen, als der Täter ihm mit einem spitzen Gegenstand mehrfach in den Hals stach, bis es verblutete — so schildert die Polizei den Tathergang.

Am Luiter Weg sind noch die Spuren der Bluttat zu sehen. Der Tierquäler, den die Anwohner nur den "Pferdeschlitzer" nennen, hat das geköpfte Zwergpony auf der Straße getötet und liegengelassen. Den Kopf des Tieres hat er mitgenommen. "Ich bin seit 50 Jahren dem Reitsport verbunden, aber von so einem Fall habe ich noch nie gehört", sagt Horst Wittfeld, Sprecher des Kreis-Pferdesportverbandes Krefeld. "Das kann nur ein instabiler Mensch gewesen sein."

Die Krefelder Polizei ist davon überzeugt, dass es sich um einen Serientäter handelt. Zuvor hatte er in Krefeld schon am Kinderbauernhof Mallewupp das Zwergschaf Piet geköpft sowie zwei Pferde des unmittelbar an den neuen Tatort angrenzenden Kirschkamperhofs verletzt. Der Täter hinterließ zwei Bekennerbriefe, maschinengeschrieben. "Euer Tierquäler" steht laut Polizei unter den Briefen.

Mark Swanns Tochter April (22) hat die übrigen Pferde gestern umquartiert. "Man muss sich wirklich um die Tiere sorgen", sagt sie. "Ich weiß von vielen Pferdehaltern, die ihre Tiere jetzt an den nördlichen Niederrhein bringen wollen, nach Issum oder Rheinberg." Hermann Bühler, Chef-Organisator des Pferdesportverbands Rheinland, empfiehlt Haltern, ihre Tiere möglichst in den Stall zu bringen. Ähnlich sieht es auch Stephan Derks, Sprecher des Kreispferdesportverbands Kleve. Derks hält selbst Pferde, will diese aber über Nacht nicht auf der Weide lassen. "Das werden wir auch unseren Verbandsmitgliedern raten", sagt er. Denn die Tiere seien Menschen gegenüber zumeist sehr zutraulich, würden in der Regel nicht weglaufen. "Die erwarten keinen Angriff", so Derks. Eine lückenlose Überwachung der Weiden sei aber nur schwer möglich. Allerdings würden sich die Pferdehalter untereinander zu größerer Wachsamkeit anspornen. "Wenn sich bei den Tieren jemand herumtreibt, der dort nicht hingehört, fällt das auf", sagt Derks. Ein Fahrzeug mit ortsfremden Kennzeichen in der Nähe der Weiden werde notiert.

Im Bereich Viersen hätten sich Reiter sogar bei einem ähnlichen Fall zu einer Nachtwache zusammengeschlossen, um die Weiden zu schützen, weiß André Kolmann zu erzählen. Der Vorsitzende des Kreissportverbandes Wesel rät aber davon ab, weil sich so eine Aktion nicht lange aufrechterhalten lasse. Ein Thema sei der Tierquäler aber auch unter den Reitern in Wesel. "Obwohl wir ein solches Problem hier im ländlichen Raum noch nie gehabt haben", sagt er. "Das betrifft eher Pferdehalter in Stadtnähe." Sportpferde ständen ohnehin über Nacht in verschlossenen und videoüberwachten Ställen.

Das Problem bestialischer Tierquäler beschäftigt auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Pferdehalter könnten sich nur bedingt gegen Attacken schützen, sagt Uta Helkenberg aus der FN-Pressestelle. Dazu gehören unregelmäßige nächtliche Kontrollgänge und ein nicht übersteigbares, verschlossenes Tor, das in den Elektrozaun integriert ist. Bewährt habe sich, die Pferde in der Mitte der Weide zu füttern, damit sie nicht an den Zaun gehen. "Wenn es geht, sollte man auch Geräte installieren, die einen Funkalarm auslösen — oder für aufmerksame Weidegenossen wie Gänse oder Ziegen sorgen. Die schlagen Lärm, wenn sich Menschen nähern", sagt Uta Helkenberg.

Im Krefelder Fall hofft die Polizei nun auf Zeugen, die etwas gesehen haben. Bis der Täter gefasst ist, herrscht Unruhe unter den Pferdebesitzern. "Viele der Reiter, die bei mir ihre Tiere stehen haben, haben Angst", sagt Josef Nilges, der einen Pferdehof im Krefelder Süden hat. "Sie kommen im Wechsel auch nachts, um zu schauen, ob die Tiere noch leben." Nilges lässt den Hof jetzt von Videokameras überwachen. Hans Korfmacher, auf dessen Weide das Pony getötet wurde, hofft darauf, dass der Täter zur Vernunft kommt. "Ich kann die Pferde ja nicht mit ins Bett nehmen."

(RP/anch/das)
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