Krefeld Ärger über "Mobile Essenshilfe"

Krefeld · Am Lutherplatz verteilen Ehrenamtler Essen an die Trinkerszene. Darüber sind Bezirkspolitiker sauer: Die Aktion verschärfe nur Probleme, weil die Betroffenen so noch mehr Geld für Alkohol hätten.

 Ein Treffpunkt für Trinker ist der Lutherplatz im Bereich Gladbacher Straße. Negative Begleiterscheinungen wie "Wildpinkeln" sind dort an der Tagesordnung.

Ein Treffpunkt für Trinker ist der Lutherplatz im Bereich Gladbacher Straße. Negative Begleiterscheinungen wie "Wildpinkeln" sind dort an der Tagesordnung.

Foto: Thomas Lammertz

Der Einsatz der Mobilen Essenshilfe Hüls am Lutherplatz ist umstritten: In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Süd kritisierte Bezirksvorsteherin Gisela Brendle-Vierke (SPD) die gut gemeinte Aktion: "Seit einiger Zeit wird dort mehrmals in der Woche kostenlos Essen verteilt. Das führt allein dazu, dass sich noch mehr Menschen zur dortigen - ohnehin problematischen - Trinkerszene dazugesellen. Die fühlen sich dort jetzt alle so richtig wohl." Unterstützung hat sie von Bernd Albrecht, FDP-Bezirksvertreter und Vorsitzender des Bürgervereins Lehmheide: "Die Menschen, die sich dort aufhalten, sind meist keine Obdachlosen. Ihnen kostenlos Essen zur Verfügung zu stellen, führt einzig dazu, dass sie noch mehr Geld für Alkohol ausgeben können und sich die Probleme mit Wildpinkeln und Vermüllung des Areals verschärfen." Beide sind sich darüber einig, dass die Essensverteilung dort "dem Gesicht unseres Bezirks nicht gut tut", wie Brendle-Vierke es formulierte.

Mit Erstaunen nahmen die Bezirksvertreter zur Kenntnis, dass der geplante Parkplatz direkt am Hauptbahnhof nach Informationen der Verwaltung wohl nicht als Pendlerparkplatz konzipiert ist. Wie berichtet, wird die Brachfläche an der Kölner Straße am Bahndamm in Kürze hergerichtet und bewirtschaftet. Geplant ist, dort eine Parkgebühr in Höhe von 50 Cent pro 30 Minuten zu erheben, jedoch ohne Tageshöchstsatz, der die Fläche für Bahn-Pendler attraktiv machen könnte. Wie aus Verwaltungskreisen zu vernehmen war, sei dies eine Vorgabe aus dem Fachbereich Planung "um die privaten Betreiber der Parkhäuser Hansacentrum und Cinemaxx zu schützen".

Vor allem das Thema Müll bewegt die Bürger im Süden, berichtete die Bezirksvorsteherin dem Gremium: Wilde Sperrmüllablagerungen seien ein gängiges Problem, dem sich Brendle-Vierke weiter mit Nachdruck annehmen will. "Ich möchte mit der GSAK ein Konzept erarbeiten, mit dem Ziel, durch vereinfachte Informationswege eine Sperrmüllentsorgung außerhalb der regulären Termine zu gewährleisten", erklärte sie. "Meine Idee ist es, dass die Mitarbeiter des sogenannten Fegedienstes, die die Straßen kehren und die Mülleimer leeren, die Anweisung erhalten, eine Meldung an die "Sauberline" zu machen, wo Sperrmüll liegengeblieben ist oder unberechtigt herausgestellt wurde", sagte die SPD-Frau. Die Sauberline ist die Service-Telefonnummer der GSAK 582200, unter der Bürger Müllablagerungen melden können. Nach Aussage von GSAK-Sprecherin Sabine Laeser würden viele Mitarbeiter das allerdings bereits tun: "Unsere Kolonnen melden sich schon, bzw. erkundigen sich in der Verwaltung, ob für die entsprechende Anschrift ein Termin zur Abholung vorliegt, wenn Gegenstände außerhalb der bekannten Abholrhythmen platziert sind", schreibt sie auf RP-Anfrage. In vielen Fällen würden wilde Abfälle auch direkt entsorgt.

Weiterhin meinte Bezirksvorsteherin Brendle-Vierke, dass für das Areal rund um den Lutherplatz noch wesentlich mehr Müllbehälter aufgestellt werden müssten. "Insbesondere vor dem Kiosk an der Gladbacher Straße quillt der Eimer regelmäßig über, ich finde das gruselig", sagte Brendle-Vierke. Generell müssten die Gefäße häufiger geleert werden.

Die Bezirksvorsteherin will sich auch dafür einsetzen, dass die Spielgeräte auf dem Spielplatz Melanchthonstraße modernisiert werden. Der Spielplatz steht auf der Vorschlagsliste für Spielplatz-Erneuerungen 2019, über die demnächst entschieden wird.

Ein weiteres Anliegen ist ihr der Zustand der Bahnunterführungen. Diese seien in sehr ungepflegtem Zustand, besonders bedauerlich deshalb, weil die Tunnel an der Kölner- und Gladbacher Straße "Tore zur Innenstadt" seien.

(RP)
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