Richtlinie der Bundesärztekammer Gesundheitsamt in Krefeld führt jetzt HIV-Schnelltest durch

Krefeld · Die Beratungsstelle hat ein entsprechendes Zertifikat erhalten. Erste Ergebnisse liegen bereits nach 30 Minuten vor.

 Der HIV/Aids-Koordinator der Stadt Krefeld Oliver Winkelmann mit dem Zertifikat.

Der HIV/Aids-Koordinator der Stadt Krefeld Oliver Winkelmann mit dem Zertifikat.

Foto: Stadt Krefeld

Die Beratungsstelle für HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) und STI (sexuell übertragbare Infektionen) im Fachbereich Gesundheit hat erstmals ein Zertifikat erhalten. „Dadurch haben wir die Bestätigung, dass unsere HIV-Schnelltests ordnungsgemäß durchgeführt und die Ergebnisse korrekt interpretiert werden“, sagt Oliver Winkelmann, HIV/Aids-Koordinator der Stadt Krefeld. Das ein Jahr lang gültige Zertifikat ist Ergebnis einer Untersuchung gemäß einer Richtlinie der Bundesärztekammer, um die Qualität der Tests zu gewährleisten. Wie die Verwaltung weiter erklärt, können HIV-Schnelltests können im Fachbereich Gesundheit und bei der AIDS-Hilfe in der Seidenstadt durchgeführt werden.

Neben dem Schnelltest, der zwölf Wochen nach Risikokontakt innerhalb von 30 Minuten ausgewertet werden kann, wird auch ein Labortest durchgeführt. Bei ihm liegt sechs Wochen nach Risikokontakt ein Ergebnis in der Regel nach zwei Tagen vor. In seiner Funktion als Aids-Koordinator befasst sich Winkelmann nicht nur mit HIV/Aids, sondern mit allen Geschlechtskrankheiten. So ist es beim Labortest auch möglich, gleichzeitig auf Syphilis zu testen.

Im zweiten Halbjahr 2019 wurden so zum Beispiel zwei Fälle als Zufallsbefund entdeckt. Neben der Blutuntersuchung können auch Selbstabstriche auf Chlamydien und Tripper durchgeführt werden. Im zweiten Halbjahr 2019 waren 18 Prozent der durchgeführten Chlamydien-Untersuchungen positiv, zwei Fälle von Tripper wurden festgestellt. Laut Winkelmann rechnet ein Großteil der Experten in Zukunft mit einem Anstieg sexuell übertragbarer Infektionen, gerade im Bereich der Männer, die sexuellen Kontakt mit Männern haben, und bei Benutzern die eine vorbeugende HIV-Medikation einnehmen. Zugelassen ist die sogenannte HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe in Verbindung mit einem Kondom, auf welches aber in der Regel verzichtet wird.

Schon zu Beginn der Prophylaxe als Kassenleistung zeichnen sich steigende Zahlen anderer sexuell übertragbarer Infektionen ab, so Winkelmann. Ob sich dieser Trend fortsetzt oder, aufgrund engmaschiger Kontrollen und Frühdiagnosen zurückgeht, bleibt abzuwarten: „Das sicherste ‚Verkehrsmittel‘ ist und bleibt daher das Kondom. Chlamydien, Tripper und Syphilis lassen sich zwar gut mit Antibiotika behandeln, dafür muss die Infektion aber bekannt sein. Zudem dürfen die Erreger nicht resistent sein, was immer häufiger vorkommt“, so der Koordinator.

Medikamente gegen HIV können mit der Zeit ihre Wirksamkeit verlieren. Das Virus wird unempfindlich gegen die Wirkstoffe und kann sich im Körper wieder vermehren. Haben sich Resistenzen gebildet, funktioniert die Therapie nicht mehr, so die deutsche Aidshilfe.  Das heißt, die Zahl der Viren im Körper steigt wieder an und HIV kann das Immunsystem weiter schädigen. Bei einem solchen „Therapieversagen“ muss eine andere Medikamentenkombination eingesetzt werden. Da es heute viele verschiedene Medikamente gegen HIV gibt, ist das in den meisten Fällen auch möglich. Andererseits gibt es nicht unbegrenzt viele Möglichkeiten. Die Bildung von Resistenzen sollte man daher möglichst vermeiden. HIV-Medikamente funktionieren nur dann optimal, wenn sich eine ausreichende Menge ihrer Wirkstoffe im Körper befindet. Manchmal ist das aber nicht der Fall.

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Vielleicht hat man öfter mal vergessen, die Medikamente einzunehmen, oder sie werden in der Leber ungewöhnlich schnell abgebaut. Auch bei Durchfall oder Erbrechen nach der Medikamenteneinnahme kann es sein, dass nicht genügend Wirkstoff in den Körper gelangt. Das Virus kann sich nun wieder vermehren. Dabei können auch Virusvarianten entstehen, die mit den bisher eingesetzten Medikamenten nicht an der Vermehrung gehindert werden können. Wenn diese Varianten schließlich in der Überzahl sind, ist das Virus resistent geworden. Eines oder mehrere der eingesetzten Medikamente taugen dann nicht mehr für die weitere HIV-Therapie. Die resistenten Virusvarianten sind übertragbar. Das heißt, manche Menschen haben es von Anfang an mit Viren zu tun, bei denen bestimmte Medikamente nicht wirken.

Informationen und Beratung gibt es in der HIV- und STI-Beratungsstelle des Fachbereichs Gesundheit, Zimmer 1.22, Gartenstraße 30-32. Aids-Koordinator Oliver Winkelmann ist auch unter Telefon 02151 863524 oder per E-Mail an oliver.winkelmann@krefeld.de erreichbar.

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