Krefeld Bayer-Casino: Denkmal ja, aber Abriss durch Covestro rückt näher
Krefeld · Das Oberverwaltungsgericht hat entschieden, dass das Bayer-Casino Denkmal bleibt. Wichtiger für Covestro: Es gibt neue Verhandlungen über einen Abriss.
Erwartungsgemäß hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster die Klage von Covestro First Real Estate (CFRE), dem alten Bayer-Casino den Denkmalstatus abzuerkennen, abgewiesen. Dies erklärte gestern eine Gerichtssprecherin auf Anfrage. Dennoch ist das Unternehmen seinem Ziel, den Bau abzureißen, einen Schritt näher gekommen. Beim Senat bestünden "gewisse Zweifel daran, dass die Erteilung der Abbruchgenehmigung zu Recht versagt wurde", erklärte ein Sprecher der Stadt Krefeld gestern auf Anfrage zum Ergebnis des Verfahrens. Stadt und Eigentümer steigen jetzt auf Anraten des Gerichts erneut in Gespräche ein.
Hintergrund: CFRE hatte beim OVG zwei Verfahren angestrengt. Zum einen wollte Covestro die Streichung des Baus aus der Denkmalliste erwirken, zum anderen eine Abbruchgenehmigung aus wirtschaftlichen Gründen. Die Unterhaltung des Casinos kostet das Unternehmen nach eigenen Angaben jährlich mehrere hunderttausend Euro, eine Nutzung der ehemaligen Kantine ist nach Überzeugung von CFRE nicht in Sicht. Ein Abbruch hingegen würde dem Unternehmen einen strategisch wichtigen Zugang zum Rhein ermöglichen. Im Abbruch-Verfahren hat das OVG die Entscheidung vertagt. Wie Covestro mitteilt, hat das Gericht "die Stadt Krefeld am Ende der Verhandlung zu Aktivität aufgerufen", sprich aufgefordert, sich mit CFRE zu einigen. Daraus schöpft der Eigentümer die Hoffnung auf einen zeitnahen Abriss. "Sollte bis Mitte Juli keine Einigung erfolgen, wird das OVG in der Sache abschließend urteilen", erklärte Covestro dazu. Die Stadt Krefeld habe im Rahmen der Verhandlung bereits Gespräche mit der Covestro First Real Estate (CFRE) angekündigt. Jan Lüben, Geschäftsführer der CFRE, zeigte sich mit dem Urteil in Summe zufrieden: "Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Stadt zu einer Einigung kommen." Nach Lage der Dinge meint er den Abriss.
Das Bayer-Casino wurde von dem aus Krefeld stammenden Architekten Helmut Hentrich geplant und 1961 eingeweiht. In dem Gutachten der Denkmalpflege vom Landschaftsverband Rheinland heißt es, an der Erhaltung des Casinos bestehe "aus architekturgeschichtlichen und geschichtswissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse". Neben der architektonischen Qualität - so besitze das Casino "eine der am konsequentesten gestalteten Metall-Glasfassaden seit der Textilingenieurschule von Bernhard Pfau (1951-54) am Frankenring" - veranschauliche das Casino ein Stück Sozialgeschichte: Die Modernität der Architektur kontrastiert eigentümlich mit der strikten Hierarchisierung zwischen Direktion, Angestellten und Arbeitern, die im Inneren des Gebäudes zum Ausdruck kommt: "Die innere Struktur des Casinos veranschaulicht die soziale Trennung der Werksangehörigen und ist daher sozialgeschichtlich bedeutend", heißt es in dem Gutachten.