Krefeld Anna Brass spürt der Jugendsprache nach

Krefeld · Wie spricht die Generation "WhatsApp"? Welche Sprachcodes benutzen Jugendliche. Kresch-Regisseurin Ann Brass hat das Sprechverhalten Jugendlicher untersucht - und daraus ein Theaterprojekt gemacht. Damit ist die Theaterfrau ganz nah an ihrer Publikumsgruppe.

 "Jugendliche artikulieren ungern ihre Gefühle. Sie pirschen gerne um die Worte herum", sagt Anna Brass. Darum geht es auch in ihrer aktuellen Kresch-Produktion "Sprachspiel - Spielsprache".

"Jugendliche artikulieren ungern ihre Gefühle. Sie pirschen gerne um die Worte herum", sagt Anna Brass. Darum geht es auch in ihrer aktuellen Kresch-Produktion "Sprachspiel - Spielsprache".

Foto: T. Lammertz

Mit dem Stück "Sprachspiel - Spielsprache" lieferte die junge Krefelderin Anna Brass unlängst ihre jüngste Arbeit für das renommierte Krefelder Kinder- und Jugendtheater Kresch ab, und dort ist sie ja auch eine Pflanze aus eigenem Garten.

Anna Brass ist nämlich Krefelderin von Geburt, beinah jedenfalls, und kam mit Theaterspielen zum ersten Mal als Teenager an der Bockumer Waldorfschule in Berührung. Als das Interesse einmal geweckt war, besuchte sie auch oft als Zuschauerin das Kresch - Stadtkinder und Jugendtheater. 2003 spielte sie eine erste kleine Rolle unter der Regie von Franz Mestre, und 2006 zeichnete sie im Rahmen des ersten "Kreativlabors" bereits für das Textbuch zu "Ich knall Euch ab" verantwortlich.

Diesen Stoff machte sie als Studentin der Sozial- und Theaterpädagogik in Düsseldorf auch zum Gegenstand ihrer Examensarbeit über Theaterarbeit als Gewaltprävention. 2008 schlüpfte sie endgültig in die Rolle der Regisseurin und Gesamtleiterin, indem sie am Kresch das Stadtjugendtheater I (für die Zwölf- bis 16-Jährigen) aufbaute. "Rausch", ein Stück zur Drogenproblematik, das sie sowohl schrieb, als auch inszenierte, wurde zu ihrem bislang nachhaltigsten Erfolg in Krefeld.

Parallel arbeitet Brass an der Duisburger Jugendbühne "Komma-Theater" und ist auch an "ihre" Waldorfschule zurückgekehrt, wo sie zur Zeit ein Filmprojekt mit Zehn- bis 14-Jährigen durchführt. "Das ist zwar viel hin und her, aber durch die ganz unterschiedlichen Schülergruppen auch sehr abwechslungsreich. Und insgesamt versetzt es mich in die Lage, von meinem Traumberuf auch leben zu können", vermerkt die Enkelin des bekannten Krefelder Fotografen Rudolf Brass zufrieden.

Mit ihrem jüngsten Stück ist die junge Mutter, die gerade ihr zweites Kind erwartet, dem Sprechverhalten von Jugendlichen auf den Grund gegangen, das sich nicht mehr nur im Sinne eines Cliquen-Slangs vom Hochdeutschen unterscheidet, sondern zunehmend auch von bildungsfernen Sprach-Codes und "WhatsApp"-Gepflogenheiten beeinflusst wird. "Die jungen Leute, die zum Theaterspielen kommen, sind natürlich schon sprachsensibel", stellt Anna Brass fest, "aber was man dauernd hört, färbt natürlich auch ab, und manche entdecken beim Einstudieren, welche Unarten sie unbewusst angenommen haben."

Auch inhaltlich kam Interessantes zutage, zum Beispiel dass die Jugendlichen ungern Gefühle artikulieren, sich um die Worte dafür gern herumpirschen und sie häufig durch Smiley-Bildchen ersetzen. Oder: Je länger ein Austausch andauert, desto stärker verdrängen Unfug-Äußerungen das eigentliche Thema.

(RP)
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