Konzert in Krefeld Deutsche Einheit mit italienischer Klangfarbe

Krefeld · Geeintes Europa und Frieden waren die wichtigen Gedanken rund um den 3. Oktober. In Krefeld setzten das gleich zwei Konzerte mit italienischem Schwerpunkt um. Die Hörer waren tief berührt. Zum Beispiel von den Sinfonikern.

 Das Konzert zum Tag der deutschen Einheit gestalten traditionell die Niederrheinischen Sinfoniker

Das Konzert zum Tag der deutschen Einheit gestalten traditionell die Niederrheinischen Sinfoniker

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Als 1989 die Berliner Mauer fiel, mochte man das Geschehen kaum glauben. Daran erinnerte Oberbürgermeister Frank Meyer im Seidenweberhaus beim traditionellen Sinfoniekonzert zum Tag der Deutschen Einheit. Damals entstand eine neue Weltordnung. Nicht alle deutschen Hoffnungen erfüllten sich. So reibungslos, wie erhofft, entwickelte sich der Prozess des Zusammenwachsens zu einem gemeinsamen Staat nicht. Ausdrücklich betonte Meyer die gemeinsame Überzeugung aller weltoffenen, demokratisch gesonnenen Deutschen, dass ein geeintes Deutschland seinen Platz unbedingt in einem freiheitlichen, miteinander freundschaftlich verbundenen Europa haben muss – mit freien Grenzen und freier Wahl des Wohn- und Arbeitsortes.

Deswegen wird beim Konzert am 3. Oktober die Deutsche Einheit auch grundsätzlich mit einem befreundeten europäischen Land gemeinsam gefeiert, diesmal mit Italien. Erfreut wies der italienische Generalkonsul Pierluigi Ferraro darauf hin, dass Krefelds Bürger italienischer Abstammung ausgezeichnet integriert seien.

Die Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker kommen aus 21 verschiedenen Staaten, auch aus Italien wie der Solocellist Raffaele Franchini. Dass mit seiner Verpflichtung das Orchester seinerzeit einen hervorragenden Griff getan hat, war zwar auch vor dem Konzert schon bekannt. Aber dank seines solistischen Einsatzes in Respighis Adagio con variazioni weiß man es jetzt noch genauer. Franchini verfügt über eine souveräne Technik und einen großen, eleganten Ton. Einfühlsam gestaltete er die Kantilenen.

Dem thematischen Bezug entsprechend war der erste Teil des Abends italienischen Komponisten gewidmet, vor Respighi wurde Puccinis Preludio sinfonico op.1 aufgeführt. Das Stück schrieb Puccini noch in jungen Jahren während seines Musikstudiums. Seine für ihn später so typischen stilistischen Elemente zeigen sich schon hier: weit gezogene Melodien, opulenter Orchesterklang, raffinierte Harmonik, Sinn für Dramatik. Auch fürs Dirigieren zeichnete im ersten Teil mit Simone Valeri ein Italiener verantwortlich. Er hinterließ einen tadellosen Eindruck.

Deutsche Musik stand mit Brahms‘ dritter Sinfonie im zweiten Teil auf dem Programm. Jetzt übernahm Generalmusikdirektor (GMD) Mihkal Kütson die Leitung des Orchesters. Er sorgte mit frischen Tempi dafür, dass die Wiedergabe dynamisch und nicht schwerfällig geriet – was bei Brahms anderswo schon mal vorkommt.

Auch wenn man sich einige Streicherpulte mehr hätte vorstellen können: der Gesamtklang desr Niederrheinischen Sinfoniker war sehr gut, ebenfalls die solistischen Stellen. Viel Beifall gab es dafür vom Publikum.

Abschließend wurde noch, dem Anlass gemäß, die Deutschlandhymne gespielt und vom Publikum gesungen. Auch wenn ein Zuviel an Hymne nicht sein muss: Es wäre eine Überlegung wert, auch die Hymne des Freundeslandes zu spielen. Die italienische hätte hier an diesem Abend gut gepasst.

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