Krefeld 800 Künstler machen City zur Bühne

Krefeld · Hochzufrieden zeigten sich die Veranstalter mit dem zweiten "Kultur findet Stadt(t)"-Samstag. Die Innenstadt war bei schönem, nicht zu heißem und nicht zu schwülem Wetter voller Menschen. Kuriosität am Rande: Die Krefelder Polizei war offenbar nicht über das Riesen-Ereignis informiert.

Krefelds Kulturfest: "Kultur findet Stadt(t)"
19 Bilder

Krefelds Kulturfest: "Kultur findet Stadt(t)"

19 Bilder

Die "phantastische Musikbegleitung" lobte Oberbürgermeister Gregor Kathstede zuerst. Thilo Schölpen erzeugte elektronische Geräusche und begleitete die Tanzperformance "Weiß wie der Atem". Andreas Simon, Susanne Weins und Chih-Ying Ku bewegten sich in einer dünnen, ballonartig aufgeblasenen Haut an der Ecke Rheinstraße/Friedrichstraße zur Eröffnung von "Kultur findet Stadt(T)." Angereichert wurde dieser große Kultursamstag noch mit "Ab in die Mitte", dem "Kulturmarkt" auf dem Theaterplatz und dem "Theaterfest." "Wir sind stolz auf das umfangreiche kulturelle Angebot", sagte Kathstede und sprach von einem gemeinsamen "Kraftakt" der städtischen und freien Kulturszene, die mit 800 Teilnehmern 100 Programmpunkte bot.

Die Veranstalter zogen schließlich hochzufrieden Bilanz: Marketing-Chef Ulrich Cloos: "Ich bin der Kulturszene sehr dankbar. Die Programmdichte und die Frequenz sind hervorragend gelungen." Helmut Schroers, Mediothekleiter und Kulturmarktveranstalter: "Es gab Synergieeffekte, es hat funktioniert. 5000 Besucher wurden auf dem Theaterplatz und im Theater gezählt." Theater-Generalintendant Michael Grosse bestätigt diesen Erfolg: "Auch die "Gasttheater in unserem Haus hatten ihre Zuschauer." Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des Kulturbüros: "Die Wahrnehmung und Wertschätzung von Kultur wurde geschärft. Alle Teilnehmer waren sehr engagiert, an allen Krefelder Programmpunkten wurde ehrenamtlich gearbeitet."

Kuriosität am Rande: Die Krefelder Polizei war offenbar nicht über das Großereignis informiert worden — offizielle Schätzungen, wie viele Besucher in die Innenstadt kamen, gibt es daher auch nicht. Wie ein Sprecher gestern auf Anfrage sagte, sei die Polizei abends über Anrufe von Anwohnern wegen lauter Musik überrascht gewesen; normalerweise lägen Informationen über Sonderregelungen vor — diesmal aber nicht. Passiert ist nichts, der Tag verlief störungsfrei.

Dass dieser Tag auch auf das Umland ausstrahlte und Besucher nach Krefeld zog, zeigten etwa Gerhard und Marlies Marzi aus St. Tönis. Das Ehepaar ist regelmäßig bei Krefelder Kulturveranstaltungen zu sehen — und wollte auch noch zum Jazz-Abend nach Linn. Günter Holthoff vom Jazzklub freute sich schon um die Mittagszeit: "Wir haben jetzt schon für den Abend auf der Linner Burg mehr Karten verkauft als im Vorjahr."

Überfüllt war das kleine Seitenfoyer im Theater, als die "Pappköpp" mit ihren Mundart-Marionetten dort auftraten. Auch Adrian Linke, frischer RP-Theater-Oscar-Preisträger, amüsierte sich beim Anblick seiner kleinen Schauspielkollegen.

Wolfgang Schindler, Lehrer und Alt-Rocker an der Gitarre, war überwältigt: "Mich erschlägt es fast", sagte er und wäre alleine mit dem Theaterfest schon zufrieden gewesen: "Ich hätte dort gerne noch mehr Angebote wahrgenommen."

Betty Ixkes und Rüdiger Höfken machten an ihrem Stand auf dem "Kulturmarkt" Hoffnung auf die baldige Eröffnung ihres "Wohnzimmertheaters" an neuem Ort.

Ein neues "Kreativ-Büro" gibt es an der Petersstraße 113, in dem Thomas Worobiow eine SocialMedia-Plattform schaffen will. Dort kann jeder an einem begehbaren Buch — Idee Dirk Brall — mitschreiben, indem er ein Wort auf einen Zettel schreibt und so einen Text fortsetzt.

Klaus Textor, Krefelder Familienkundler, informierte am Stand des Krefelder Stadtarchivs über seine Arbeit. "Die Familienforscher sind unsere größten "Kunden", hatte Archivleiter Olaf Richter den Platz für den Gast begründet.

Das "Haus der Seidenkultur" hatte einen Stand auf dem Kulturmarkt. Dort verkaufte Iris Lindemann eine Krefelder Seidenkrawatte, die als Gastgeschenk mit nach Mosambik genommen wird. Im Schwanenmarkt zeigten derweil Christel Naber und Dieter Brenner, wie sich Seidenraupen an Maulbeerblättern und dann einspinnen und später der Faden vom Kokon gehaspelt wird. Die Raupen stammen aus der Zucht, die Lehrerin Maria Arians-Kronenberg mit ihren Schülern an der Gesamtschule Kaiserplatz betreibt.

Volker Diefes und Christian Kölker informierten am Tisch auf der Hochstraße über ihre Veranstaltungsreihe "Grünkohl und Pinkel." Nachdem das Bockumer Zeughaus als Veranstaltungsort ausfiel, werden sie erst einmal bei Kleinlosen in Verberg ihren kabarettistischen Spaß organisieren. "Wir hatten viele gute Gespräche", bestätigen sie den Erfolg ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Fast so voll wie beim Folklore-Festival war der Platz an der Alten Kirche beim Konzert der Niederrheinischen Sinfoniker mit einem Klassik-Programm und dem anschließenden Auftritt der Big Band der Musikschule mit Jazz am Abend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort