Krefeld Bayer will das Kasino abreißen

Krefeld · Der Erhalt sei unzumutbar teuer, ein Verkauf strategisch nicht vertretbar, weil das Gelände wichtig sei als Zugang zum Rhein, argumentiert das Unternehmen. Denkmalschützer plädieren für den Erhalt.

 Das 1960 erbaute Bayer-Kasino fügt sich als eingeschossiger Flachbau mit verglasten Wänden elegant in die zum Rhein hin abfallende Uferlandschaft. Die Energiekosten sind allerdings exorbitant hoch gewesen. Die interne Bezeichnung des Gebäudes bei Bayer lautet R 55.

Das 1960 erbaute Bayer-Kasino fügt sich als eingeschossiger Flachbau mit verglasten Wänden elegant in die zum Rhein hin abfallende Uferlandschaft. Die Energiekosten sind allerdings exorbitant hoch gewesen. Die interne Bezeichnung des Gebäudes bei Bayer lautet R 55.

Foto: Bastian Königs

Bayer Real Estate (BRE) hat bei der Stadt einen Abbruch-Antrag für das ehemalige Betriebsrestaurant des Chempark am Rhein gestellt, das in Krefeld nur "Kasino" genannt wird. Die SPD hatte im März 2012 vorgeschlagen, den Bau des aus Krefeld stammenden Architekten Helmut Hentrich unter Denkmalschutz zu stellen. Mit Blick auf eine mögliche Denkmalwürdigkeit bietet BRE eine "umfassende bau- und nutzungshistorische Dokumentation des ehemaligen Kasino-Gebäudes" an. Der Abbruch würde den Weg für neue Investitionen in den Chempark freimachen: Für den Chempark bietet das Areal rund um das Kasino "den letzten möglichen Zugang zum Rhein", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.

Eine Sanierung und neue Nutzungsformen sind aus Sicht von BRE nicht möglich und auch nicht wirtschaftlich sinnvoll: Die Hauptgründe dafür, dass das Gebäude nicht mehr genutzt wird, liegen laut BRE zum einen in "drastisch" gesunkenen Besucherzahlen, zum anderen an einem "sehr hohen Modernisierungs- und Sanierungsbedarf insbesondere hinsichtlich der energetischen Verhältnisse des Baus". Das markante, architektonisch ungebrochen frisch und modern wirkende Gebäude steht in dieser Hinsicht dem maroden und energetisch katastrophalen Stadthaus des Architekten Egon Eiermann in nichts nach. "Aus finanziellen Gründen ist ein Erhalt von R 55 nicht sinnvoll beziehungsweise zumutbar", erklärt BRE. Das Gebäude könne weder in seiner alten noch in einer neuen Funktion genutzt werden, selbst wenn größere Investitionen getätigt würden.

Auch ein Verkauf an Dritte sei mit Blick auf die Entwicklungsfähigkeit des Standortes aus strategischen Gründen nicht möglich, eben weil das Gelände den letzten Zugang zum Rhein biete.

In dem SPD-Antrag für die Sitzung des Denkmalausschusses am 9. Mai 2012 hatte es geheißen: "Das von Helmut Hentrich und seinen Partnern errichtete Gebäude ist von Ideen des Bauhauses geprägt"; das eingeschossige, rundum verglaste Gebäude sei "aufgrund seiner Architektur und seines bedeutenden Architekten denkmalwürdig".

Kurz zuvor hatte damals auch die Denkmalpflegerin Helmtrud Köhren-Jansen in einem Vortrag vor dem Verein für Heimatkunde das Kasino als schützenswertes Gebäude ins Gespräch gebracht. Die Fachfrau vom Denkmalschutz, die beim Landschaftsverband Rheinland unter anderem für Krefeld zuständig war, nannte das Kasino in einem Atemzug mit dem Eiermann-Stadthaus und der von Bernhard Pfau gebauten Textilingenieurschule am Frankenring als besonders erhaltenswerte Gebäude der Moderne in Krefeld. Die Verbindung von Flachbau und Hochhaus sei "genial gelöst", hatte sie damals in ihrem Vortrag gesagt und appelliert, "sich der Bedeutung für die Industrie-Kulturgeschichte bewusstzuwerden".

(RP)
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