Krefeld Affäre Vauth: Staatsanwaltschaft klagt an

Krefeld · Eine der längsten Ermittlungen der Krefelder Justizgeschichte endet – Anfang 2013 wird Anklage gegen den bekannten Anwalt erhoben. Überraschend: Mögliche illegale SPD-Parteispenden Vauths an die SPD sind nicht Gegenstand der Anklage.

 Der Krefelder Anwalt Lothar Vauth.

Der Krefelder Anwalt Lothar Vauth.

Foto: Busch, Franz-Heinrich

Eine der längsten Ermittlungen der Krefelder Justizgeschichte endet — Anfang 2013 wird Anklage gegen den bekannten Anwalt erhoben. Überraschend: Mögliche illegale SPD-Parteispenden Vauths an die SPD sind nicht Gegenstand der Anklage.

Der Start des Strafrechtsverfahrens gegen den Krefelder Anwalt Lothar Vauth und seine Ehefrau Jessica steht bevor. Dreieinhalb Jahre hat die Staatsanwaltschaft Krefeld teilweise mit Hilfe von Sonderermittlern den Fall untersucht.

Diese Ermittlungen sind abgeschlossen, wie die Krefelder Staatsanwaltschaft jetzt bestätigte. "Eine Anklage wird Anfang 2013 erhoben", so der Sprecher. Nach Informationen unserer Zeitung wird Vauth in der Anklage Untreue in 900 Fällen vorgeworfen, der dort aufgenommene Schaden soll sich auf 1,9 Millionen Euro belaufen. Der Fall geht jetzt ans Gericht, es werden noch Stellungnahmen der Verteidiger erfragt, so dass im Frühjahr 2013 mit dem Prozessbeginn zu rechnen ist.

2009 hatten die Medien deutschlandweit über den Fall des Krefelder Anwalts berichtet, der zur Zeit der Strafanzeige SPD-Landratskandidat in Viersen und Karnevalsprinz in Tönisvorst war. Dem Ehepaar Vauth, das gemeinsam in der Kanzlei Dr. Stöber, Oehring, Vauth und Partner arbeitete, wurde massive Veruntreuung von Mandantengeldern sowie die Verstrickung in illegale Parteienfinanzierung vorgeworfen. Vauths Anwälte wollten sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Überraschend hat die Staatsanwaltschaft erklärt, dass die umstrittenen Parteispenden — Vauth soll von kommunalen Unternehmen mit Gutachten beauftragt worden sein, im Gegenzug Spenden an SPD-Unterbezirke getätigt haben — nicht Gegenstand des Prozesses sein werden. "Das ist kein Fall für die Strafverfolgungsbehörden, sondern für die SPD selbst oder den Landtagspräsidenten", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. NRW-Innenminister Ralf Jäger, Vorsitzender der SPD Duisburg, hatte 2011 vor dem Landtag erklärt, dass die Gutachteraufträge nicht gegen Parteispenden erteilt worden seien.

In der Krefelder Anwaltsszene — 600 Anwälte gibt es, 300 sind dem Anwaltsverein angeschlossen — wird der Prozessbeginn mit Spannung erwartet. Gero Hattstein, Vorsitzender des Anwaltsvereins, hat im Gespräch mit unserer Zeitung vor wenigen Wochen noch beklagt, dass die lange Ermittlungsdauer ein schlechtes Licht auf das Verhältnis von Anwaltschaft und Justiz werfe.

Ein Sprecher von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty bestätigte auf Anfrage, dass die Krefelder Staatsanwaltschaft sechs Zwischenberichte zum Fall Vauth an das Justizministerium gesendet hatte. Vermutungen, dass das Ministerium damit die Ermittlungen gegen den ehemaligen SPD-Landratskandidaten Vauth bremsen wollte, indem immer neue Nachbesserungen gefordert wurden, weist der Sprecher entschieden zurück: "Das Justizministerium hatte bislang keinen Anlass, die staatsanwaltschaftliche Sachbehandlung zu beanstanden."

Die schillernde Persönlichkeit Lothar Vauth — zuweilen fuhr er im goldenen Mercedes durch Krefeld — war führender Kopf in der mittlerweile insolventen Kanzlei Dr. Stoeber, Oehring, Vauth & Partner. Im März 2009 zeigte ein Anwaltskollege in der Kanzlei Vauth an, der dem vermeintlichen Betrugssystem auf die Schliche gekommen war. Der Vorwurf: In Erbrechts-Fällen hat Vauth die Gelder, die die unterlegene Gegenseite zu zahlen verpflichtet war, stets auf seinen Konten behalten. Seinen eigenen Mandanten wiederum soll er mitgeteilt haben, dass bisher kein Geld eingegangen sei. In dieses System soll Vauths Ehefrau Jessica involviert gewesen sein. Sie steht bald auch vor Gericht. Inhaltlich wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht zu den Ermittlungen äußern.

(RP)
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