Jugendtheater in Krefeld Ausgeschlossen, bloßgestellt, gedemütigt

Krefeld · Das Stück „Out! – Gefangen im Netz“ von Knut Winkmann hat im Kresch-Theater das Cybermobbing zum Inhalt.

 Philipp Winkler spielt in der Kreschproduktion den Dominik Stein.

Philipp Winkler spielt in der Kreschproduktion den Dominik Stein.

Foto: Thomas Weinmann

Mit großer Begeisterung haben die Zuschauer im Kresch-Theater die Premiere von „Out! – Gefangen im Netz“ aufgenommen. Das Stück von Knut Winkmann hat das Cybermobbing zum Inhalt und löst in seinen Zuschauern zwei Gefühle aus: eine starke, langsam anwachsende Beklemmung und als Gegengift die Hoffnung auf einen Helden.

In diesem Stück ist der Held Dominik Stein, gespielt von Philipp Burkhard Winkler. Er kommt als vorgeblicher Kriminalbeamter in eine Schulklasse und erzählt die Geschichte seiner Schwester Viktoria. In Häppchen erfahren die Schüler, was Vicky geschah. Sie wurde ausgeschlossen, bloßgestellt, gedemütigt – alles im Netz.

Auf der Bühne sitzen 16 Schüler in ihrem Klassenraum mit elf Tischen, einem Pult und einer altmodischen Tafel. Die meisten von ihnen nehmen diese Rollen zu ersten Mal ein; ihre Eltern sitzen im Publikum. In ihrem Alter von eben über zehn widersprechen sie dem vom Autor vorgeschlagenen Alter (ab 14) und sind doch sehr heitere und willige Mitspieler. Sie verstehen es, den Impulsen des Dominik Stein zu folgen, wenn sie etwa in das rhythmische Fingertrommeln des Vaters von Dominik und Vicky einfallen.

In der Inszenierung von Intendantin Isolde Wabra schlüpft Hauptdarsteller Winkler ansatzweise in verschiedene Rollen. Die alle sind wichtig im jungen Leben von Viktoria – und leider nicht immer mit Vorbildfunktion. Etwa die schwächelnde Englisch-Lehrerin, die während der Austauschfahrt nach London nur abzuwiegeln versucht, als ein paar Jungs übergriffig werden. Oder der Schuldirektor, der alles runterdimmt. Oder der cholerische laute Vater. Es sind alles Erwachsene, die ihre schützende Aufgabe nicht erfüllen.

„Das ist der Alltag der Schulkinder“, sagt eine Mutter, deren Sohn in der ersten Bank saß. Er hat sich amüsiert und viel verstanden. Doch nicht alle sehr derb formulierten Verletzungen. „Aber wir haben die Stimmung empfunden“, sagt eine 13-Jährige; und ihr jüngerer Bruder ist überzeugt: „Die Message hab‘ ich begriffen.“

Der große Bruder Dominik im Stück, der in der Klasse die Verantwortung für die Mitschüler zum Thema macht, erzählt auch Beispiele für Zivilcourage. Einer greift ein, als jemand im Bus fies behandelt wird. Die Zuschauer sind von der Aktualität ergriffen: Die Kinder erkennen ihren Schulalltag deutlich wieder. Und den Eltern wird klar, was im Netz alles geschehen kann, dass sie hinschauen müssen auf das Leben ihrer Kinder.

„Out! – Gefangen im Netz“ soll in die Schulen wandern: Die mobile Produktion kann von den Lehrern angefordert werden. „Wir erkundigen uns vorher, ob es Probleme in der Schule oder Klasse gegeben hat und stellen uns darauf ein“, sagt Isolde Wabra. Es gab schon zwei Aufführungen in zwei Krefelder Schulen, an die sich jeweils ausführliche Diskussionen angeschlossen haben, wie sie auch nach der Premiere im Foyer der Studiobühne geführt wurden.

Im Programm zum Stück sind Details zum Cybermobbing abgedruckt und es gibt auch die hilfreiche Passage „Wie kann ich mich schützen“. „Out! – Gefangen im Netz“ greift ein hochaktuelles Thema auf und weist auf Probleme von Kindern hin, die manchen Erwachsenen gar nicht klar sind und bietet mit den anschließenden Diskussionen Hilfestellung an. Es ist dem Stück zu wünschen, dass viele Schüler sich mit dem Thema auf diese Weise auseinandersetzen können.

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