Krefeld Appell muslimischer Ratsmitglieder: "Terrorismus bleibt unislamisch"

Krefeld · Nach den Pariser Terroranschlägen haben die Krefelder SPD-Ratsmitglieder Halide Özkurt und Mustafa Ertürk eine Erklärung verfasst. Sie ist an die 23.500 Muslime und alle anderen Bürger der Stadt adressiert.

 SPD-Ratsmitglied Halide Özkurt

SPD-Ratsmitglied Halide Özkurt

Foto: SPD

Es ist ein beispielloser Vorgang: Erstmals haben zwei Krefelder muslimische Ratsherren in einem Appell zum friedlichen Miteinander in Krefeld aufgerufen und terroristische Anschläge scharf verurteilt. "Gemeinsam und entschlossen gegen Rassismus und Gewalt für ein weltoffenes Krefeld" ist die persönliche Erklärung der SPD-Ratsmitglieder Halide Özkurt und Mustafa Ertürk überschrieben.

"Terrorismus, gleich welcher Herkunft, religiöser oder politischer Couleur, war, ist und bleibt unislamisch. Viele Muslime, auch wir als Ratsmitglieder muslimischen Glaubens, distanzieren uns von solchen Angriffen und verurteilen sie auf das Schärfste", heißt es in dem Text, für den beide gestern viel Zuspruch erhielten.

"Uns war es anlässlich der Entwicklung in Paris ein Anliegen, diesen Schritt zu gehen", sagte Halide Özkurt gestern unserer Zeitung. Sie ist seit dieser Legislaturperiode Ratsfrau der SPD und gläubige Muslima. Als Kopftuchträgerin bemerke sie, dass sie in den vergangenen Tagen kritischer beäugt werde.

"Ich bin hier aufgewachsen, vertrete unsere Werte. Wir wollten mit unserer Erklärung Solidarität mit den Opfern zeigen und den Menschen in Krefeld sagen, dass Terrorismus und Islam getrennt werden müssen." "Wir wollten ein Zeichen setzen", sagt auch Mustafa Ertürk, der ebenfalls neu im Rat ist. Die beiden Ratsmitglieder sprachen sich vorher mit ihrer SPD-Ratsfraktion ab. Dort begrüßte man den Schritt.

Rund 23 500 Muslime leben nach Schätzungen der Muslimgemeinden in Krefeld, das sind rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung und damit doppelt so viele wie im Bundesschnitt (fünf Prozent). Acht Moscheen gibt es in Krefeld, sieben davon gehören zur "Union der türkischen und islamischen Verbände", einem Dachverband, der in dieser Form in Deutschland einmalig ist, wie Mesut Akdeniz als Vorsitzender der Union betont.

Trauerzeremonie für die getöteten Polizisten
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"Die Union ist aus meiner Sicht einer der Gründe, warum uns in Krefeld ein friedliches Zusammenleben bisher so gut gelingt." Auch in den Krefelder Moscheen hätten die Imame am vergangenen Freitag die Terroranschläge von Paris zum Thema gemacht, sagt Mehmet Demir, ehemaliger Vorsitzender der Union. "Wut, Entsetzen, Sprachlosigkeit" verspüre er angesichts des Terrors.

"Wir arbeiten in der Union für den Dialog, dann kommen ein paar Spinner und machen unsere Bestrebungen kaputt. Aber wir machen weiter." Akdeniz betont, dass zwischen Islam und islamistischem Terror differenziert werden müsse: "Wir wollen mit denen nichts zu tun haben; das gehört nicht zu unseren Glaubensprinzipien."

Mehmet Demir ist daran gelegen, Ängste zu nehmen. Deshalb hat die Union unter seiner Regie auch ein Buch zum "Islam in Krefeld" veröffentlicht. Neben den darin genannten Moscheen gebe es auch kleinere Gebetsräume ("Mescid"), sagt Demir. In Krefeld sei ihm aber nur ein Gebetsraum bekannt.

Vor Jahren gab es auch in Krefeld mit der arabischen Al-Quds-Moschee eine Moschee, in der salafistische Prediger auftraten - sie ist nicht Union-Mitglied. Inzwischen, so betont Union-Chef Mesut Akdeniz, würde aber dort ein neuer Vorstand arbeiten, der sich von salafistischen Tendenzen losgesagt hat. Die Union, in der die türkischen Moscheegemeinden Mitglied sind, habe mittlerweile nach dort engere Kontakte. Man sei kürzlich auch gemeinsam zu einem Empfang bei Polizeipräsident Rainer Furth eingeladen gewesen. Eine große salafistische Bewegung gebe es in Krefeld nicht.

(RP)
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