Krefeld/Leverkusen Krefeld verliert sein Bayer-Kreuz

Krefeld/Leverkusen · Mit der Abspaltung der Kunststoff-Tochter zieht sich Bayer aus Krefeld zurück. Deshalb wird nun auch das meterhohe Logo demontiert. In Leverkusen bleibt es dagegen hängen. Die Kunststoff-Tochter will 300 neue Jobs schaffen.

 Noch ist es ein Wahrzeichen von Uerdingen: das Bayer-Kreuz.

Noch ist es ein Wahrzeichen von Uerdingen: das Bayer-Kreuz.

Foto: Thomas Lammertz

Seit 1877 werden in Krefeld-Uerdingen chemische Produkte erzeugt. Damals begann dort am Rhein der Chemiker Edmund ter Meer, Farbstoffe für die Textilindustrie herzustellen. Später ging das Werk in der berüchtigten IG Farben auf. Seit 1951 gehört es zu Bayer. Doch nicht mehr lange. Da der Dax-Konzern seine Kunststoff-Tochter Bayer Material Science, zu der das Uerdinger Werk gehört, 2016 abspalten will, wird es nur noch kurze Zeit unter Bayer arbeiten. Damit sind auch die Tage des berühmten Bayer-Kreuzes gezählt. "Da Bayer in Zukunft keine eigenen Produktionsaktivtäten mehr an diesem Standort unterhalten wird, soll das Uerdinger Bayer-Kreuz abgebaut werden", teilte das Unternehmen mit. Wann das meterhohe Logo demontiert werde, stehe noch nicht fest.

Damit verschwindet eine Landmarke, die seit 1965 am Niederrhein weithin zu sehen war. Das zweite Bayer-Kreuz, das neben der Konzernzentrale in Leverkusen hängt und zwar schon seit 1933, werde dagegen bleiben, versicherte ein Bayer-Sprecher. Schließlich will der neue Life-Science-Konzern hier mehr denn je produzieren.

Seit Monaten wurde auch spekuliert, ob das neue Unternehmen nach der Abspaltung sein Sponsering in der Region aufgibt. Gestern versicherte Bayer: "Auch nach der geplanten Selbstständigkeit von MaterialScience werden die lokalen Bayer-Vereine in Zukunft im gegenwärtigen Umfang unterstützt." MaterialScience werde auch nach der Trennung zahlen. Die Unterstützung komme den 58 Sport-, Hobby- und Kulturvereinen mit 50.000 Mitgliedern an den Standorten Leverkusen, Dormagen, Wuppertal und Krefeld-Uerdingen zugute. "Die Entscheidungen bestätigen unsere Auffassung zum Geist der Verselbstständigung. Beide Unternehmen, Material Science und Bayer, halten an den so wichtigen Leistungen im sozialen Umfeld fest", sagte Bayer-Betriebsrats-Chef Oliver Zühlke.

Bis August soll Bayer Material Science (BMS) rechtlich eigenständig werden, derzeit wird eine Name gesucht. In der zweiten Jahreshälfte wird entschieden, ob Bayer die Aktien der Tochter über die Börse verkauft ("IPO") oder sie den Bayer-Aktionären ins Depot legt, die diese weiterverkaufen können (Spin off).

Klar ist, dass 1.000 Bayer-Mitarbeiter in die neue Gesellschaft wechseln werden, darunter 250 Auszubildende. Zum 1. September sollen sie per "Betriebsteilübergang" zu BMS gehen. Zudem will BMS 300 neue Stellen schaffen, die über den externen Arbeitsmarkt besetzt werden sollen, wie es in Gewerkschaftskreisen heißt. Schließlich braucht BMS nun alles (Investor- Relations-Abteilung, Finanzen, Recht) selbst, um ein eigenständiger Konzern zu werden. Bayer hat zugesagt, dass der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen, der im gesamten Konzern bis zum Jahr 2020 vereinbart wurde, auch für die BMS-Mitarbeiter gilt. Zudem sollen die BMS-Beschäftigten in diesem Jahr wie alle anderen Bayer-Mitarbeiter in den Genuss der vollen überbetrieblichen Leistung kommen.

Noch offen ist, wie sich der neue Bayer-Konzern nach der Abspaltung organisiert. Es wird erwartet, dass der Vorstand im Laufe des Jahre das Ende der Struktur mit einer Holding und Teilkonzernen aufgibt.

150 Jahre Bayer: Riesen-Party in Leverkusen
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Foto: dpa, Bayer Ag

Gestern beschaffte Bayer sich jedenfalls erstmal über eine Anleihe 1,3 Milliarden Euro für "allgemeine Unternehmenszwecke". Der Konzern hat nach seinen Pharma-Übernahmen hohe Schulden und will in diesem Bereich weiter wachsen.

(RP)
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