Krefeld Arbeitsmarkt angespannt

Krefeld · Die Quote liegt unverändert bei 9,4 Prozent. Durch Kurzarbeit wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit derzeit noch deutlich abgefedert. Der Chef der Arbeitsagentur blickt allerdings mit großer Sorge in die zweite Jahreshälfte.

 Die Frühjahrsbelebung fiel im Juni 2009 deutlich schwächer aus.

Die Frühjahrsbelebung fiel im Juni 2009 deutlich schwächer aus.

Foto: AP, AP

Die Wirtschaftskrise führt in Krefeld zu mehr Beschäftigung — bei der Arbeitsagentur. "Wir stellen 30 neue Leute ein, zum Teil befristet, zum Teil unbefristet", erklärt Peter Ewert, Chef der Agentur für Arbeit Krefeld. Derzeit sind rund 500 Frauen und Männer bei der Arbeitsagentur beschäftigt. Auch die Arbeitsgemeinschaften (Arge) von Stadt und Kommune für Hartz-IV-Empfänger erhalten mehr Personal, ebenfalls rund 30 Kräfte.

Ewert richtet sich auf ein schweres zweites Halbjahr auf dem Arbeitsmarkt ein. Auch wenn führende Wirtschaftsexperten übereinstimmend der Meinung seien, dass die Talsohle der Wirtschaftskrise überwunden ist, "der Arbeitsmarkt reagiert immer erst mit zeitlicher Verzögerung", weiß Ewert.

Gute Zahlen täuschen

Die aktuellen Zahlen seien auf den ersten Blick nicht besorgniserregend. Zwar sei in der Stadt Krefeld die Zahl der Arbeitslosen im Juni — anders als im Bundestrend — nicht zurückgegangen, aber nahezu konstant geblieben: Mit 12 862 arbeitslosen Frauen und Männern gab es im Juni nur 30 Jobsuchende mehr als im Monat Mai. Aber: "Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist so angespannt wie seit Jahren nicht mehr", berichtet Ewert. Zahlreiche Firmen hätten Kurzarbeit beantragt. "Die Unternehmen müssen aber ein Licht am Ende des Tunnels sehen", sagt Ewert, sonst könnten aus den im gesamten Agenturbezirk gemeldeten 16 300 Kurzarbeitern mittelfristig mehrere hundert Arbeitslose werden. Ewert: "Wie sich die hiesige Wirtschaft in den nächsten Monaten verhält, vermag ich nicht zu sagen." Auch die 2100 Arbeitnehmer, die sich derzeit in Weiterbildung befinden (ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 40 Prozent), tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik auf.

"Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben im gesamten Agenturbezirk 30 Prozent mehr Arbeitnehmer ihren Job verloren als im Vorjahreszeitraum", sagt Ewert. "Und wir verspüren eine deutlich gesunkene Kräftenachfrage." Sie sei um rund 20 Prozent zurückgegangen. Gegenüber dem Juni 2008 stieg die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Krefeld um 7,5 Prozent an.

Die wirtschaftliche Krise trifft auch den Ausbildungsmarkt. "Gegenüber dem Vorjahr wurden uns 13,3 Prozent weniger offene Lehrstellen gemeldet", sagt Ewert. "Aber es tut sich was. Noch vor zwei Monaten lag das Minus bei 20 Prozent." Aktuell stehen 100 Bewerbern 77 Stellenangebote gegenüber. Im Bereich der Hauptagentur, zu dem neben der Stadt Krefeld auch Willich zählt, ist die Lücke nicht ganz so dramatisch. Hier kommen auf 100 Bewerber 85 Ausbildungsplätze. Die Arbeitsagentur hat im Mai 6000 Postkarten an Firmen verschickt, um für Ausbildungsplätze zu werben.

(RP)
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