Krefeld Bassbauer aus Leidenschaft

Krefeld · In seiner Hülser Werkstatt baut Rüdiger Ziesemann Bassgitarren. Jedes Instrument ist ein Unikat. Gutes Holz ist der Grundstein für den guten Ton. Viele Promis sind Kunden am Mühlenweg, aber Ziesemann bleibt bodenständig.

 Der Bau eines Basses braucht seine Zeit: Rüdiger Ziesemann veranschlagt etwa 30 Stunden für die reine Handarbeit. Anschließend muss das Instrument noch zwei bis drei Monate trocknen, bevor es endlich spielbereit ist.

Der Bau eines Basses braucht seine Zeit: Rüdiger Ziesemann veranschlagt etwa 30 Stunden für die reine Handarbeit. Anschließend muss das Instrument noch zwei bis drei Monate trocknen, bevor es endlich spielbereit ist.

Foto: Stefan Finger

Hüls Rüdiger Ziesemann ist für Glamour nicht zu haben. Zwar nimmt er Konzerteinladungen gerne an, aber für den VIP-Bereich hat er wenig übrig. Dabei verfügt der 54-Jährige über gute Kontakte in die schillernde Musikbranche. Mitglieder von Bands wie Kreator, Pur, Clueso und Stoppok haben in den vergangenen Jahren den Weg zu Ziesemanns Werkstatt in einer ehemaligen Stofffabrik am Mühlenweg gefunden.

Bescheiden wie der Inhaber selber, weist nur ein kleines, schlichtes Schild den Weg. "Bassline" ist darauf zu lesen. Beim Eintritt empfängt den Besucher ein Duft von Holz und Leim und ein Anblick, der Musikerherzen höher schlagen lässt: Zahlreiche Bässe von klassisch bis puristisch, von naturbelassen bis hochglanzlackiert stehen auf den Böden sämtlicher Räume und hängen an den Wänden. Auch ein paar E-Gitarren sind dabei. "Hauptsächlich aber fertigen wir Bässe an", sagt Ziesemann. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrling arbeitet der Tischlermeister im hinteren Teil der kleinen Gewerbehallen.

Mahagoni, Erle und Esche

Im Mittelpunkt steht die Fräsmaschine, die der Bassbauer nach seinen Zeichnungen programmiert. Jeder Bass, der hier entsteht, ist ein Unikat. Dabei legt der Meister den größten Wert auf gutes Holz. "Ein Standardholz gibt es nicht, aber Mahagoni, Erle und Esche sind bewährte Hölzer für den Instrumentenbau", erklärt der 54-Jährige. Das Holz sei der Grundbaustein für den guten Ton.

Und auch wenn der Ton die Musik macht, spielt bei Ziesemann die Optik eine ebenso wichtige Rolle. Schließlich wollte der gebürtige Kempener Design studieren, bis er bei einem Schreinerpraktikum die Liebe zur Arbeit mit Holz entdeckt hat. Zahlreiche Holzstücke, hauptsächlich aus Kanada, die durch Pilze oder Fehlwuchs eine ganz besondere Maserung aufweisen, gehören zu Ziesemanns Schätzen. "Erst wenn man die Stücke aufschneidet, kommt die Maserung zum Vorschein." Werden die sechs bis acht Millimeter dünnen Deckholzscheiben dann miteinander verbunden, entstehen Muster, in die sich Gesichter, Umrisse eines weiblichen Körpers und Ähnliches interpretieren lassen. Diese besonderen Hölzer dienen als Deckblatt für die Vorderseite des fertigen Basses. Auch Wolkenmuster, die in der Bewegung wie 3-D-Animationen wirken, hat Ziesemann in seiner Sammlung. "Die Muster und Farben gibt die Natur vor", sagt der Bassbauer.

Bis zu drei Monaten Wartezeit

Von Hölzern, die rot-orange Farbtöne aufweisen bis zum schwarzen Ebenholz findet sich eine breite Farbpallette in der Tischlerei. Darüber hinaus werden alle Farben nach Kundenwunsch lackiert. Etwa 70 Bässe verkauft Ziesemann im Jahr. Wer einen Bass bei "Bassline" anfertigen lassen möchte, muss Geduld haben. "Um einen Bass zu bauen, braucht man im Prinzip 30 Arbeitsstunden", sagt der Tischlermeister. Aufgrund der langen Trocknungszeiten aber muss der Musiker zwei bis drei Monate auf sein Instrument warten. Ziesemanns Kunden nehmen das gerne hin, denn sie wissen, dass sich das Warten lohnt. Zahlreiche Mails und Karten, in denen Musiker die Arbeit loben, zeugen von der Begeisterung. Und da ist auch verzeihlich, dass der Meister die prominenten Besucher nicht immer erkennt. "Hier war mal jemand, der erzählte, er habe gerade ein Konzert in Düsseldorf gegeben und den Tipp bekommen, sich bei mir einen Bass anfertigen zu lassen", erinnert sich der 54-Jährige. Die Rechnung ging an Joe Crawford. Der Name sagte dem Bassbauer nichts. Erst als ein Bekannter ihn darauf hinwies, dass der Bassist von Pur neuerdings einen Bass von "Bassline" spiele, wusste Ziesemann, wer der Kunde war.

Schwer beeindruckt hat das den Tischlermeister nicht. Dafür ist er zu bodenständig. Außerdem hört er lieber Jazzrock. Schon als Abiturient hat er bei der Kempener Jazzrockband "Cheapness forever" und in der "Watermelon Blues Band" gespielt — natürlich Bass.

(RP)
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