Krefeld Abschieds-Ausstellung der Galerie Börgmann

Krefeld · Mit 27 Arbeiten von elf Künstlern verabschiedet sich das Galeristenpaar Börgmann vom Südwall. Es ist ein spannungsgeladenes Finale.

 An Zollstöcke oder Absperrgitter erinnert Max Schulzes Installation in der Galerie Börgmann. In der "Kunst-Schutzzone" hängen zwei Acrylbilder des Künstlers: "ohne Titel".

An Zollstöcke oder Absperrgitter erinnert Max Schulzes Installation in der Galerie Börgmann. In der "Kunst-Schutzzone" hängen zwei Acrylbilder des Künstlers: "ohne Titel".

Foto: Max Schulze

Für Wehmut haben Carolin und Jochen Börgmann keine Zeit. Dass so viele bedauern, dass das Galeristen-Ehepaar Krefeld verlässt, um eine neue Galerie in Mönchengladbach – in direkter Nähe zum Abteiberg-Museum – zu eröffnen (RP berichtete), tut dennoch gut. Vier Jahre lang haben sie im Galerienhaus am Südwall 55 junge, aufstrebende Künstler gezeigt – und spannende Seh-Erlebnisse präsentiert. Die große Lust am Ungewöhnlichen soll auch zum Abschluss gefeiert werden: Elf Künstler der Galerie zeigen in der letzten Ausstellung "intervall 1.0" Arbeiten, die in Krefeld bisher noch nicht zu sehen gewesen sind.

Mit 27 überwiegend großformatigen Arbeiten ist bis zum 11. Januar das Galerienhaus über alle drei Etagen gefüllt. Manche Künstler sind auf den ersten Blick zu erkennen: Max Schulze zum Beispiel. Der Immendorff-Meisterschüler zeigt seine Hartfaserplatten, die er mit Acrylfarbe und Löchern zu einem Abenteuerspielplatz für die Augen macht. "Die Ausstellung ,Nervöses Wohnen', die er im Herbst 2011 hier gezeigt hat, wurde oft gelobt, als er jetzt den Kölner Kunstpreis erhielt", sagt Börgmann. Schulze setzt Kunst in Szene, und so hat er aus Holzlatten einen viel-deutbaren schwarz-gelben Zaun errichtet: irrgartenähnliche Absperrung, Messlatte und Schutzgehege für Kunst gleichermaßen.

Roger Wardin – ebenfalls Immendorff-Meisterschüler – zeigt andere Seiten von sich: Porträts. Er hat Egon Schiele in Öl auf Leinwand interpretiert: "Schiele II (n. Schiele)" heißt das 90 x 110 cm große Bild, das in der für Wardin typischen Manier immer ein Geheimnis hütet. Der Mann, dessen Körperhaltung sich gegen Betrachtung zu sträuben scheint, dessen Blick aber die Augen des Anschauenden nicht loslässt, ist unergründlich. Der Maler verrät nicht, wie er zu dem Meister steht.

Jan Holthoff, der mit Farbe und Verwaschungen irreale Landschaften komponiert, beweist sich nun auch als versierter Menschen-Maler und zelebriert dabei ein an Yves Klein erinnerndes Strahlblau. Ein weiterer Hingucker ist Fabian Seyds "Siegfried", eine lichtweiße Heldengestalt in einer Grotte aus mysteriösen Grüntönen. Seyd malt Schönheit, um sie zu brechen und damit eine hintergründige Faszination zu erzielen. Das gelingt ihm auch bei einer 84 Zentimeter großen Bleistiftzeichnung: ein Frauenporträt im Stile des niederländischen Rogier van der Weyden aus dem 15. Jahrhundert. Die ersten Holzschnittarbeiten von André Butzer, schwarz-weiß und korrespondierend einer Öl-Arbeit, sind in einer exklusiven Fünfer-Auflage editiert (acht unterschiedliche Motive, handabgezogen auf 100 x 70 cm Bütten für 9600 Euro).

Die Ausstellung kontrastiert und kombiniert unterschiedliche Malerpositionen – und lässt jede für sich dabei gelten. Zu sehen sind außerdem Arbeiten von Becker Schmitz, Torsten Ruehle, Jan Muche, Marcel Hüppauff, Maja Körner und Philipp Schwalb.

(RP)
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