Krefeld Auf Zeitreise mit Wishbone Ash

Krefeld · In den 1970er Jahren war die Britische Band auf dem Weg nach ganz oben. Jetzt feierte das Team um Andy Powell die großen Songs und die stilistische Wandlungsfähigkeit der Band.

 Grünes Licht für Wishbone Ash: In der fast ausverkauften Halle der Kulturfabrik feierten die Fans eine Band, die in den 1970ern ganz groß war und heute noch immer raffiniert, frisch und unverwechselbar klingt.

Grünes Licht für Wishbone Ash: In der fast ausverkauften Halle der Kulturfabrik feierten die Fans eine Band, die in den 1970ern ganz groß war und heute noch immer raffiniert, frisch und unverwechselbar klingt.

Foto: Thomas Lammertz

Wishbone Ash rockten die Kulturfabrik mit einem schönen Querschnitt ihrer Songs. Die Musiker bewiesen, dass sie immer noch mit ihrem Sound für warmes Rock-Feeling mit viel Gitarrenzauber sorgen können.

Die Geschichte der britischen Band ist indes mehr als kompliziert. Rockfreunde mit besonderem Augenmerk für hervorragendes Leadgitarrenspiel werden sie dennoch in bester Erinnerung haben, gehörten sie doch zu den ersten Bands, die das gekonnte Spiel mit zwei Leadgitarristen zu ihrem Markenzeichen machten. In den 70ern, als sie auf dem besten Weg waren, richtig groß zu werden, prägten Ted Turner und Andy Powell den Sound der Band. Die zahllosen Umbesetzungen hat nur Powell "überlebt". Das gibt es auch bei anderen Bands, ist erstmal nichts Ungewöhnliches, doch wer heute über Wishbone Ash spricht, spricht eigentlich über Andy Powell umrahmt von einem wechselnden Team. Momentan sind es - seit 2017 ganz frisch dabei - Mark Abrahams als zweiter Lead, seit den 90ern ist Bob Skeat für den Bass zuständig, und seit 2007 sitzt Joe Crabtree am Schlagzeug. Immerhin doch eine gewisse Stabilität. Was für den Stil, der sich in den Alben widerspiegelt, nur eingeschränkt gilt. Die Briten haben viel experimentiert. Reinen puren Progressive-Rock mit viel Augenmerk auf Instrumentals, mit verschiedenen Einschlägen, haben sie immer wieder aus neuer Perspektive zu ihrem Kern werden lassen. Doch es gab auch Ausflüge in - aus Rock-Perspektive - eher abseitigere Klangsphären mitte der 90er Jahre. Dass Powell und seine Band ihr Konzert in der gut gefüllten Kulturfabrik mit einem Instrumental aus ihrem Album Bona Fide (2002) öffneten, spricht Bände. Fans lieben Powell für seine Stimme, die angenehm unaufgeregt lyrische Qualitäten mitbringt, vor allem aber für die raffinierten Gitarreneffekte, die sich im Zusammenspiel zweier Sologitarren entfalten (Twin lead sound). Die Songs strahlen Leichtigkeit und musikalische Verspieltheit aus. Natürlich eher auf den zweiten Blick - sozusagen unter der Haube. Über mit mäßig energetischen Beats getriebenen, immer wieder überraschenden Klanggefügen schwingen sich eingängige, schön schwebende Vokal-Linien. Auch mal in einem Ausflug ins Akustische. Klar wird die stilistische Wandlungsfähigkeit der Band, ist der unverwechselbare Subtext dennoch immer da.

Ob bei "The King will come" oder auch "Warrior", ob bei "Throw down the sword", "Wings of desire", alle Bandmitglieder machen durchweg eine gute Figur, kosten die extensiven Vor-, Zwischen- und Nachspiele mit viel Pathos aus. Natürlich durften Klassiker wie "Phoenix" und "Blowin' Free" genauso wenig fehlen wie das kunstvolle Instrumental "F.U.B.B." (das steht übrigens für "Fucked Up Beyond Belief").

Es wurde auch erfreulicherweise deutlich, dass in Mark Abrahams ein würdiger Duo-Partner für Powell seinen Weg zu Wishbone Ash gefunden hat. Sein Spiel zeugt von Klasse. Das Publikum war zufrieden. Erwähnenswert ist auch die Vorband rund um Doris Brendel (Tochter des Pianisten Alfred Brendel), die mit ihrem Steampunk-Fairytale-Rock für einen schönen Gegenpol sorgte.

(RP)
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