Krefeld Alles nur nicht langweilig: Barocker Glanz bei Serenade

Krefeld · Selten war bei einer Serenade der Rittersaal von Burg Linn so gut besucht wie beim Gastspiel des mit honorigen Preisen ausgezeichneten Ensembles "Prisma", das sich "der gemeinsamen Suche nach besonders ausdrucksstarker, bizarrer und farbenfroher Musik des 16. und 17. Jahrhunderts" verschrieben hat. Elisabeth Champollion aus Deutschland, die sowohl die Sopran- als auch die Altblockflöte traumwandlerisch sicher beherrscht, die voller Intensität und dabei technisch brillant ihre Barockvioline einsetzende Ungarin Franciska Anna Hajdu, der ebenfalls aus Ungarn stammende, vorbildlich begleitende Gambist Dávid Budai und Alon Sariel aus Italien, der mustergültig eine der Theorbe ähnliche Laute mit zweitem Wirbelkasten am verlängerten Hals spielt - sie sind ein junges und engagiertes Quartett, das alle Ressentiments, die "langweilige alte Musik" betreffend, Lügen straft. Ihr bestechend homogenes Spiel ist frisch, lebendig, manchmal erstaunlich virtuos und dabei immer voller Wohlklang.

Wechselweise charmant moderierend, stellten die Gäste ihr Programm "Chromae - Farben des Barock" vor. Beispiele ganz unterschiedlicher Kompositionen überwiegend unbekannter Tonsetzer des 17. Jahrhunderts belegten den zunehmenden Einfluss der Chromatik, der Veränderung der Grundtöne um einen Halbtonschritt. Dadurch sollten die musikalische Farbenskala erweitert und die Affekte, also die Emotionen, verstärkt angesprochen werden. Besonders brillant gelang die Sonata "Corona Aurea" des Polen Adam Jarzebski (ca.1590-1649). Hier spielten Gambe und Laute den originalen Part, während Blockflöte und Violine fantasievoll ausschmückend improvisierten.

Mit zwei farbenreichen Sonaten von Salomone Rossi dem Konzertmeister Claudio Monteverdis in Mantua, ging das spannungsgeladene Programm zu Ende.

Doch das Publikum ruhte nicht eher, bis die glücklich strahlenden Musiker sich zu einer Zugabe entschlossen: Als Ausblick auf sein nächstes Programm-Projekt, das Ungarisches und Italienisches verbinden wird, spielte "Prisma" noch eine schwungvolle Tanz-Suite.

(RP)
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