Arbeitslosenreport Krefeld Arm trotz Arbeit - Hohe Zahl von Aufstockern in Krefeld

Krefeld · Zehn Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten verdienen 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen sind die Löhne von Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht.

 Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist mit 14,8 Prozent doppelt so hoch wie der der Männer mit 7,9 Prozent.

Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist mit 14,8 Prozent doppelt so hoch wie der der Männer mit 7,9 Prozent.

Foto: Bretz Andreas/Bretz, Andreas (abr)

In Krefeld sind annähernd 23 Prozent der Empfänger von Grundsicherung sogenannte Aufstocker. Das geht aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor, zu der der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört. „Damit dürfen wir uns nicht abfinden“, sagt Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens. Der größte Teil dieser Aufstocker sind Leistungsempfänger, die trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Ein geringerer Teil erhält Sozialleistungen wie Kranken- oder Arbeitslosengeld. Lag der Anteil derer in Krefeld, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssen, 2010 noch bei etwa 9,5 Prozent, so waren es 2021 fast elf Prozent.

Der Arbeitslosenreport zeigt zudem, dass das mittlere Einkommen in Krefeld im Vergleich zum Bund weniger stark steigen. „Das ist Ausdruck des Verlustes von hochqualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs. Das geschieht in Krefeld ausgeprägter als anderswo in Deutschland“, erklärt Jentgens. „Wir brauchen dringend eine Aufwertung von Arbeitsplätzen, vor allem im häufig schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich.“

„Der wachsende Niedriglohnsektor sorgt dabei dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreicht“, beklagt Roman Schlag. Er ist beim Caritasverband für das Bistum Aachen Fachreferent für Arbeitsmarktfragen und Schuldnerberatung. Schon jetzt verdienten in der Stadt Krefeld zehn Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen verdienten Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht. Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist dort nach Angaben von Schlag mit 14,8 Prozent doppelt so hoch wie der der Männer (7,9 Prozent). Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stehen mit 22,9 Prozent im Vergleich sogar dreifach schlechter da als Deutsche (7,9 Prozent).

Und das nicht nur im Niedriglohnsegment. „Das ist nur in Teilen mit fehlenden Qualifikationen bei Zugewanderten zu erklären“, erklärt Jentgens. Es scheine ihm offensichtlich, dass es strukturelle Diskriminierungen bei der Entlohnung gebe, indem Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit für die gleichen Jobs schlechter bezahlt würden. „Hier muss der Gesetzgeber stärker aktiv werden, um gerechte und angemessene Bezahlung aller Menschen zu gewährleisten. Zudem braucht es mehr Kinderbetreuungsangebote, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen.“

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