Krefeld Ab November weicheres Wasser

Krefeld · Eine der größten Investitionen der Stadtwerke steht vor der Vollendung: die Wasserenthärtungsanlagen. Der Wasserpreis erhöht sich leicht – unterm Strich aber soll der Verbraucher sparen.

 Hans-Werner Leenen, Teamleiter der Wasserproduktion der SWK, vor einem der "Reaktoren", in dem das Wasser entkalkt wird. Die an Raketen erinnernde Behälter sind zwölf Meter hoch.

Hans-Werner Leenen, Teamleiter der Wasserproduktion der SWK, vor einem der "Reaktoren", in dem das Wasser entkalkt wird. Die an Raketen erinnernde Behälter sind zwölf Meter hoch.

Foto: Thomas lammertz

Eine der größten Investitionen der Stadtwerke steht vor der Vollendung: die Wasserenthärtungsanlagen. Der Wasserpreis erhöht sich leicht — unterm Strich aber soll der Verbraucher sparen.

Es ist die größte Anlage dieser Art in Deutschland: Die Rohbauarbeiten an den beiden zentralen Wasserenthärtungsanlagen der Krefelder Stadtwerke (SWK) sind weitgehend abgeschlossen.

Damit kann in den Wasserwerken an der Gladbacher Straße ab November 2012 und In der Elt ab Frühjahr 2013 der Härtegrad des Wassers von derzeit etwa 24 auf 13 Grad Deutscher Härte (dH) gesenkt werden. Das Wasser wird aus technischen Gründen nicht von heute auf morgen die angestrebten 13 Grad erreichen, sondern erst im Verlauf von einigen Wochen. Der Wasserpreis wird sich leicht erhöhen — unterm Strich aber soll eine vierköpfige Familie pro Jahr knapp 100 Euro sparen.

Der Preis pro Kubikmeter Trinkwasser soll von 1,92 Euro um 0,13 Euro auf 2,05 Euro steigen. "Bei einer vierköpfigen Familie mit einem Verbrauch von 185 Kubikmetern macht das Mehrkosten von 24 Euro pro Jahr aus", rechnet Michael Rögele, Chef der SWK Aqua, vor. Demgegenüber stehen Einsparungen: Elektrogeräte leben länger; der Wasch- und Putzmittelverbrauch sinkt. Die Ersparnis liegt bei einem Vier-Personen-Haushalt laut Institut für Wassertechnologie und Wasserforschung Mülheim pro Jahr bei 120 Euro.

Das Wasser wird wohl auch anders schmecken — nicht mehr so gut. "Wir empfinden Wasser als schmackhafter, wenn es mehr mineralische Stoffe enthält", sagt Rögele. Aber: "Die Teetrinker werden uns die Wasserenthärtung danken: Bei weicherem Wasser bildet sich kein Film mehr auf der Oberfläche des Tees." Für Kaffeetrinker werde sich nichts ändern — außer dass ihre Kaffeemaschinen länger leben. Rögele empfiehlt Hausbesitzern mit eigenen Enthärtungsanlagen, ihre Anlagen von Fachfirmen nachjustieren zu lassen.

Sowohl an der Gladbacher Straße als auch am Standort In der Elt wird eine Wasserenthärtungsanlage gebaut. Während das Wasserwerk an der Gladbacher Straße um ein Gebäude erweitert wird, entsteht am Standort In der Elt eine komplett neue Aufbereitungsanlage samt Trinkwasserbehälter zur Erhöhung der Versorgungssicherheit. Investitionsvolumen insgesamt: zwölf Millionen Euro. Ab November wird zunächst das Wasser im Krefelder Westen (Wasserwerk Gladbacher Straße) weicher werden. Ab Frühjahr 2013 wird auch das Wasser im Osten der Stadt Zug um Zug weicher.

Herzstück der neuen Enthärtungsanlagen sind jeweils drei rund zwölf Meter hohe, trichterförmige Behälter, die sogenannten "Reaktoren". Darin schweben Sandkörnchen im aufwärts strömenden Wasser, an denen sich dann Kalzium und Magnesium ablagern — jenen Mineralstoffe, die hauptverantwortlich für die Härte im Wasser sind und Kalk bilden. Pro Jahr sollen in Krefeld künftig zwölf Milliarden Liter Wasser entkalkt werden. Jährlich fallen mehr als 4400 Tonnen Kalk-Ablagerungen an. Sie können in der Landwirtschaft oder der Zementindustrie Verwendung finden.

Noch in den 90er Jahren hatten die Stadtwerke den Bau von Enthärtungsanlagen verworfen: In den Böden wurden steigende Nitratwerte gemessen; eine Abscheideanlage hätte den Bau der Enthärtungsanlage dreimal teurer gemacht. Durch Kooperationen mit der Landwirtschaft, bei der die SWK Aqua Geld für gewässerschonendes Düngen zahlt, konnten die Nitratwerte so stark verringert werden, dass eine Abscheideanlage nicht nötig ist.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort