Krefeld Auf der Suche nach einem CDU-Kandidaten

Krefeld · CDU-Fraktionschef Reuters favorisiert jemanden mit Leitungserfahrung in der Verwaltung. Da kommen Namen aus Krefeld in Frage - aber auch von außerhalb. Zum Beispiel aus Kempen.

 Selbstbewusst, fähig, aber nicht gut vernetzt in der CDU und manchmal mit sehr eigenem Kopf gegenüber der Politik: Martin Linne, Planungsdezernent. Er ist vom Typ her eher intellektuell und weniger leutseliger.

Selbstbewusst, fähig, aber nicht gut vernetzt in der CDU und manchmal mit sehr eigenem Kopf gegenüber der Politik: Martin Linne, Planungsdezernent. Er ist vom Typ her eher intellektuell und weniger leutseliger.

Foto: T.L.

Nach der Ankündigung von Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU), 2015 nicht mehr für das Amt anzutreten, wird es am Montag die erste offizielle Besprechung der CDU-Spitze über Kandidaten für die OB-Wahl geben. Parteichef Marc Blondin ist dann aus dem Urlaub zurückgekehrt. CDU-Fraktionschef Philibert Reuters kündigte an, dass zunächst auf einer Vorschlagsliste Namen gesammelt werden. Er selbst hat sich - ausdrücklich als persönliche Stellungnahme - für jemanden mit Leitungserfahrung in der Verwaltung auf Beigeordnetenebene ausgesprochen. Ob sich dieses Kriterium durchsetzt, sei aber noch nicht klar, betonte er, es gebe keine Festlegungen. Auch wenn gestern im politischen Krefeld eisern kein einziger Name genannt wurde - Reuters' Bemerkung hat den Blick nach außen geöffnet.

 Verwaltungserfahren, hat aber die CDU-Fraktion in den Etatberatungen gegen sich aufgebracht: Kämmerer Ulrich Cyprian. Ist wie Linne nicht wirklich leutselig, pflegt eine teils etwas hölzern-komplizierte Fachsprache.

Verwaltungserfahren, hat aber die CDU-Fraktion in den Etatberatungen gegen sich aufgebracht: Kämmerer Ulrich Cyprian. Ist wie Linne nicht wirklich leutselig, pflegt eine teils etwas hölzern-komplizierte Fachsprache.

Foto: RP-Archiv. T.L.

Doch zunächst der Blick nach innen. Wenn es um Beigeordnete geht, fallen einem die Namen von Stadtdirektorin Beate Zielke, Planungsdezernent Martin Linne und Kämmerer Ulrich Cyprian ein - die übrigen sind erkennbar im Hintergrund. Doch alle drei haben Handicaps: Zielke ist eine fähige und erfahrene Verwaltungsfachfrau, sie hat oft starke Nerven und Stehvermögen bewiesen. Doch sie arbeitet offensichtlich lieber im Hintergrund, ist eher öffentlichkeitsscheu, hat so gar nichts von einer Selbstdarstellerin. Als Wahlkämpferin kann man sie sich nicht recht vorstellen. Planungsdezernent Martin Linne ist eher der Typ Intellektueller; eloquent, aber nicht leutselig, zudem hat er einen sehr eigenen Kopf und ist schlecht in der CDU vernetzt. Als Wahlkämpfer kann man sich ihn ebenso wenig vorstellen wie als Schützenfesteröffner. So erhält er wie Zielke das Prädikat "eher unwahrscheinlich".

 Ist in Krefeld angesehen und verwurzelt, Haushaltsexperte, hat Erfahrung in der Bundespolitik: der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke. Unklar ist, ob er in die Niederungen der Kommunalpolitik steigen möchte.

Ist in Krefeld angesehen und verwurzelt, Haushaltsexperte, hat Erfahrung in der Bundespolitik: der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke. Unklar ist, ob er in die Niederungen der Kommunalpolitik steigen möchte.

Foto: RP-Archiv. T.L.

Das Gleiche gilt für Kämmerer Ulrich Cyprian. Fachmann ja, Kenner der Verwaltung ja, erfahren in Kommunalpolitik ja - aber Menschenfischer ist er nicht. In den Etat-Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre hat er zudem in der CDU-Fraktion Vertrauen verspielt, weil er im Verein mit Gregor Kathstede Steuererhöhungen einplante, obwohl die Fraktion genau das nicht wollte. Enttäuscht von ihm ist auch die FDP, weil er in Sachen Ausgliederung städtischer Aufgaben in GmbH keinen Millimeter vorangekommen ist. Nein, es ist kaum anzunehmen, dass die Bürgerlichen mit ihm und für ihn in den Wahlkampf ziehen.

 Jemand von außen: Michael Klee, Ur-Krefelder, Sozialdezernent in Kempen, parteilos, CDU-nah, wird in Kempen auch von der SPD und den Grünen geschätzt; hat sich dort als guter Kommunikator bewährt.

Jemand von außen: Michael Klee, Ur-Krefelder, Sozialdezernent in Kempen, parteilos, CDU-nah, wird in Kempen auch von der SPD und den Grünen geschätzt; hat sich dort als guter Kommunikator bewährt.

Foto: Hüskes

Bleiben Kandidaten von außen. Einer, der in Krefelder geachtet ist und Erfahrungen in der Bundespolitik hat, ist der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke. Er hat sich als Haushaltsexperte Respekt erarbeitet und konnte im Bundestag als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion auch Verwaltungserfahrung im Personalmanagement sammeln. Allerdings hat er nie Ambitionen erkennen lassen, beruflich nach Krefeld zu gehen; man darf auch vermuten, dass er als Anwalt in Berlin deutlich besser verdient, als er es als Oberbürgermeister von Krefeld tun würde.

Neben bekannten Gesichtern gibt es ja auch weniger bekannte - Gesichter von Leuten, die um Krefeld herum in Verwaltungen arbeiten. Ein Beispiel ist Michael Klee, der in Kempen Beigeordneter für Soziales, Jugend, Schule und Sport ist.

Klee ist Jahrgang '61, Ur-Krefelder, Jurist, parteilos, aber CDU-affin. Er hat sich seit seiner Wahl zum Beigeordneten in Kempen im April 2012 Respekt auch bei SPD und Grünen erworben. Bei der umstrittenen und schwierigen Gründung der ersten Gesamtschule in Kempen hat er den turbulenten, polarisierten Diskussionsprozess souverän moderiert und am Ende einen Konsens über die Schulgründung eingeleitet. Als Sozialdezernent und Gesamtschulgründer wäre er ein unbequemer Gegner für die SPD und deren soziales Profil.

Ob die CDU am Ende wirklich einen Verwaltungsmann oder doch eher einen Politiker auf den Schild hebt, ist einstweilen offen. Die FDP jedenfalls stützt Reuters' Linie. "Die Äußerung des CDU-Fraktionschefs weist in die richtige Richtung", erklärte FDP-Fraktionschef Heitmann gestern und wünschte sich zudem Managementqualitäten vom Kandidaten: "Immerhin handelt es sich bei der Stadtverwaltung mit 3000 Mitarbeitern um den größten Betrieb in Krefeld."

(RP)
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