Krefelder Persönlichkeit Urgestein des Badminton gibt Ämter ab

Krefeld · Einen Schläger hat er nie in der Hand gehabt, aber sein Herz gehört seit Jahren dem Badminton: Alfred Swyen ist Manager, Trainer und zudem Gründer der Badminton-Jugendabteilung, die es bis zu Bundesliga geschafft haben.

 Svenja Kopelin-Werner (r.) ist Nachfolgerin von Alfred Swyen (l.), der im Alter von 83 Jahren sein Amt als Abteilungsleiter Badminton abgibt. Lammertz, Thomas

Svenja Kopelin-Werner (r.) ist Nachfolgerin von Alfred Swyen (l.), der im Alter von 83 Jahren sein Amt als Abteilungsleiter Badminton abgibt. Lammertz, Thomas

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Ich habe selbst nie einen Schläger in der Hand gehabt“, sagt Alfred Swyen, der die Badminton Bundesliga des SC Bayer Uerdingen e. V. bis zu ihrem Rückzug gemanagt hat. Und nicht nur das: 1971 gründete er die Jugendabteilung und trainierte diese auch, denn bis dahin konnten Schüler und Jugendliche noch nicht im Verein den schnellen Ballsport ausüben. Swyen hat sich von Beginn an voll in die Aufgabe hineingekniet: Der Gewinner des ersten Turniers der Jugend erhielt damals einen begehrten Preis, nämlich zwei Karten für ein Fußballspiel von Mönchengladbach, damals noch mit Hennes Weisweiler.

Die Motivierung trug bald reiche Früchte: 1975 wurde die Schülermannschaft der Damen deutscher Vizemeister und im selben Jahr stieg der SC in die Bundesliga auf. 28 Jahre lang war der Verein in der Bundesliga, mit der Ausnahme von einem einzigen Jahr in der Oberliga, dem aber unmittelbar wieder der Aufstieg folgte. In den Jahren 1992, 1993 und 1995 war Swyens Mannschaft deutscher Meister, und dreimal errang sie den dritten Platz von 32 teilnehmenden Mannschaften bei der Europameisterschaft, und zwar in den Jahren 1998, 2002 und 2003.

Das Jahr 1992 brachte große Änderungen für die Krefelder Badmintonabteilung: Nun kamen auch Profis aus dem Ausland hinzu, wie auch in der gesamten Bundesliga. Durch die Förderung der Firma Bayer AG stand hierfür Geld zur Verfügung. Auch diese nicht ganz einfache Aufgabe der professionellen Führung der Mannschaft managte der ehemalige Werkstattleiter ehrenamtlich, unterstützt und begleitet von Gisela Hoffmann, die in ihrer hauptamtlichen Funktion als Generalsekretärin der europäischen Badmintonunion EBU zum Beispiel die Kontakte zu den internationalen Profis herstellte.

Diese Sportler aus Dänemark, England oder anderen europäischen Ländern holte Swyen dann persönlich am Flughafen ab und versorgte sie dann bei sich zu Hause mit einem üppigen Frühstück, bevor die spannenden Wettkämpfe losgingen. Swyen erinnert sich noch gut an ein Bundesligaspiel im Herreneinzel in Langenfeld, als es nach zwei Sätzen unentschieden stand und der Gegner, ein Chinese, vollkommen ausgepowert zu sein schien. Dann jedoch wurde er vor dem dritten Satz auf einer dicken Turnmatte behandelt: „Die kamen da mit zwei Sauerstoffflaschen, und danach hat der Gegner doch tatsächlich noch gewonnen“, berichtet der 83-Jährige. Da das Geld von Bayer ab 2003 aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur nicht mehr zur Verfügung stand, bedeutete dies den Abschied des SC Bayer 05 Uerdingen aus der Bundesliga, doch Swyen blieb dem Verein auch weiterhin treu.

Lange Jahre gab es in internationalen Turnieren noch keine elektronische Anzeige des Spielstandes, sondern die Punkte jeweils per Zähltafel angezeigt wurden. Eines dieser Zähltafelkinder ist Svenja Kopplin-Werner. Die heute 38-jährige Mutter von zwei Töchtern, bereits seit 31 Jahren Mitglied in der Abteilung, ist seit dem 1. April 2020 Nachfolgerin von Alfred Swyen, der im Alter von 83 Jahren sein Amt als Abteilungsleiter Badminton abgibt. „Ich freue mich sehr, dass wir so eine engagierte Nachfolgerin bekommen“, sagt der gebürtige Hohenbudberger. Seine 46 engagierten Jahre ehrenamtlicher Arbeit sollten nicht unbelohnt bleiben, und so wurde dem rüstigen Senior für seinen Verdienst um den Badmintonsport im Verein und Krefeld nicht nur im Jahr 2000 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen, er erhielt außerdem 2014 den städtischen Ehrenteller.

Das Badmintonfieber scheint ansteckend zu sein: die Frau des langjährigen Abteilungsleiters ist auch heute noch im Ehrenrat des Gesamtvereins, für den sie Jubilare besucht; auch der Sohn ist Mitglied im Verein, und die Tochter Heidi Haupt war viele Jahre auch als Schiedsrichterin aktiv.

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