Krefeld 75 Jahre - Wie Krefeld zur Eissportstadt wurde

Krefeld · Kaum auszudenken, wenn Willi Münstermann Anfang der 30er Jahre nicht die Kühlhäuser von der Stadt Krefeld gekauft hätte. Dann gäbe es in der Seidenstadt vielleicht heute noch keinen Eissport, der nun schon seit 75 Jahren ein wichtiger Werbeträger Krefelds ist.

Krefelder Eisheilige
5 Bilder

Krefelder Eisheilige

5 Bilder
Foto: Lammertz, Thomas

Der Großkaufmann war der ideenreiche Wegbereiter. Ihm gelang 1936 ein Geniestreich, als er an der damaligen Hindenburgstraße seine Kühlhallen für den Bau eines Eisstadions nutzte. Als Werbegag importierte er kanadische Eishockey-Spieler. Unter dem Namen "German Canadiens Krefeld" war die Mannschaft ein ernster Konkurrent zu dem damals mit Spielern aus Bayern aufgestellten Team der Düsseldorfer EG. Als Gründer des Krefelder EV baute er auch eine Jugend-Auswahl auf, die in der Saison 47/48 Deutscher Meister wurde.

Kurz vor dem Krieg zogen sich die Kanadier zurück, und Eishockey war für die Zuschauer nicht mehr so attraktiv. Münstermann würzte die Spielpausen mit Eiskunstlauf-Darbietungen, für die er Stars aus der ganzen Welt verpflichtete. So füllten bis zu 7000 Zuschauer die Ränge. Groß war auch die Resonanz der öffentlichen Laufzeiten, bei der die Krefelder Bevölkerung sogar Wartezeiten in Kauf nehmen musste.

Münstermanns Ideenreichtum kannte nach dem Krieg keine Grenzen. Damit das Krefelder Eishockey populärer wird, gründete der VfL (später KTSV) Preussen eine Eishockey-Abteilung. Dieser Idee folgten Lokalduelle zwischen Preussen und dem KEV. 1951 wurden die Preussen Deutscher Meister, ein Jahr darauf der Krefelder EV. 1955 holte Münstermann die Eishockey-Weltmeisterschaft nach Krefeld. Das wollten die Offiziellen des Deutschen Eislaufverbandes mit einer Forderung von 100 000 Mark verhindern. Von der ließ sich der Kaufmann nicht abschrecken und hinterlegte die Summe. Für die WM ließ er die Eishalle überdachen.

Für den Eiskunstlauf lockte Münstermann Altmeister Werner Rittberger als Trainer nach Krefeld, der vor dem Krieg Geschäftsführer der DEG war. Fortan bestimmten die "Kringeldreher" von der Westparkstraße die deutschen Meisterschaften. Ferner wurde die Rheinlandhalle zum Mekka internationaler Schauläufer. Eiskunstlauf behielt in den folgenden Jahren im Schatten des Eishockeys einen großen Stellenwert. 1970 gründete auch der KTSV Preussen eine Kunstlauf-Abteilung. Heute halten der Schlittschuhclub Krefeld und der Eislaufverein Krefeld die Eiskunstlauf-Fahne mit Erfolg hoch.

Als Anfang der 60er Jahre die Pläne für den Bau einer zweiten Eisbahn, der Rittberger-Halle, reiften, kam in Krefeld auch die Zeit einer neuen Eissportart, das Eisstockschießen. Klaus und Elisabeth Salzmann gründeten im KEV die Abteilung. Allerdings führten die Eisstockschützen ein Mauerblümchen-Dasein im vom Eishockey geprägten Verein. Nach einem Streit um die Trainingszeiten kam es zur Spaltung. Salzmann gründete den Eisstock-Club Krefeld. Der neue Verein spielte im Flachland eine dominierende Rolle. Bis 1971 blieb Eisstockschießen beim KEV bestehen. Gleichzeitig gründete sich mit den Seidenstädter Eisstockschützen ein zweiter Verein. Heute genießen die Krefelder Eisstockschützen bundesweit großes Ansehen. Dazu zählen auch die Aktiven des Skiklubs Bayer Uerdingen.

Auch für den Eisschnelllauf gab es einst eine Abteilung beim KEV. Doch der Traum von einem 400-Meter-Oval platzte, als in Grefrath das Eissportzentrum entstand.

Noch mehr Informationen und Fotos finden Sie heute in der Krefelder Lokalausgabe der Rheinischen Post.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort