Krefeld Anke Engelke und die Kellner

Krefeld · Alljährlich zur Karnevalszeit treten im Rheinland Männer auf, die allesamt "Fred Kellner" heißen. Begleitet werden sie von "famosen Soul-Schwestern", von denen eine Anke Engelke heißt – das Kufa-Konzert am Wochenende war heiß und umjubelt.

Alljährlich zur Karnevalszeit treten im Rheinland Männer auf, die allesamt "Fred Kellner" heißen. Begleitet werden sie von "famosen Soul-Schwestern", von denen eine Anke Engelke heißt — das Kufa-Konzert am Wochenende war heiß und umjubelt.

So viel "Seele" und ein solcher Lärm, das muss Soul-Music sein. Die "Fred Kellner Band" ist nun schon zum dritten Mal in der Kulturfabrik und zelebriert ihre durchgeknallte Show. Alle Herren um Ralf Günther heißen Fred Kellner, alle sind sie "Soul-Brüder", und weiß und glitzernd ausstaffiert. "Crazy Krefeld" wollen sie mit ihren Coverversionen der Funk- und Soulszene bedienen, und bieten dabei eine Persiflage auf das Gehabe und Getue der Stars. Silbriger Hut, Sonnenbrille und lange Fransen am Ärmel machen aus Fred Kellner einen aufgebrezelten Zirkusdirektor, der mal heiser, mal mit Kastratenstimme die Songs intoniert.

Aus dem Soul-Songbuch

Der "Soulman himself" tritt auf, der "Grandfather of Soul", und der dickliche Typ mit Glatze und Opa-Habitus mimt den "Soul-Buddha." Mit jedem Höhepunkt jagen sie per Ansage den nächsten, und drei Bläser als "Horny Horny Horns" verschärfen die Beschallung mit hohen Tönen. "We are family", natürlich, und andere Phrasen und Zitate aus dem Soul-Songbook der Soul-Gemeinde werden wie die Jahrmarktsensationen mit aufdringlicher Emphase, aufgeregt englisch parlierend, angesagt. Die Ekstase ist gefakt, aber mit professioneller Musikalität unterlegt. Eine gekonnte Soul-Karikatur mit einem multiplen Fred Kellner, in der die Überdrehtheit Programm ist. Der Sound füllt die Halle, die Besucher lassen sich zu Winken und Wippen, zu "ohohoh-yeayea" und zu wogenden und zuckenden Bewegungen animieren.

Und dann sind da noch die "Famosen Soul Sisters", nämlich Anke Engelke und deren Schwester Susanne, die in ihren silbrigen Miedern auch einen optischen Höhepunkt markieren. Aber auch gesanglich meistern sie die Anforderungen des Genres, und das choreographisch aufgepeppte Getümmel auf der Bühne bereichern sie als kostümierte Rennmäuse mit tänzerisch-gestischem Gehüpfe. Es wird "noch heißer", als drei Mädels mit Fiedeln sich als "Super Sonic Silver Strings" einmischen und der "Daddy Cool" dazu besungen wird. Für "Papa was a Rolling Stone" formieren sich vier "Kellner-Brüder" zur ältesten Boygroup der Popgeschichte.

Das Finale auf der "Souly holy stage", die immer im bunten Wanderlicht aufleuchtet, tritt man auch zu zweit als "Kellner Brothers" auf, die Schwestern erscheinen noch einmal und die Ansage, man "könne nichts mehr", wird vom Publikum einfach nicht geglaubt.

Den "kurz zuvor komponierten Welthit von 1978" von Stevie Wonder haben sie doch noch drauf, auch dessen "Ain´t nobody." Zwei Stunden ohne Pause hat die Kellner-Kapelle ihren "brüderlichen" Schabernack mit einem Musikstil getrieben und ihm jede aufgesetzte "Heiligkeit" ausgetrieben. Zwei Stunden, in denen es auch auszuhaltende Längen und Wiederholungen gab, aber auch zwei Stunden, in denen auf die Soul-Maschine immer noch eine anheizende Schüppe drauf kam, um sie auf die Schippe zu nehmen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort