Klimasimulation „Auf der Suche nach besten Lösungen“

Krefeld · Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Stadt Krefeld, Heidi Matthias, fühlt sich missverstanden.

 Heidi Matthias hat mit ihren Anträgen zum Klimaschutz eine kontroverse Diskussion ausgelöst.

Heidi Matthias hat mit ihren Anträgen zum Klimaschutz eine kontroverse Diskussion ausgelöst.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Grünen arbeiten gerade an ihrem Ruf, mit übertriebenen Forderungen an Umwelt- und Klimaschutz eine positive Stadtentwicklung zu behindern. Ist das Absicht?

Heidi Matthias: Das ist kompletter Unsinn. Wir sind auf der Suche nach besten Lösungen für Krefeld. Dabei blicken wir über den Tellerrand und über Stadtgrenzen hinaus, um Erfahrungen anderer Kommunen und neue Methoden zu berücksichtigen.

Stichwort Wallhöfe: Der Krefelder Projektentwickler hat in enger Abstimmung mit der Verwaltung einen Bebauungsplan erarbeitet, 14 Gutachten erstellen lassen, und dann kommen die Grünen und fordern zusätzlich eine Klimasimulation. Wofür soll das gut sein?

Heidi Matthias: Zuerst möchte ich betonen, dass wir das Projekt Wallhöfe begrüßen! Wir haben immer erklärt, dass eine Innenstadtverdichtung dem Bauen auf der grünen Wiese vorzuziehen ist. Im konkreten Fall möchten wir die beste Lösung für das Wohlbefinden der jetzigen und künftigen Anwohner finden. Die zusätzliche Bebauung in diesem mit 30 Bäumen durchgrünten Innenbereich kann zu starker Aufheizung in den Sommermonaten führen. Deshalb haben wir den Vorschlag gemacht, eine Klimasimulation zu erstellen.

Was soll die Klimasimulation bewirken?

Heidi Matthias: Sie ist eine Methode, die wir bei einem Vortrag im September 2019 in der Sparkasse Krefeld kennengelernt haben. Ein Spezialist im Bereich Bauwerksbegrünung hat sein Programm vorgestellt. Eine Software wird mit Daten zum gegenwärtigen Zustand und mit den Plandaten des Bauprojekts gefüttert und zeigt nach kurzer Zeit an, was sich durch das Bauvorhaben stadtklimatisch im Umfeld verändert. Mit den Ergebnissen lassen dann durch entsprechende Maßnahmen mögliche negative Folgen für das Mikroklima  mindern.

Was könnte das sein?

Heidi Matthias: Da kommt einiges in Frage: von der Art der Fassadenbeschaffenheit über Dachbegrünung, Fassadenbegrünung mit traditionellen Rankpflanzen, über Anpflanzung bestimmter Baumarten bis hin zur Anlage von Dachgärten.

Sie stellten Ihre Forderung, nachdem der Bauherr seine Vorbereitungen abgeschlossen hat. Das verzögert doch das Projekt und verursacht neue Kosten?

Heidi Matthias: Dass der  Projektentwickler damit Jahre in Verzug gerät, ist eine Mär. Die für die Klimasimulation benötigten Daten liegen ihm vor und eine Analyse kann im Idealfall schon nach wenigen Stunden fertig sein. Die Kosten, die entstünden, wären sehr überschaubar und spielen bei einem Investitionsvolumen von 23 Millionen Euro für den Bau von 84 Wohnungen, Tiefgarage und Kindertagesstätte eher eine untergeordnete Rolle.

Sie sind also mit dem Bauvorhaben Wallhöfe grundsätzlich einverstanden?

Heidi Matthias: Das Engagement von Küppers Living ist absolut begrüßenswert. Wir hätten uns jedoch einen Baukörper im Innenbereich weniger gewünscht. Das lässt sich aber offenbar wirtschaftlich nicht darstellen, dazu war wohl der Erwerb des Grundstücks zu teuer. Außerdem hätten wir es begrüßt, wenn mehr alte Bäume hätten erhalten werden können. Aber ich sage noch einmal, wir Grünen haben dem Projekt dennoch zugestimmt!

Was versprechen Sie sich von einer Klimasimulation?

Heidi Matthias: Die Ergebnisse wären geeignet, das Bauvorhaben ökologisch zu optimieren. Eine Klimasimulation ist kein Hexenwerk, sondern lediglich ein Werkzeug, um festzustellen, ob das Vorhaben negative Auswirkungen auf das direkte Stadtklima hat und wenn ja, welche. Eine begrünte Fassade kann durchaus die positive Wirkung eines großen Baumes ersetzen. Und Dachbegrünung bei Flach- oder Pultdächern sollte inzwischen Standard sein, um die Versiegelung der Fläche zu kompensieren.  Düsseldorf fördert solche Maßnahmen im großen Stil. Dort ist zu beobachten, wie stark die Anzahl von Gründächern in den letzten Jahren zugenommen hat. Das könnten wir uns in Krefeld zum Vorbild nehmen.

Das Vorhaben ist offenbar im Einklang mit Baumschutzsatzung und einschlägigen Bau- und Planungsvorschriften entwickelt worden. Warum setzen Sie dann noch eine Forderung gleichsam oben drauf?

Heidi Matthias: Wir haben einen zweiten Antrag gestellt, die Verwaltung möge zukünftig im Hinblick auf den Klimawandel bei allen größeren Bauprojekten eine Klimasimulation verlangen. Gewisse Sympathien dazu waren bei den anderen Fraktion erkennbar. Das Thema kommt erneut auf die Tagesordnung. Konkret für die Wallhöfe haben wir mit unseren Antrag darauf gesetzt, das gute Bauprojekt ökologisch noch zu optimieren. Zum Beispiel eignen sich zur Nachpflanzung von gefällten Bäumen eher Gleditschien als die vorgesehenen Ahornbäume; ihre Baumkronen ermöglichen mehr Luftzirkulation.

Sollte die Stadtverwaltung nun nach Ihrer Meinung eine Baugenehmigung für die Wallhöfe erteilen?

Heidi Matthias Ja, das sollte sie tun und das werden wir am Donnerstag auch mit beschließen. Herr Weitzel hat mir seine Bereitschaft signalisiert, das Projekt auf freiwilliger Basis ökologisch optimieren zu wollen, z.B. durch Fassadenbegrünung. Die Innenstadt benötigt dringend Initiativen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität wie Küppers Living sie anbietet.

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