Strafanzeige Asbestarbeiten: Schwanenmarkt wird erpresst

Krefeld · Krimi im Schwanenmarkt: Der Betreiber hat Anzeige wegen versuchter Erpressung bei der Polizei gestellt. Die Person wollte offenbar den Schwanenmarkt mit Beweismitteln unter Druck setzen, weil die Gesellschaft ihre Wohnungen unsachgemäß von Asbest befreien lässt und eine Gefährdung der Bewohner, Nachbarn und Passanten in Kauf nimmt.

 Zum Schwanenmarkt zählen neben den Ladenlokalen auch Wohnungen, Parkebenen, Dachterrasse und Kindergarten. Der große Umbau steht noch aus. Mit der Sanierung der Wohnungen wurde bereits begonnen.

Zum Schwanenmarkt zählen neben den Ladenlokalen auch Wohnungen, Parkebenen, Dachterrasse und Kindergarten. Der große Umbau steht noch aus. Mit der Sanierung der Wohnungen wurde bereits begonnen.

Foto: Lammertz, Thomas/Lammertz, Thomas (lamm)

Der Schwanenmarkt in der Krefelder Innenstadt wird erpresst. „Wir haben Anzeige gegen eine namentlich bekannte Person erstattet“, erklärte Andreas Thielemeier, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Cemagg Management. Nach Kenntnis des beauftragten Rechtsanwalts Anestis Nessou habe es bereits eine Wohnungsdurchsuchung beim Beschuldigten gegeben. Ferner seien Vertreter des Schwanenmarktes zu Zeugenbefragungen geladen, ergänzte der Jurist.

Die Krefelder Polizei bestätigte gestern den Eingang einer entsprechenden Anzeige. „Zum Stand der laufenden Ermittlungen geben wir keine Auskunft“, sagte Daniel Uebber, Sprecher der Polizeibehörde, auf Anfrage unserer Redaktion. Nach Auskunft von Thielemeier wollte der Erpresser sein angebliches Wissen über unrechtmäßige und unsachgemäße Sanierungsarbeiten von Asbest in mehreren Dutzend Wohnungen im Schwanenmarkt zu Geld machen. Über die geforderte Geldsumme gab der frühere Krefelder Centermanager keine Auskunft.

Was der Umgang mit dem krebserregenden Baustoff Asbest anbelangt, sei er überzeugt, dass die Arbeiten vorschriftsgemäß durchgeführt würden. Er habe den Generalunternehmer, der mit der Sanierung der insgesamt 199 Wohnungen im Komplex beauftragt sei, aufgeforderte, entsprechende Nachweise und Zertifikate über die Befähigung der Firmen zur Asbestsanierung zu liefern. Ferner wolle er in der kommenden Woche einen Gutachter losschicken, sich auf den Baustellen zu überzeugen.

Seit dem Jahr 1993 ist die Herstellung und Verbreitung von Asbest wegen erwiesener gesundheitsschädlicher und krebserregender Wirkung verboten. Der Umgang mit dem Mineral, das sich in kleinen Partikeln in der Lunge festsetzt, ist gesetzlich streng geregelt. Ob die Arbeiten — wie vorgeschrieben — rechtzeitig bei den Fachbehörden angezeigt worden waren, konnte die Stadt Krefeld am Freitag weder bestätigen noch verneinen. Zuständig sei der Fachbereich Umwelt, erklärte Stadtsprecherin Angelika Peters. Versäumnisse im Umgang mit Asbest können sowohl mit Geld- als auch mit Haftstrafen belegt werden.

Dass erhebliche Mängel bei den Sanierungsarbeiten in den Wohnungen im Schwanenmarkt und bei der Entsorgung des heiklen Baustoffes vorliegen, legte eine Akte nahe, die unserer Redaktion vorliegt. Sie enthält Fotos und Laboranalysen, die deutlich machen, dass die entsorgten Fußbodenbeläge samt Kleber asbestbelastet seien. Detaillierte Schilderungen zeichnen ein Bild von „polnischen Arbeitskräften“, die ohne Schutzkleidung und ohne Atemschutz Arbeiten durchführten und das Material „staubend in offene Container“ in der City lagerten — von „luftdichten Schleusen“ keine Spur. Stattdessen habe ein Schrotthändler Trennwände mitgenommen, die auch Eternit enthielten.

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