Krefeld Alte Kirche ist nicht mehr zu halten

Krefeld · Die Gemeinde Alt Krefeld kann die Alte Kirche in der jetzigen Form nicht mehr finanzieren. Am Dienstag stellt das Presbyterium die Weichen für die Zukunft: Im Gespräch ist alles vom Verkauf bis zum Umbau für Betreutes Wohnen.

 Das Hauptschiff wurde 1952 geweiht, der Turm kam 1965 dazu. Die alte gotische Kirche aus dem 15. Jahrhundert wurde im Krieg zerstört.

Das Hauptschiff wurde 1952 geweiht, der Turm kam 1965 dazu. Die alte gotische Kirche aus dem 15. Jahrhundert wurde im Krieg zerstört.

Foto: T.L./ Archivbild: T.L.

Das evangelische Krefeld muss sich neu sortieren: Die Gemeinde Alt Krefeld wird die Alte Kirche in der jetzigen Form und Organisation nicht weiter finanzieren können. Die Gemeinde sucht nach neuen Wegen, das Gebäude zu nutzen. "Uns läge es natürlich am nächsten, die Kirche als Gotteshaus zu erhalten", sagte Pfarrer Volker Schran am Freitag auf Anfrage, "aber als Gemeinde schaffen wir es nicht mehr, die Kirche zu tragen". Kosten von jährlich mehr als 110.000 Euro Unterhalt seien zu viel.

Die Alte Kirche markiert den ältesten Kirchbauplatz Krefelds: Die Spuren lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde eine romanische Kirche durch einen gotischen Neubau ersetzt, der 1472 einen Turm bekam. Diese Kirche ist die erste "Dionysiuskirche" Krefelds. Sie wurde 1943 bei der Bombardierung Krefelds schwer beschädigt; der Turm stürzte 1951 ein. 1952 wurde die wieder aufgebaute Kirche geweiht, 1965 folgte ein neuer Turm.

Der Plan, etwas grundlegend zu ändern, ist nicht neu. Schon 2009 formulierte Pfarrer Schran das Ziel, die Alte Kirche mehr zu öffnen und optisch aufzuwerten: Der Bau habe "die Anmutung eines Industriegebäudes aus dem 19. Jahrhundert", hatte der Pfarrer damals gesagt. Portal und Fenster sollten ebenso attraktiver werden wie der Platz zu Füßen der Nordfassade. Getan hat sich seitdem nichts, aus Geldmangel. Wie Veränderungen nun aussehen könnten, ist offen. Das Presbyterium will dazu am Dienstag über Weichenstellungen entscheiden. Pfarrer Volker Hendricks, Vorsitzender des evangelischen Gemeindeverbandes, kann sich vorstellen, in der Kirche Raum für Betreutes Wohnen einzurichten. Wichtiges Ziel für ihn: einen Andachtsraum mit 70 bis 100 Plätzen zu erhalten, um die Erinnerung an die älteste Kirchenstätte Krefelds wachzuhalten. Die dazu nötigen Investitionen könnte der Gemeindeverband übernehmen, als Betreiber der Wohnungen käme die evangelische Altenhilfe in Frage. Ob Beispiele aus anderen Städten, in denen in Kirchen eine Art Mini-Ladenstraße und darüber Wohnraum eingerichtet wurden, Vorbild sein könnten, bleibt offen. Hendricks und Schran weisen auch darauf hin, dass die Kirche mit ihren 700 Sitzplätzen und ihrer exzellenten Akustik als Konzertraum hervorragend geeignet ist. Ein Sonderproblem stellt die Orgel dar, die vor zehn Jahren neu eingebaut wurde — aus Spenden. "Sie ist rund 600 000 Euro wert", sagt Schran. Neue Planungen für die Kirche könnten rechtliche Fragen aufwerfen; unter bestimmten Bedingungen hätten die Spender ein Recht darauf, ihre Spenden zurückzuverlangen, sagt Hendricks.

Die Zahlen jedenfalls zwingen die Verantwortlichen zum Handeln: Die Alte Kirche kostet laut Pfarrer Schran zurzeit mehr als 110 000 Euro im Jahr an Unterhalt. Darüber hinaus muss die Gemeinde Alt Krefeld, die drei Gotteshäuser unterhält, für die Erlöserkirche in Lindental rund 55 000 Euro und für die Johanneskirche in Forstwald rund 32 000 Euro jährlich aufbringen. Und das bei sinkenden Gemeindegliederzahlen: Alt Krefeld zählt laut Gemeindeverband 7061 Gläubige — als Pfarrer Schran 1987 dort Pfarrer wurde, waren es noch rund 13 000 Evangelische.

Heute teilen sich die Gemeindeglieder wie folgt auf: Bereich Alte Kirche knapp 3000 Gemeindeglieder, Bereich Erlöserkirche ebenfalls 3000 und Bereich Johanneskirche etwa 1100.

(RP)
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