Krefeld Auf dem Flachsmarkt stehen vor allem die Kinder im Mittelpunkt

Krefeld · An Pfingsten erwachte die Burg Linn wieder zum Leben. Der Flachsmarkt mit seinen vielschichtigen Handwerkskünsten zog die zahlreichen Besucher an allen drei Tagen in seinen Bann.

 Der Besucherstrom zum Flachsmarkt wollte nicht abreisen. Die Zelte, unter denen Kulinarisches verkauft wurde, waren nahezu ununterbrochen belagert.

Der Besucherstrom zum Flachsmarkt wollte nicht abreisen. Die Zelte, unter denen Kulinarisches verkauft wurde, waren nahezu ununterbrochen belagert.

Foto: TL

Till hat sichtlich Spaß. Der Vierjährige ist unter die Waschfrauen gegangen. Voller Begeisterung rubbelt er ein Handtusch über das Waschbrett und lässt das Wasser in dem Zuber hoch aufschäumen. "Ich glaube, ihr müsst dem Jungen ein Waschbrett für daheim kaufen", ruft Margret Lüken zu den Eltern hinüber, die die Aktivität des Sohnes mit dem Smartphone festhalten. Ein lachendes Kopfschütteln ist die Antwort für Waschfrauen vom Heimatverein Twist, die demonstrieren, wie es einst bei der großen Wäsche zuging und auch jeden Interessieren einmal ans Waschbrett lassen.

Zuschauen ist hingegen ein paar Meter weiter angesagt. Auf der Turnierwiese sind die Ritter hoch zu Ross eingezogen. Knappen geben Lanzen aus. Sekunden später galoppiert auch schon der erste der hohen Herren los und visiert das Ziel in Form eines Beutels an, der an einem Holzpfahl hängt. Die Pferdehufe bringen die Wiese zum Beben. Voller Faszination verfolgen die dicht an dicht stehenden Zuschauer hinter den Absperrungen die Aktivitäten auf dem Turnierplatz.

 Neugierige Besucheraugen konnten Romans Krestynová nicht bei der Arbeit stören. Völlig vertieft arbeitete die Künstlerin im Innenhof der Burg Linn an einer Katze aus Lindenholz.

Neugierige Besucheraugen konnten Romans Krestynová nicht bei der Arbeit stören. Völlig vertieft arbeitete die Künstlerin im Innenhof der Burg Linn an einer Katze aus Lindenholz.

Foto: Treffer Bianca

Aber nicht nur hier drängen sich die Besucher. Vor den Ständen knubbelt es sich ebenso, besonders, wenn einem der unzähligen Handwerker über die Schulter geschaut oder sogar etwas selbst ausprobiert werden kann. Mit Werkzeugen von anno dazumal arbeitet so Eric Cosnier gerade an einer Bogenmanschette. "Ich habe das Leder nicht erfunden, aber ich mache etwas daraus", bemerkt der Lederer mit einem Schmunzeln, während er mit dem Schusterhammer hantiert.

Gleichmäßige leise Ratsch-Geräusche sind bei Karsten Schienagel zu hören. Mit der Schutzbrille versehen sitzt der Münzschmuckhersteller vor dem Schraubstock und lässt die Goldschmiedesäge auf und nieder gehen, um das Motiv der Münze freizulegen. Was je nach Münzmotiv zwischen ein bis 30 Stunden dauert: "Ich arbeite mit Münzen aus über 180 Ländern. Wobei es sich um über 1000 verschiedene Bilder handelt".

 Klaus Backhaus demonstrierte den Besuchern, wie er seine Kunstwerke aus Metall zum Leben erweckt.

Klaus Backhaus demonstrierte den Besuchern, wie er seine Kunstwerke aus Metall zum Leben erweckt.

Foto: Treffer Bianca

Bunte Kreisel tanzen bei Ulrich Büker über den Stand, wobei es Besuchern jedes Alters Spaß macht, die Kreisel in Position zu bringen. Büker selber greift zu einem kleinen Pusteblumenkreisel, um ihn, zum Entzücken der Besucher, auf seinem Finger tanzen zu lassen. Eine ungewöhnliche Kombination ist bei Sabine Siegler anzutreffen. Die aus dem Chiemgau angereiste Künstlerin verbindet Holz und Ton. "Ich sammle in den Bergen Hölzer. Deren Dynamik arbeite ich danach in die Keramik mit ein", erzählt sie und deutet auf einen ihrer Drachen mit Keramikkörper und Holzflügeln sowie Rute, wobei auf diesem Holzstück noch Flechten zu sehen sind. Unikate, die die Besucher begeistern.

Staunen auch bei Aljoscha Lehmbrock. Bei ihm packt so mancher die Musterplatten an seinem Stand an, um sich zu überzeugen, dass es keine Tapeten sind, die auf den Platten kleben. Wie der Maler mit Lehm- und Kalkputzen ganze Wände verwandelt, demonstriert er meisterlich an den Musterstücken. Eine kleine Reeperbahn hat dagegen der Heimatverein Wulfen mittels der Seilschlagmaschine aufgebaut. Reepen heißt nichts anderes als Drehen. Aus vielen einzelnen Fasern, die verdreht werden, entsteht ein dickeres Seil. Für einen kleinen Obolus kann ein jeder sein persönliches Seil drehen. Ein Spaß, denn sich so mancher Besucher gönnt.

Menschentrauben schieben sich über das gesamte Gelände der Burg Linn sowie der angrenzenden Straßen von Linn. Wer hingegen in die Burg möchte um die Handwerker im Innenhof und in der Burg zu sehen, der muss Geduld mitbringen, denn es dürfen nur jeweils weitere Besucher hinein, wenn andere wieder herauskommen. Aber das Warten lohnt sich, wie an den begeisterten Mienen derjenigen abzulesen ist, die über die Brücke wieder auf das eigentliche Gelände zurückkehren, um den Bummel über den Flachsmarkt mit seinen 300 Handwerkern fortzusetzen und das bunte Treiben zu genießen.

(RP)
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