Krefeld Ausnahmefall Tagesvater

Krefeld · Mirko Billen ist einer von zwei Tagesvätern, die derzeit in Krefeld beschäftigt sind. Der 36-Jährige betreut zu Hause nicht nur den eigenen Sohn Jonah, sondern auch zwei Tagespflegekinder.

 Mirko Billen und sein zwei Jahre alter Sohn Jonah. Während seine Frau tagsüber als Chirurgin im Krankenhaus arbeitet, kümmert sich Billen um den eigenen Nachwuchs und zwei Tagespflegekinder.

Mirko Billen und sein zwei Jahre alter Sohn Jonah. Während seine Frau tagsüber als Chirurgin im Krankenhaus arbeitet, kümmert sich Billen um den eigenen Nachwuchs und zwei Tagespflegekinder.

Foto: Thomas Lammertz

Kennengelernt hat Mirko Billen seinen "Mitstreiter" noch nicht. "Bis vor zwei Wochen wusste ich gar nicht, wie viele Tagesväter es in Krefeld gibt. Ich habe mir aber schon gedacht, dass es wohl nicht allzu viele sind", sagt Billen und lacht.

Der 36-Jährige ist derzeit einer von zwei Tagesvätern in Krefeld, die diesen Beruf in Vollzeit ausüben. Tagesmütter gibt es dagegen etwa 160. Seit dem 1. März betreut Billen bei sich zu Hause neben seinem zweijährigen Sohn Jonah auch Alexander (zwei Jahre) und Lia (drei Jahre). Die vierjährige Tochter Ilka geht in den Kindergarten.

Dass männliche Tagespflegepersonen noch immer Exoten sind, stellte Billen schon während der Ausbildung fest. "In den Qualifizierungs-Seminaren war ich der einzige Mann." Schiefe Blicke und blöde Kommentare habe ihm das aber nicht eingebracht. "Ich habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Sowohl in meinem persönlichen Umfeld als auch bei den Eltern der Tagespflegekinder."

Selbstverständlich ist das allerdings nicht. "Von anderen Tagesvätern habe ich gehört, dass sie durchaus auch mal auf Ablehnung seitens der Eltern gestoßen sind", berichtet Billen. "Grundsätzlich sind die Reaktionen der Eltern sehr positiv", sagt Petra Josten vom Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung der Stadt Krefeld, der gemeinsam mit dem Deutschen Kinderschutzbund Krefeld für die Vermittlung und Beschäftigung von Tagespflegepersonen zuständig ist.

"Allerdings kommt es vor, dass Väter nicht damit einverstanden sind, dass ihr Kind von einem Tagesvater betreut wird, da sie ihn als Konkurrenz sehen." Besonders beliebt sind Tagesväter dagegen bei alleinerziehenden Müttern. "Für diese Frauen ist es sehr positiv, dass ihre Kinder eine männliche Bezugsperson haben", erklärt Josten.

Mirko Billen ist gelernter Chemikant, seine Frau arbeitet als Chirurgin. Dass er sich einmal um den Großteil der Kindererziehung kümmern würde, stand für beide schon lange fest. "Schichtarbeit und Familie sind meiner Meinung nach nicht vereinbar. Deshalb habe ich schon sehr früh die Entscheidung getroffen, die Elternzeit als Ausstieg aus dem Beruf zu nutzen", sagt Billen. Bereut hat er diesen Schritt bis heute nicht. "Ich genieße die Zeit zu Hause mit den Kindern sehr."

Die Idee, die Haushaltskasse durch die Einnahmen als Tagesvater aufzubessern, kam ihm nach der Geburt des zweiten Kindes. "Ich würde in Zukunft gerne mit behinderten Kindern arbeiten. Jetzt habe ich die Möglichkeit, Erfahrungen in der professionellen Kinderbetreuung zu sammeln", erklärt Billen. Auch Söhnchen Jonah profitiert davon. "Für Jonah bedeutet das, dass er ständig Spielkameraden um sich hat, auch wenn seine Schwester im Kindergarten ist."

Vorerst möchte Mirko Billen weiter als Tagesvater arbeiten. Nach den Sommerferien, wenn Alexander und Lia in den Kindergarten kommen, wird er zwei neue Tagespflegekinder bekommen.

(RP/rl)
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