MS Wissenschaft in Uerdingen Kinder für die Wissenschaft begeistern

Krefeld · Künstliche Intelligenz ist das Thema auf der MS-Wissenschaft, die derzeit am Rheinsteiger in Uerdingen liegt. Die Besucher können sich hier über das Thema informieren und viel ausprobieren und dabei lernen.

 Ein Comupter entfremdet, was er sieht, zu einer Art Mosaikfenster. So entstand das hier zu sehende Selfie des Fotografen. 

Ein Comupter entfremdet, was er sieht, zu einer Art Mosaikfenster. So entstand das hier zu sehende Selfie des Fotografen. 

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Am Rheinsteiger in Uerdingen liegt ein Schiff, das auf den ersten Blick ein Kohletransporter ist. Das war die MS Wissenschaft auch einmal. Heute aber ist der geräumige Frachtraum anders genutzt. Die Besucher, die das Schiff über den Landungssteg betreten, treten in eine Welt der, der Name verrät es bereits, Wissenschaft. Das vor allem junge Zielpublikum informiert sich in diesem Jahr über künstliche Intelligenz (KI).

„Hier in Krefeld ist die Resonanz bisher sehr groß. Wir haben extrem viele Schulklassen. Das ist längst nicht überall so“, erzählt Hannah Weber. Die 27-Jährige ist Absolventin der Kognitionswissenschaft an der Universität Osnabrück und als sogenannte Lotsin an Bord. Vier Lotsen gibt es auf der MS Wissenschaft. Diese sind aber nicht, wie in der Schiffahrt eigentlich üblich, für die Navigation und schwierige Passagen im Fluss zuständig, sondern sie führen die Besucher durch die Ausstellungsobjekte und geben Erklärungen.

„Wir sind aber nicht immer dabei. Wenn eine Gruppe wie eine Schulklasse kommt, dann gibt einer von uns eine kurze Einführung. Danach können sich die Teilnehmer frei im Schiff bewegen, sich verteilen und viel ausprobieren“, sagt sie. Die Wege, auf denen sich hier der künstlichen Intelligenz genähert wird, sind vielfältig. Es wird die Historie der Intelligenz bis hin zur künstlichen Intelligenz dargestellt, und deren Arbeitsweise erklärt. Eine Station beispielsweise zeigt, wie eine KI Bilder analysiert. Der Besucher kann ihr eine Frage zum Bild stellen. Diese sollte sich aber rein auf den Inhalt beziehen. Bei einem Bär auf einer Wiese hinter einem Zaun zum Beispiel ergibt die Frage „Was frisst das dargestellte Tier?“ die Antworten „Gras, Holz  und Zaun“. Hier ist die KI also noch überfordert mit der Abstraktion. „Welche Farbe hat das Gras?“ wird jedoch zutreffend mit 95 Prozent Trefferwahrscheinlichkeit mit „grün“ beantwortet.

 Der ehemalige Kohlefrachter MS Wissenschaft, der über künstliche Intelligenz informiert, liegt bis Donnerstag am Uerdinger Rheinsteiger.

Der ehemalige Kohlefrachter MS Wissenschaft, der über künstliche Intelligenz informiert, liegt bis Donnerstag am Uerdinger Rheinsteiger.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es gibt aber auch Versuche, die durchaus aktive Forschungsprojekte sind. So können die Teilnehmer mit Hilfe einer 3D-Brille virtuell auf ein Handballtor werfen. Der Torwart ist mal ein Mensch, mal ein Roboter, mal ein Teddybär. „Der Schwierigkeitsgrad ist randomisiert, das heißt, mal ist der Bär besonders gut, mal die Roboter, mal der Mensch. Die Frage ist nun: Hat die Erscheinung des Torwartes einen Einfluss auf die Treffgenauigkeit?“, erklärt Benedikt Vettelschoss. Auch er ist Absolvent der Kogintionswissenschaft in Osnabrück. „Ergebnisse dazu gibt es aber noch keine“, fährt er fort.

Natürlich darf auch der wohl derzeit prominenteste Einsatz von KI nicht fehlen: das autonome Fahren. Hier können die Probanden ebenfalls virtuell in einem nachgebauten Auto simulieren, autonom gefahren zu werden und danach einen Fragebogen beantworten. Die Universität Osnabrück wertet damit das Nutzerverhalten aus.

Die beiden Stationen mit 3D-Brillen sind naturgemäß besonders beliebt bei den meist jungen Besuchern. Hier bilden sich oft lange Schlangen. Nicht nur junge Leute sind an Bord. Doch sie machen, gerade zur Schulzeit, den Hauptteil aus. „Grundsätzlich sagen wir, ab zwölf Jahre ist ein Besuch sinnvoll. Nach oben ist es offen“, sagt Vettelschoss. Und Weber fügt hinzu: „In Berlin lagen wir direkt vor einem Seniorenzentrum. Da war der Altesschnitt ein anderer.“

Die vier Lotsen übrigens leben fest auf dem Schiff. Alle zwei Wochen allerdings werden sie getauscht. „Auf Dauer kann es hier auch einmal langweilig werden. Aber es macht auch Spaß“, sagt Weber. Sie ist erst gerade zur Crew gestoßen. Fragen beantwortet sie aber ebenso fundiert wie die anderen drei, die schon länger an Bord sind. „KI ist ein interessantes Thema. Wir dürfen uns nicht von den Dystopien der Science Fiction allein leiten lassen. Aber wir müssen sie auch bedenken. Panik ist genauso falsch, wie blindes Vertrauen“, sagt sie. Das wollen die Wissenschaftler auch ihren Besuchern vermitteln.

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