Aktion zu 650 Jahre Krefeld Amateurfunker grüßen aus Krefeld
Krefeld · Die Blütezeit des Amateurfunks ist vorbei, doch Krefelder halten am Hobby fest, welches Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt. Mit einer besonderen Postkarte machen sie auf sich sowie das Stadtjubiläum aufmerksam.
Das 650-jährige Stadtjubiläum wird in Krefeld mit vielen größeren und kleineren Projekten zelebriert. Auch eine ganz besondere Nische leistet ihren Beitrag: die Amateurfunker.
Der Ortsverband Krefeld im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) macht weltweit auf das Stadtjubiläum aufmerksam, und zwar in Postkartenformat. „Wenn Amateurfunker eine Verbindung gemacht haben, wird das mit einer Postkarte bestätigt“, erklärt Bernd Furch, der seit seiner Jugend Amateurfunker und seit fünf Jahren Ortsverbandsvorsitzender ist. Auf der Rückseite der QSL-Karte, so wird die Funkbestätigungskarte genannt, stehen die technischen Daten der Funkverbindung, die Vorderseite kann wie eine normale Postkarte frei gestaltet werden. Die Jubiläumskarte hat das Stadtmarketing Krefelds entworfen, daher hat sie auch das vertraute Design, welches auf Plakaten zu sehen ist.
Rechts unten schmückt das Sonderrufzeichen „DL650KR“ die Postkarte. Dieses hat der Ortsverband bei der Bundesnetzagentur beantragt und bewilligt bekommen, ein Jahr lang ist es gültig. Das Rufzeichen dient der Identifikation einer Funkstelle. „Amateurfunker haben ein persönliches Rufzeichen. Meins ist DB5JT“, erklärt Furch. „Man kann aber auch für Gruppen ein sogenanntes Clubrufzeichen beantragen.“ Gerade die Karten mit Sonderrufzeichen seien unter Amateurfunkern sehr begehrt, da es unter ihnen auch viele Sammler gebe.
Der Ablauf ist simpel: Als Amateurfunker spricht Furch in sein Funkgerät und irgendwo auf der Welt antwortet jemand. Dann trägt er Datum, Uhrzeit, Frequenz und Informationen über die Verbindung in sein Logbuch ein, füllt die SQL-Karte aus und schickt sie dem anderen Amateurfunker zu. „Dann freut er sich und schickt mir vielleicht auch eine zurück als Erinnerung“, erklärt Furch. Der Versand läuft über den Verband ab, der die Karten sortiert und abschickt. Etwa 2000 Amateurfunker habe der Ortsverein mit dem Sonderrufzeichen schon erreicht, etwa 10.000 bis 15.000 Karten will er voraussichtlich verschicken.
Finanziert wird das Projekt aus eigener Tasche. „Das kostet nicht viel“, sagt Furch. Teuer sei bei seinem Hobby eher die Ausrüstung. Zwar gebe es Handfunkgeräte für 50 Euro, es gebe aber auch Feststationen für 18.000 Euro. Im Durchschnitt gebe ein Amateurfunker schätzungsweise 1000 Euro für die Station aus.
Mit dem Projekt will der Ortsverband nicht nur auf das Stadtjubiläum aufmerksam machen: Zugleich sei es eine gute Gelegenheit, um für den Amateurfunk zu werben. „Die meisten Menschen kennen das gar nicht mehr so richtig, heutzutage mit dem Handy ist es ein bisschen in Vergessenheit geraten“, sagt Furch über sein Hobby.
Der Höhepunkt des Amateurfunks sei in den 1960er bis 1980er Jahren gewesen. „Da war das noch sehr verbreitet“, erinnert sich der 68-Jährige. „Damals gab es die Funkgeräte ganz billig, die Frequenzen dafür waren freigegeben, das konnte also jeder machen.“ Fast jedes Auto sei damals mit einem Funkgerät ausgestattet gewesen. Heutzutage werde CB-Funk vor allem von LKW-Fahrern eingesetzt.
Die Amateurfunker haben ein Nachwuchsproblem: „Ich mit meinen 68 Jahren bin gleichzeitig die Jugendgruppe“, sagt Furch. 34 Mitglieder habe sein Ortsverband, die meisten von ihnen älter als 50. Dabei könne das Hobby jungen Menschen auch in beruflicher Hinsicht helfen, da Fachkräfte beispielsweise in der Nachrichtentechnik gefragt seien.
Amateurfunk ist viel mehr als nur Sprechfunk: Auch die Morsetelegrafie zählt beispielsweise dazu. Und das ist nicht alles: Die Amateurfunker haben eigene Satelliten und sogar ein eigenes Internet, das sogenannte Hamnet.
Was Furch besonders an seinem Hobby gefällt: „Die Kommunikation mit anderen Menschen, den Austausch, den man da hat“, so der Krefelder. „Amateurfunker sind sehr kontaktfreudig. Wenn man über die Amateurfunkbänder dreht und ruft, findet man immer Leute, die antworten, das ist das Schöne daran. Dann ist da natürlich auch der Reiz, mit einer verhältnismäßig kleinen Sendeleistung ziemlich große Verbindungen zu überbrücken.“
Auch Franz-Josef Münnemann hat schon als Jugendlicher den Amateurfunk für sich entdeckt. „Ich hörte Nachrichten aus allen möglichen Ländern und bekam dadurch unterschiedliche Infos zu den gleichen Themen“, erinnert sich der 83-Jährige. Politische Themen lassen die Amateurfunker außen vor. „Wir tauschen nur persönliche Infos aus, etwa zur Umgebung, zur Station, zum Wetter“, erklärt Münnemann, der vor 40 Jahren nach Krefeld gezogen ist. Auf diese Weise konnten damals zur Zeit des Kalten Krieges Amateurfunker in Russland und den USA miteinander reden, auf diese Weise können heute Amateurfunker in Russland und der Ukrainer miteinander reden. „Uns verbindet das gleiche Hobby“, betont der Amateurfunker.
Das Hobby bringt nicht nur zusammen, es kann auch in Notsituationen Hilfe leisten: Zum Einsatz kommt der Amateurfunk etwa bei Flutkatastrophen.