Krefeld Bauhaus und Nazis: Linke lehnt Stadt-Ehrung für Lange ab

Krefeld · Das Bauhausgedenken soll Nazi-Verstrickung der Bauhäusler verdrängt haben. Lange weist das entschieden zurück.

 Wird von der Fraktion „Die Linke“ angegriffen: die Kunsthistorikerin Christiane Lange.

Wird von der Fraktion „Die Linke“ angegriffen: die Kunsthistorikerin Christiane Lange.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Ratsfraktion der Partei Die Linke lehnt die Verleihung der Stadtehrenplakette an die Krefelder Kunsthistorikerin Christiane Lange ab. Lange soll für ihr Engagement rund um das Bauhaus-Gedenken in Krefeld mit der Stadtehrenplakette geehrt werden. Die Linke wirft ihr vor, das Verhältnis von Bauhaus und Nationalsozialismus nicht genügend und nicht kritisch genug thematisiert zu haben. Lange weist den Vorwurf zurück, verweist dazu auf Forschungsarbeiten und Publikationen: Es sei insofern „irritierend, dass die Fraktion der Linken sich offensichtlich nicht bemüht hat, unsere publizierten Forschungsergebnisse, unsere Aktivitäten und unsere deshalb öffentlich nachvollziehbare Position zum Thema ,Bauhaus und Nationalsozialismus’ erst einmal zur Kenntnis zu nehmen, bevor sie sich mit ,Kein Preis für Christiane Lange’ öffentlich zu Wort meldete“, erklärte sie auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Linke wirft dem Bauhausgedenken generell Verdrängung vor. Teile des Bauhauses, speziell Mies van der Rohe und Gropius, hätten sich bemüht, vom NS-Regime anerkannt zu werden, heißt es, selbst in den USA nicht. Ausschließlich die NS-Dokumentationsstelle habe in Krefeld auf solche Zusammenhänge verwiesen, behauptet die Linke weiter. Dem Bauherrn des heute Haus Lange genannten Mies-van-der-Rohe-Baus, Hermann Lange, wirft die Linke vor, nach 1933 jüdische Konkurrenten „ausgeraubt“ zu haben: „Die Fachgruppe Samt- und Seidenindustrie unter der Führung von Hermann Lange arisierte ihre ehemaligen jüdischen Konkurrenten ohne Bedenken.“ Gerade im Bauhausjahr wäre eine Gedenktafel am Haus Lange angebracht gewesen.

Christiane Lange erklärte dazu auf Anfrage unserer Redaktion, die pauschale Einschätzung des Verhältnisses „Bauhaus und NS-Regime“ der Linken verlange zwar mehr Differenzierung, „aber der Relevanz dieses Thema stimme ich natürlich zu – vor allem in Krefeld, wo Bauhäusler in großer Zahl während der NS-Diktatur tätig waren“. Lange betont aber, dass sie sich im Rahmen ihrer Forschung und des Beitrages zum Bauhaus-Jubiläum „in mehrfacher Hinsicht diesem Thema“ gewidmet habe. „Unsere Publikation ,Bauhaus und Textilindustrie’ befasst sich kritisch sowohl mit der Rolle des Verbands der Seidenindustrie als auch mit der NSDAP-Mitgliedschaft einiger Bauhäusler. Die Ergebnisse flossen entsprechend in die Ausstellung im Krefeld-Pavillon und in unsere Dokumentarfilme ein“, erläutert Lange. Auch die Tagung „Samt & Seide in der NS-Zeit“ am 15. September 2019 im Krefeld-Pavillon habe sich explizit der Thematik gewidmet: „mit Expertenbeiträgen der Leiterin des NS-Dokumentationszentrums in Krefeld, Sandra Franz, der Historikerin und Autorin der umfassenden Publikation zur der Arisierung in der Textilwirtschaft, Claudia Flümann, sowie von Stefanie van der Kerkhof, Wirtschaftshistorikerin und Autorin des Forschungsbeitrages zum Dachverband der Seidenindustrie.“

Zudem habe eine Fahrradführung von Sandra Franz zur Geschichte der jüdischen Textilcommunity im Oktober zum kostenlosen und für jeden zugänglichen Begleitprogramm des Bauhaus-Jahres gehört.

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