Krefeld Awo-Sozialstation gerettet

Krefeld · Das Engagement der Mitarbeiterinnen hat sich gelohnt. Die Pläne für eine Schließung oder Auslagerung sind vom Tisch. Die Awo Krefeld will die eigene Sozialstation weiter erhalten.

 Gestern vor der Zentrale der Awo-Pflegestation am Westwall: die Mitarbeiterinnen (v. li.) Elisabeth Brück, Martina Hartleib, Vorsitzende Petra Schneppe, Geschäftsführer Hans-Joachim Olgemann und Renate Gbegan.

Gestern vor der Zentrale der Awo-Pflegestation am Westwall: die Mitarbeiterinnen (v. li.) Elisabeth Brück, Martina Hartleib, Vorsitzende Petra Schneppe, Geschäftsführer Hans-Joachim Olgemann und Renate Gbegan.

Foto: BASTIAN KÖNIGS

Die vergangenen sechs Monate haben den Ausschlag gegeben. Aus dem Kreis der Beschäftigten kamen Ideen zur Umstrukturierung. Sie bedeuten zwar noch keine schwarzen Zahlen, aber der Zuschuss kann verringert werden. Anfang der Woche beschloss der Vorstand der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Krefeld, die Sozialstation wie bisher in eigener Regie weiterzuführen, erklärte gestern Awo-Vorsitzende Petra Schneppe. Damit sind nicht nur die Arbeitsplätze der 40 Mitarbeiterinnen der Sozialstation gesichert, sondern auch der Streit der vergangenen Wochen und Monate beigelegt. Am Mittwoch kamen die Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung zusammen. Gestern gingen Vorsitzende Schneppe und Geschäftsführer Hans-Joachim Olgemann an die Öffentlichkeit: "Mitarbeiter, Geschäftsführung und Vorstand ziehen wieder an einem Strang."

Defizit baute sich auf

Ende 2010 war die Sozialstation "stark in finanzielle Schwierigkeiten" geraten. Da die Einnahmen dauerhaft unter den Ausgaben fürs Personal lagen, baute sich Monat für Monat ein Defizit auf. Da die Sozialstation nicht auf Dauer quer finanziert werden konnte, so Petra Schneppe und Hans-Joachim Olgemann, dachte man laut über einen Verkauf oder die Gründung und Auslagerung in eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) nach. Das rief im November die Gewerkschaft Verdi auf den Plan, die der Awo einen "Wechsel ins neoliberale Lager" vorwarf, weil es in einer gGmbH keine Tarifbindung mehr gebe. Lasse man alles laufen, sei der Awo-Kreisverband bedroht, gab damals Geschäftsführer Hans-Joachim Olgemann zu bedenken. Auch heute verweist er auf die Schere zwischen den gesetzlich festgelegten Leistungen der Kranken- und Pflegekassen auf der einen, und den ebenso festgeschriebenen Tariflöhnen. Olgemann vermutet, dass die Awo gegenüber der Konkurrenz auf dem Gebiet der mobilen Kranken- und Altenpflege die höchsten Löhne zählt. Die anderen Träger oder privaten Anbieter seien nicht so strikt an diese Tarife gebunden.

Während der vergangenen Monate sind Mitarbeiter und Leitung ins Gespräch gekommen. Aus der Reihen der Mitarbeiterinnen seien viele Ideen zur Umstrukturierung gekommen, die jetzt umgesetzt werden, um Kosten einzusparen. Olgemann sieht damit die Sparte Sozialstation auf einem guten Wege. Jetzt setzt die Awo auf Expansion. Bei gegenwärtig 130 bis 140 Klienten könnten noch neue aufgenommen werden. In Spitzenzeiten betreute die Awo 170 Klienten. Positiv ist die Awo-Sozialstation Krefeld vom "Pflege-TÜV" des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen getestet worden. Die Kundenbefragung ergab eine 1,2 (Landesdurchschnitt 1,7).

(RP)
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