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Krefeld Bach trifft Koran: Weihnachtsoratorium für Christen und Muslime geplant

Krefeld · Die Friedenskirche bereitet ein außergewöhnliches interreligiöses Projekt vor: Kantor Hans-Jörg Böckeler und Pfarrer Michael Windhövel planen ein Weihnachtsoratorium als Gemeinschaftsaktion von Christen und Muslimen.

Musikalisch geht es um die Begegnung von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium und moderner, für das Oratorium geschriebener Musik des türkischen Komponisten Betin Günes. "Ich hoffe, es kommt zu einem Dialog mit der Musik von Bach. Wir Muslime glauben auch an Jesus als Prophet. Das wissen viele nicht. Wir möchten mit dem Oratorium einen Beitrag zur Begegnung der Religionen leisten", sagte Günes gestern unserer Zeitung. Das Konzert soll im Advent aufgeführt werden, es werden noch Sänger gesucht.

Mitwirkende des Oratoriums sind der Dio-Chor, die Kantorei der Friedenskirche und das Turkish Chamber Orchestra, ein international besetztes Orchester aus Köln unter Leitung von Günes - sowie möglichst viele Krefelder aus allen Religionsgemeinschaften, die Spaß am Singen haben.

"In dem Oratorium sind Texte aus Koran und Bibel sowie musikalische Traditionen aus Morgen- und Abendland miteinander verwoben", sagt Pfarrer Windhövel von der Friedenskirche. Die Texte für das Oratorium greifen auf die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium, auf Texte des Bach-Texters Picander (Picander war das Pseudonym für Christian Friedrich Henrici, 1700-1764, er war der wichtigste Textdichter Bachs), auf Koran-Texte wie die Sure 19, Vers 16 bis 34, und auf Dichtungen von Hureyre Kam zurück.

Hureyre Kam erlangte bundesweit Aufmerksamkeit, weil er einer der ersten Doktoranden für Islamtheologie an einer deutschen Universität war. "Auf ihm ruhen Hoffnungen. Er soll den Islam modernisieren", schrieb etwa der "Tagesspiegel". Auch die FAZ berichtete über ihn und schrieb, er setze sich mit Fragen zum Verstehen des Korans auseinander - "mit dem Versuch, tradierten Lesarten neue gegenüberzustellen".

Ziel des Oratoriums sei es, die Erzähltradition in beiden Religionsgemeinschaften innerhalb des Oratoriums fortzuführen, sagt Kantor Böckeler. "Das Besondere an der Geschichte der Geburt Jesu ist, dass sie sowohl in der Bibel als auch in Koran-Versen verkündet wird. Das verbindet die Religionsgemeinschaften."

Der türkische Komponist Betin Günes, Jahrgang 1957, lebt und arbeitet seit langem in Deutschland. In der Region ist er bekannt als Komponist, Pianist und Dirigent. Er war etwa Leiter des Kölner Symphonieorchesters, des Kammermusikensembles Mondial und steht heute dem "Turkish Chamber Orchestra" vor. Günes hat ungefähr ein Dutzend CDs veröffentlicht und war Teilnehmer an internationalen Konzertereignissen. Zu seinem Werk zählen neben elektronischer Musik zehn Symphonien, Kammermusiken und Konzerte sowie Klaviersolostücke. Neben der Musik von Günes steht das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach mit den Kantaten 1 bis 3 als klassisches christliches Element. Günes hofft, mit dem Projekt einen Beitrag zur Verständigung der Religionen zu leisten. "Vielleicht bewegen wir ja ein paar Steinchen", sagt er. Zu der Musik, die er plant, sagt er: "Meine Musik ist als Dialog mit Bach angelegt. Natürlich wird die Musik auch meine Handschrift tragen, aber ich hoffe, dass die Zuhörer zeitweilig nicht wissen, ob sie sie in der Bibel oder im Koran sind."

Wer Interesse am Chorgesang in dem Projekt hat, kann mitmachen: Proben sind mittwochs, 18 Uhr, in der Friedenskirche, oder donnerstags im Probenraum von Kantor Böckeler, Roßstraße 241. Informationen unter Tel.: 02151 / 97 85 75.

(RP)
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