Krefeld Abschied von dem Mann, der Krefelds Kindern Schutz bot

Krefeld · Gestern wurde Gerd Ackermann, Chef des Krefelder Jugendamtes, in den Ruhestand verabschiedet.

 Gerd Ackermann und Frank Meyer kennen sich schon lange. Gestern hielt der Oberbürgermeister im Freizeitzentrum Süd die die Laudation auf den Fachbereichsleiter Familie und Beschäftigungsförderung.

Gerd Ackermann und Frank Meyer kennen sich schon lange. Gestern hielt der Oberbürgermeister im Freizeitzentrum Süd die die Laudation auf den Fachbereichsleiter Familie und Beschäftigungsförderung.

Foto: Thomas Lammertz

Wenn einer in den Ruhestand geht und bei seiner Verabschiedung in dutzende freundliche Gesichter schaut, mit Worten des Lobes überschüttet und herzlich in den Arm genommen wird, dann weiß er, dass er in seinem Berufsleben vieles richtig gemacht hat. Gerd Ackermann ist so einer, den viele Menschen kennen und schätzen. Dem gebürtigen Nordlicht wurde das alles fast schon zu viel. Er hätte ja bestimmt nicht mit Kritik gerechnet, sagte der scheidende Fachbereichsleiter Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung, aber das überschwängliche Lob würde er nicht in allen Fällen als gerechtfertigt empfinden.

Diese bescheidenen Worte kamen gut an bei den zahlreichen Gästen, auch wenn klar war, dass eigentlich doch vieles von dem zutraf, was Oberbürgermeister Frank Meyer zuvor in seiner Laudation erwähnt hatte. Ackermann hat in seinen 20 Jahren als Leiter dieses sensiblen Fachbereichs Jugendhilfe zahlreiche Spuren hinterlassen. Als "großen Netzwerker" bezeichnete ihn Meyer, als "Macher aus Leidenschaft", aber auch als "Genießer" und alten Seebären.

Der Seebär liegt Ackermann, aufgewachsen im Werftviertel von Bremen, sozusagen im Blut. Am 2. Oktober 1951 kam er in Westerstede zur Welt, verlebte seine Kindheit aber direkt am Hafen, in einer Gegend, in der es nicht üblich war, das Abitur zu machen und ein Studium zu beginnen. Das Durchbeißen habe er dort gelernt, meinte Meyer. Aber auch das Arbeiten. Unter schwerem Atemschutz habe Ackermann als junger Mann auf der Werft geschuftet, sei anschließend als Skipper zur See gefahren, bevor er ein Studium in Münster anfing. Pädagogik, Sozialwissenschaften und Germanistik waren seine Fächer. Anschließend kam noch ein Abschluss zum Betriebswirt dazu.

Bei der Stadt Krefeld ist der oft spröde wirkende Norddeutsche seit 1990 beschäftigt, zuerst bei der Volkshochschule, wo er sich für den Ausbau der berufsbezogenen Weiterbildung einsetzte. Seit 1998 leitete er zudem den Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung und ist in der Stadt salopp als Chef des Jugendamtes bekannt. Ackermann versuchte 20 Jahre lang den "Kurzen", wie er seine Schützlinge nennt, zu helfen, ihnen Chancen im Leben zu eröffnen durch zahlreiche Förderprogramme und Netzwerke, die er mitinitiierte.

Viele tragische Fälle von misshandelten oder sexuell belästigten Kindern erlebte er in dieser Zeit, aber auch glückliche Momente, wenn Hilfsangebote Wirkung zeigten und Kinder gerettet werden konnten. Die Kurzen, so Ackermanns Wunsch, sollen in Krefeld unter möglichst guten Bedingungen aufwachsen. Und in vielen Bereichen tun sie es inzwischen auch.

Gestern sangen Kinder des EMU-Projektes, der Elementaren Musischen Erziehung in Kindertagesstätten, für Ackermann sein Lieblingslied "Wir sind Kinder dieser Welt". Gerührt hörten der scheidende Chef und seine Frau Hedwig Schomacher, Leiterin des Berufskollegs Vera Beckers, zu. In Zukunft wollen die beiden diese Welt auch privat noch besser kennenlernen.

(RP)
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