Krefeld Anklage: Angriff mit dem Hammer auf den eigenen Bruder

Krefeld · Das 41-jährige Opfer hatte bei dem Angriff im Oktober 2016 Platzwunden und einen Bruch im Bereich der Augenhöhle erlitten.

Ein 30-Jähriger soll seinem Bruder mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen haben, um an Geld für Drogen zu kommen. Seit Donnerstag muss er sich wegen versuchten besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor dem Krefelder Schöffengericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft war zunächst von versuchtem Mord ausgegangen. Das Landgericht hatte allerdings keinen hinreichenden Verdacht auf einen Tötungsvorsatz gesehen und das Verfahren an das Schöffengericht verwiesen. Der Angeklagte ließ am Donnerstag über seinen Verteidiger erklären, er habe nicht gewollt, dass sein Bruder stirbt. Auch habe er ihm nicht gezielt auf den Kopf geschlagen. Der 41-Jährige hatte durch mehrere Schläge mit einem Zimmermannshammer Platzwunden und einen Bruch im Bereich der Augenhöhle erlitten. Es war an einem Samstagmorgen im Oktober, als sein Bruder klopfte und ihn bat, zu öffnen, berichtete der 41-Jährige. Unvermittelt habe er einen Schlag auf den Kopf bekommen, kurz darauf folgte ein weiterer. Dann habe er einen "Filmriss" gehabt. Am Vortag sei der Bruder, wie schon oft, zu ihm gekommen und habe nach Geld gefragt. Das habe er ihm nicht gegeben, weil er wusste, dass der 30-Jährige wieder einen Rückfall hatte und Heroin konsumierte. Wochen zuvor sei eigentlich noch alles gut gelaufen, sein Bruder sei schon im Methadonprogramm gewesen. Er habe ihm eine Wohnung im selben Haus besorgt, um ihn besser unter Kontrolle zu haben. Dann aber fragte er immer wieder nach Geld und erfand neue Ausreden, wofür er es benötigte. Den Konsum habe er nicht mehr unterstützen wollen. Knapp ein halbes Jahr nach dem Angriff leide er immer noch an Kopfschmerzen. Es sei schwer, alles zu verarbeiten. Seine Ehefrau sprach auch von Angst. Sie wolle nie wieder etwas mit ihrem Schwager zu tun haben. An dem Morgen habe sie ein lautes Geräusch gehört und gesehen, dass die beiden Männer rangelten. "Dann habe ich gesehen, dass der ganze Boden voller Blut war. Mein Mann war blutüberströmt", schilderte sie den Anblick, der sich ihr im Flur bot. Gemeinsam schafften sie es, den Angeklagten zu überwältigen. Ihr Schwager habe gesagt: "Wenn du mir gestern das Geld gegeben hättest, wäre das nicht passiert!" Den neben ihm liegenden Hammer habe er dann aber nicht mehr an sich genommen. "Er war sehr stark auf Entzug", schätzte sie das Befinden des 30-Jährigen zur Tatzeit ein. Sie kenne ihn schon, seit er 17 Jahre alt war. Seitdem nehme er auch Drogen. Von den hinzugerufenen Polizeibeamten habe er sich widerstandslos festnehmen lassen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann vermindert schuldfähig war.

Am nächsten Verhandlungstag soll ein Sachverständiger aussagen.

(RP)
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