Architektur in Krefeld Krefeld öffnet seine Architektur-Denkmäler

Krefeld · Am Sonntag, 8. September, ist der Tag des offenen Denkmals. Bundesweit können Besucher spannende, stilprägende und ungewöhnliche Gebäude entdecken. Der Tag steht unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“. Auch in Krefeld öffnen sich an diesem Tag Türen, die sonst für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben.

 Das alte Klärwerk in Uerdingen zeigt noch die Pracht des späten Jugendstils-

Das alte Klärwerk in Uerdingen zeigt noch die Pracht des späten Jugendstils-

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Manche Bauwerke sind Meisterleistungen, die nach Jahrhunderten noch staunen lassen. Der Kölner Dom zum Beispiel. Aber auch die Stadtkirche St. Dionysius. Wer die Architektur genau betrachtet, die Fratzen der Wasserspeier am Turm entdeckt oder erlebt, wie es wirkt, wenn die Sonne das Kirchenschiff mit Licht erfüllt, der weiß, dass die Baumeister im 18. Jahrhundert ganze Arbeit geleistet haben. 1752 bis 1756 wurde die Kirche erbaut, 1768 erhielt sie ihren ersten Turm. Und 1840 hat kein Geringerer als der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner den Quertrakt der „Diokirche“ angebaut.

 Detail im Jugendstilhaus: Kassettentür mit Lilie

Detail im Jugendstilhaus: Kassettentür mit Lilie

Foto: Alexandra Lichters/Lichters Living

Um technische Fortschritte und um revolutionäre Ideen geht es in diesem Jahr beim bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz im Jahr des Bauhaus-Jubiläums unter das Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ gestellt hat. Ziel ist es „den Blick auf alle revolutionären Ideen oder technischen Fortschritte über die Jahrhunderte zu richten und darauf, wie diese neue Kunst- und Baustile herbeiführten und somit ein Zeitzeugnis der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Gegebenheiten darstellen. Unabhängig von Denkmalgattung, Zeit und Ort – Umbrüche sind überall zu finden“, heißt es im Leitwort.

 Das Jugendstilhaus an der Bismarckstraße 103 hat ein imposantes Treppenhaus, das denkmalgerecht renoviert worden ist.

Das Jugendstilhaus an der Bismarckstraße 103 hat ein imposantes Treppenhaus, das denkmalgerecht renoviert worden ist.

Foto: Alexandra Lichters/Lichters Living

Rund 8000 historische Baudenkmäler, Parks oder archäologische Stätten sind Teil von Deutschlands größter Kulturveranstaltung, in Krefeld laden acht Orte zu Entdeckungstouren ein.

 Die Villa Merländer wurde 1925 erbaut.

Die Villa Merländer wurde 1925 erbaut.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das historische Klärwerk, Rundweg 20-22: Wer etwas über die Stadtentwässerung im 19. Jahrhundert wissen will, erlebt hier noch die Pracht des Jugendstils. Das Klärwerk und Hochwasser-Pumpwerk der Stadt wurde zwischen 1908 und 1910 von Georg Bruggaier geplant und ist im späten Jugendstil erbaut. Besichtigung: 10 bis 18 Uhr.

 Im Haus der Seidenkultur wird Tradition lebendig.

Im Haus der Seidenkultur wird Tradition lebendig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Jugendstil-Stadthaus von 1902, Bismarckstraße 103: Das Wohnhaus des Färbereibesitzers Ernst Remkes haben die Architekten Girmes & Oedinger 1902 gebaut. Es hat eine mit reicher Jugendstilornamentik verzierte Fassade und wurde 2018/2019 denkmalgerecht saniert. Auch im Innenraum sind Holzschnitzarbeiten und Formgebung des Jugendstils an Treppengeländer, Fenstern und Zimmertüren zum großen Teil erhalten. Innenarchitektin Alexandra Lichter bietet zwischen 12 und 15 Uhr stündlich Führungen an.

 Van der Rohe plante die Gebäude für die Verseidag

Van der Rohe plante die Gebäude für die Verseidag

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Landschaftspark Heilmannshof, Maria-Sohmann-Straße 93: Der private Landschaftspark der 1860er Jahre zeigt die regional einzigartige und stadtnahe Verbindung von Bruchwald, Gewässer und Parkanlage. Er ist Rückzugsgebiet einiger seltener Tier- und Pflanzenarten. In den 1930er Jahren wurde er großzügig erweitert durch Gartenarchitekt Baron von Engelhard. 2002 erhielt der Park den Krefelder Denkmalpreis. Öffnungszeit: 11 bis 17 Uhr, Führungen um 13 und 15 Uhr.

 Dieses Kreuz ist in der Dionysiuskirche zu sehen.

Dieses Kreuz ist in der Dionysiuskirche zu sehen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Längst keine Geheimtipps mehr, aber trotzdem lohnenswerte Adressen sind:

 Ein Tarum von einem Blütenmeer und viel sattes Grün: der Landschaftspark Heilmannshof  in Traar.

Ein Tarum von einem Blütenmeer und viel sattes Grün: der Landschaftspark Heilmannshof  in Traar.

Foto: Lothar Strücken/Strücken, Lothar (slo)

Ehemalige Produktionsgebäude der Vereinigten Seidenwebereien AG Girmesgath 5. Es sind die einzigen Produktionsgebäude, die Mies van der Rohe je errichtet hat. Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr, Führung 13 Uhr.

 Das Treppenhaus der von Hans Poelzig erbauten Villa Haus Steinert hat noch den originalen Aufgang.

Das Treppenhaus der von Hans Poelzig erbauten Villa Haus Steinert hat noch den originalen Aufgang.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Haus Steinert Kliedbruchstraße 67: 1929 hat der Architekt Hans Poelzig das Haus für den Krefelder Fabrikanten Fritz Steinert errichtet. Es gilt als da einzige Einfamilienhaus für einen privaten Bauherrn und eines der wenigen erhaltenen Bauten Poelzigs. Das ursprüngliche Treppenhaus hat noch die originale Einrichtung. Die expressionistische Architektur kann gerade an Treppen verdeutlicht werden. Öffnungszeiten: 11 bis 17 Uhr, Führungen nach Bedarf.

Haus der Seidenkultur, Luisenstraße 15: Die ehemalige Paramenten-Weberei Hubert Gotzes wurde um 1868 erbaut. Im historischen Websaal sind sechs authentische und betriebsbereite Jacquard-Handwebstühle erhalten, mit denen bis Ende der 1980er-Jahre Paramente hergestellt wurden. Öffnungszeiten 11 bis 17 Uhr

Katholische Stadtkirche St. Dionysius Dionysiusplatz: Die Kirche ist von 11 bis 19 Uhr geöffnet, Messfeiern um 11.30 und 18 Uhr. Ab 12.30 wird die Ausstellung „Magna Mater“ - Frauengestalten in Kulturen und Religionen eröffnet. Um 16.30 Uhr beginnt eine Orgelkonzert mit Prof. Hannah Dys (Danzig/Polen). Führung: 14.30 Uhr: „St. Dionysius vom Keller bis zum Dach“.

Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42: Die 1925 für den jüdischen Seidenwarenhändler Richard Merländer erbaute Villa birgt einen besonderen Schatz: Decken- und Wandgemälde von Heinrich Campendonks. Heute ist dort die NS-Dokumentationsstelle der Stadt und ein Teil des Kulturbüros untergebracht. Öffnungszeiten 10.30 bis 17 Uhr, um 11 Uhr gibt es einen Vortrag über Heinrich Campendonks Kontakte aus Bayern ins Rheinland, die Beziehung zum Jungen Rheinland und die Akademiezeit. Ab 15 Uhr eine Lesung aus Kästners „Das blaue Tagebuch“

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