Krefeld Anklage: Mit Schlagstock auf Baby eingeprügelt

Krefeld · Ein Mann aus Krefeld soll ein fünf Monate altes Baby mit einem Schlagstock lebensgefährlich verletzt haben.

Seit gestern muss er sich unter anderem wegen versuchten Totschlags vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Auch die Kindesmutter sitzt auf der Anklagebank. Ihr wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig zum Arzt gegangen zu sein und damit das Leiden ihres Sohnes vergrößert zu haben. Der Angeklagte schweigt. Mit erhobenem Kopf und ohne sichtbare Regung verfolgte er die Aussage der Mitangeklagten und der Zeugen. Auch auf den Vorwurf der Staatsanwaltschaft ist keine Reaktion zu erkennen. Im März soll er das Baby mit einem selbst gebastelten Schlagstock misshandelt haben, weil es weinte, während er Computerspiele spielte. Die Kindesmutter war kurz beim Imbiss und am Kiosk. Gemerkt haben will sie erst am nächsten Morgen, dass etwas nicht stimmt.

Die 24-Jährige werde aussagen, teilte ihre Anwältin auf Frage des Richters mit. Sie stehe zu den Vorwürfen. Die gepflegt wirkende Frau mit den blonden Haaren bestätigte das, was für andere kaum nachvollziehbar ist. Obwohl das Gesicht des Kindes lila angeschwollen war, so dass es die Augen gar nicht mehr öffnen konnte, war sie mehrere Stunden lang nicht zum Arzt gegangen. Aus Angst, dass man ihr das Kind wegnehmen könnte, argumentierte sie. Durch eine Zeugenaussage wurde die junge Frau noch stärker belastet: Sie habe nicht erst am Morgen, sondern schon in der Nacht gesehen, dass es dem Baby sehr schlecht gehe. Anstatt sofort den Notarzt zu rufen, habe sie sich noch einmal schlafen gelegt.

Am Abend des 1. März waren die Mutter und ihr Kind sowie der Angeklagte und ein Freund in der Wohnung an der Hubertusstraße. Alle hätten gekifft, gab die Frau zu. Die Männer spielten wie so oft an einer Spielekonsole. Die Beziehung sei schon seit Wochen nicht mehr in Ordnung gewesen. Immer wieder habe ihr Lebensgefährte Ausraster gehabt. Einen Tag zuvor habe er einen Stuhl zertrümmert und eine Tür beschädigt. Gewalttätig sei er aber sonst nicht gewesen. Dabei habe alles so gut angefangen. "Er hat mir die Sterne vom Himmel geholt", sagte sie dem Richter. Auch um den Kleinen habe er sich zunächst gekümmert, obwohl es gar nicht sein Sohn war. Das änderte sich bald. Auch in der Vergangenheit habe sie oft blaue Flecken im Gesicht des Kindes bemerkt, sagte die Angeklagte. Sie habe aber geglaubt, dass es sich selber mit einer Rassel verletzte. Am Morgen des 2. März habe sie dem 22-Jährigen die Verletzungen gezeigt. Er habe dafür keine Erklärung gehabt, sie aber aufgefordert, von einem Treppensturz zu reden. Seinem Freund soll der 22-Jährige schon Tage zuvor gesagt haben: "Ich schlag es tot", als das Kind einmal weinte. Das habe der jedoch nicht ernst genommen. Allerdings habe er auch die Reaktion der Angeklagten nicht verstanden, sie habe die Verletzungen ziemlich gelassen hingenommen. Der Junge, der nicht mehr in der Obhut der Mutter ist, erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Schädelfrakturen und massive Hämatome. Ein Rechtsmediziner sagte, dass auch ältere Verletzungen festgestellt wurden, Spätfolgen sind möglich.

(RP)
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