Jazz in Krefeld Feuertaufe für Florian Webers Quartett

Krefeld · Zur Eröffnung des Krefelder Jazzherbstes hatte der Weltklasse-Pianist Florian Weber ein Quartett zusammengestellt, das vorher noch nie gemeinsam aufgetretn ist: Das Experiment gelang, der Funke sprang über.

 Der Pianist Florian eröffnete den  Jazzherbst im Glasfoyer des Theater, mit dabei Bassist Michel Benita und Drmmer Israel Varela.

Der Pianist Florian eröffnete den  Jazzherbst im Glasfoyer des Theater, mit dabei Bassist Michel Benita und Drmmer Israel Varela.

Foto: Mark Mocnik

Gleich zwei Premieren durfte der Jazzklub Krefeld zum Start des  Jazzherbstes verkünden. Zum einen, dass diesmal der WDR mit von der Partie ist und die Veranstaltungen senden wird. Nicht, dass Krefelds Jazzfreunde inständig hätten darum bitten müssen. Nein, der Rundfunk hatte von sich aus angefragt. Zur zweiten Premiere kam es im Foyer des Stadttheaters mit der Band des Eröffnungskonzerts. Zwar war Florian Weber nicht zum ersten Mal in Krefeld. Im Gegenteil, man kann ihn fast einen Stammgast nennen, so oft war er schon hier. Aber der Pianist kam mit einem Quartett, das in dieser Zusammensetzung vorher noch nie aufgetreten war. Und es ist noch ungewiss, ob es zu weiteren gemeinsamen Auftritten kommen wird.

Illustre Namen waren zusammengekommen. Florian Weber selbst darf zur europäischen Spitzenklasse der Jazzpianisten gezählt werden. Auch Trompeter Eric Vloeimans hat höchstes Renommee. Auch als Pädagoge wird der Musiker geschätzt. Meisterkurse gibt er an den Musikhochschulen in Brüssel, Utrecht, Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Helsinki. Man nennt ihn auch den holländischen Till Brönner. Das sei, kommentierte Florian Weber mit einem Schmunzeln, wohl eher eine Untertreibung.

Noch internationaler geht eine Quartettbesetzung nicht, die vier Jazzer kamen aus vier Ländern. Der Deutsche Weber und der Niederländer Vloeimans fanden eine optimale rhythmische Ergänzung mit dem französischen Kontrabassisten Michel Benita und dem Drummer Israel Varela. Der stammt aus Mexiko und hat heute in Italien eine neue Heimat gefunden.

Weber und seine Mitspieler hatten den Abend im Galsfoyer des Krefelder Theaters unter das Motto „Lucent Waters“, also „leuchtende Wasserströme“ gestellt. Dabei ging es nicht um das Imitieren von Wassergeräuschen. Eher wurde daran erinnert, dass Wasser sehr unterschiedliche Energien entwickeln kann – von malerisch ruhig über leicht bewegt bis stürmisch wild. Und so abwechslungsreich war dann auch die Musik. Der Charakter wechselte in der Regel mehrfach im Laufe eines Stücks. Dass das Quartett erstmals in dieser Besetzung zusammenspielte, erwies sich nicht als Nachteil. Die Absprachen saßen, und für spontane Improvisationen blieb genug Raum.

Das technische Niveau der Spieler war in der Tat sehr hoch. Wenn man Webers Hände beim Spielen sehen konnte, hätte man denken können, da spielt ein klassischer Klaviervirtuose Liszt, Chopin oder Rachmaninov. Seinen durchtrainierten Fingern schien nichts zu schwer zu sein. Und technische Schwierigkeiten schien auch Vloeimans nicht zu kennen. Es war schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit er sich auch in den höchsten Trompetenhöhen bewegte.

Das Krefelder Publikum erlebte einen geliungen Auftakz des jazzherbstes. Noch weitere Leckerbissen sind bei diesem kleinen Festival zu erwarten, das der Jazzklub Krefeld und das Theater Krefeld und Mönchengladbach gemeinsam organisieren: der israelische Tenorsaxophonist Assif Tsahar mit den „Digital Primitives“ und die US-amerikanische Trompeterin Jaimie Branch.

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