Krefeld Atempause für Imker: Bienen geht es gut

Krefeld · Die Sommerhonigernte war gut; für den Winter befürchten Krefelds Imker aber wieder Probleme mit der Varroa-Milbe. Sorgen bereiten auch neuartige Pflanzenschutzmittel, die das Nervensystem von Insekten schädigen.

 Imker Harald Koch zeigt eine Bienenwabe. Die Sommerernte ist abgeschlossen und war "klasse", berichtete er.

Imker Harald Koch zeigt eine Bienenwabe. Die Sommerernte ist abgeschlossen und war "klasse", berichtete er.

Foto: Lothar sTRÜCKEN

Nach einer Phase schlechter Nachrichten über die Bedrohung der Bienen wegen Befalls mit der Varroa-Milbe hat sich die Lage zurzeit stabilisiert - Krefelds Imker atmen auf: "Unseren Bienen geht es ganz gut", resümiert Harald Koch, Zweiter Vorsitzender des Krefelder Imkervereins. Dennoch ist es wohl eher ein Atemholen: Die Sorge vor der Varroa-Milbe bleibt. "Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr Probleme mit der Überwinterung gibt, da der Varroa-Druck sehr hoch ist", sagt Koch. Zudem taucht eine weitere Bedrohung am Horizont auf: Eine neue Generation von Pflanzenschutzmitteln, die Neonicotinoiden, schädigt das Orientierungsvermögen von Bienen.

Was die Varroa-Milbe angeht, so ist der milde Winter der Grund, warum die Imker die Varroa-Milbe weiterhin fürchten. Diese Milbe, so erläutert es Imker Koch, vermehrt sich in der Bienen-Brut. Bei kalten Wintern ist die Brut klein und bietet der Milbe wenig Raum zur Vermehrung. Sind die Winter aber wie im vergangenen Jahr warm, ist die Brut entsprechend größer und bietet auch der Milbe bessere Lebensbedingungen.

Da man die Varroa-Milbe nur bekämpfen kann, wenn die Stöcke brutfrei sind, war im Winter 2013/2014 das Zeitfenster für den Kampf gegen die Milben entsprechend kleiner. Die Bienenvölker am Niederrhein hatten erst etwa eine Woche vor Weihnachten keine Brut mehr. "Wer danach nicht behandelt hat, ist mit einer hohen Grundbelastung in das Frühjahr gegangen", sagt Koch. Dennoch sind die Krefelder Bienen gut aus dem Winter gekommen: "Die Auswinterung nach dem letzten Winter war sehr gut. Unsere Völker haben den Winter alle überlebt." Die Lage jetzt im Sommer ist stabil: "Unseren Bienen geht es ganz gut. Die Frühjahrsernte war trotz des warmen Wetters enttäuschend. Als die Obstbäume blühten, waren die Bienenvölker noch nicht stark genug." Im Gegensatz dazu sei die Sommerernte "klasse" - Kochs Bilanz: "Wir hatten starke Völker im Sommer und haben gut geerntet." Die Imker ernten zweimal im Jahr Honig: nach der Obstblüte, meist im Mai, und nach der Lindenblüte im Juli/August. "Wir haben die Ernte gerade abgeschlossen. Dann werden die Völker mit Zuckerwasser gefüttert", sagt Koch.

Verluste durch Pflanzenschutzmittel der Kategorie Neonicotinoide verzeichnen die Imker noch nicht. "Wir haben bisher zum Glück keine größeren Bienenverluste durch Spritzmittel gehabt. Es ist aber ein Thema, welches wir auch beobachten und zu dem wir kritisch eingestellt sind", sagt Koch.

Wissenschaftler haben Neonicotinoiden in den Blick genommen - Pflanzenschutzmittel, die das Nervensystem von Insekten angreifen. In der April-Ausgabe des "Deutschen Bienen-Journals" wird unter der Überschrift "Gestörte Heimkehr" berichtet, dass Bienen, die diese Pflanzenschutzmittel aufnehmen, schwer oder gar nicht zu ihrem Stock zurückfinden. Welche Mengen welche Effekte haben, ist nicht bekannt. Zwar werden Pflanzenschutzmittel auf Bienenverträglichkeit getestet, doch geht es bislang nur um die Frage, wann ein Gift tödlich wirkt. Die Bedrohung durch langsame Schädigungen des Nervensystems wird noch nicht erfasst - daher fordern Biologen dringend mehr Forschung.

(RP)
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