Krefeld Audienda-Chor berührt mit Liedern des Herzens in hebräischer Sprache

Krefeld · Ein Repertoire ganz aus der Feder zeitgenössischer jüdischer Komponisten zu Texten in hebräischer Sprache hat sich der Audienda-Chor unter der kontrolliert temperamentvollen Leitung von Pavel Brochin erarbeitet, und welch passenderen Rahmen hätte es für eine Aufführung in Krefeld geben können, als das jüdische Gemeindezentrum. Dort war der Saal bei maximaler Bestuhlung ausverkauft.

Von Eric Whitacre, Jahrgang 1970, stammte der erste Lieder-Zyklus. Aus fünf ineinandergreifenden Einzeltiteln wurde ein durchgehend zu singendes Werk, in dem die Liebeslyrik von Whitacres späterer Ehefrau Hila Plitmann Musik wurde. Anna Gertsel (Violine) und Julia Vaisberg (Klavier) stimmten die Zuhörer ein, und in sanft wiegendem Rhythmus wechselten die weiblichen und die männlichen Stimmen ab, nahmen tänzerischen Schwung auf und fanden zu einem leicht melancholischen Zusammenklang.

Gemächlich wie ein Fluss in der Ebene, aber keineswegs schwerfällig begann das auf Psalm 92 fußende "Requiem Ebraico" von Arnold Schönbergs Schwiegersohn Erich Zeisl (1905 - 59), das er seiner in Treblinka ermordeten Familie widmete. Während der Chor seine Parts, auch die etwas ungewohnten verminderten Intervalle, bestens beherrschte, hatten gerade dort die Solisten gewisse Schwierigkeiten. Ekaterina Klewitz (Alt), Olga Polyakova (Sopran), Wladimir Tarasow (Tenor) und Andrey Telegin (Bass), verfügen über schöne Stimmen, vermochten sie jedoch nicht immer optimal zu führen und neigten auch in der Lautstärke-Balance zu Fehlern. Darunter litt die emotionale Kraft der Komposition, obwohl Audienda dynamisch spannungsreich phrasierte. Der 1947 geborene Edward Fertelmeister schuf die titelgebende Konzert-Rhapsodie "Lieder des Herzens" auf der Basis verschiedener Gebete und Volksweisen, der Nationalhymne Israels und des internationalen Hits "Hallelujah La Olam". In diesem zwölfteiligen Zyklus konnten die Künstler mit ihrem Publikum die anspruchsvolle und anstrengende Kunstmusik hinter sich lassen und sich dem Reiz folkloristisch schlichter Melodien und Rhythmen mit je einem Hauch von Pop und Swing hingeben. Es wurde viel einstimmig gesungen, rhythmisch wurde es bunter, erinnerte einmal sogar an die stampfenden Gum-Boot-Dances südafrikanischer Minenarbeiter, Kontrabass (Mark Gertsel) und Klarinette (Alexander Morogowski) bereicherten die instrumentale Begleitung. So entwickelte sich ein leichtfüßiger Ausklang, den das Publikum stürmisch beklatschte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort