Krefeld 603 PS — Krefelder baut Superjaguar
Krefeld · Jochen Arden hat den Prototyp eines Jaguars gefertigt, der am Montag in die Schweiz reist und dort von Spezialisten getestet wird. Das Auto hat 603 PS, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 315 Km/h und beschleunigt von null auf 100 in vier Sekunden.
Es ist eines dieser Autos, bei dem man mit den Fingern ehrfürchtig über den Kühlergrill streicht und spürt, wie alle Fragen nach Verbrauch, Kindersitz- und Mineralwasserkistentauglichkeit im Kopf hintenanrutschen, während aus der Tiefe des Bauches Gefühle wie Staunen und Lust an Technik hochsteigen: Dieses Auto wohnt jenseits von Gut und Böse im Paradies für Mechaniker.
Die Firma Jochen Arden hat diesen Wagen kreiert: Der Jaguar XKR-S wurde so umgerüstet, dass ein Prototyp mit 603 PS und vielen Extras entstanden ist — der "AJ 20 RS". Der Wagen tritt am Montag den Weg in die Schweiz an, wo er von Automobiljournalisten auf Herz und Getriebe getestet wird.
Hält er dem Urteil stand, geht er in Serie. Was bei einem Stückpreis von 155 000 Euro keine Massenware bedeutet. 15, 18, 20 Stück — so genau weiß man das nicht. Alles ist erlesen an diesem Auto, das keineswegs nur mit PS protzt.
Allein die Kühlerpartie ist komplett neu gestaltet: Der Kühlergrill ist handgefertigt, die Farbzusammensetzung kombiniert Anthrazit, Edelstahl und ein edles Rotbraun zu einem farblich stimmigen Ganzen, das Wucht und Eleganz verbindet und als ästhetischer Entwurf einmalig ist auf der Welt: Designed by Arden, made in Krefeld.
Der Chef ist eine eigene Geschichte. Jochen Arden ist der Sohn eines Bauern aus Kranenburg-Mehr an der deutsch-niederländischen Grenze. Als Junge, sagt Jochen Arden heute, hatte er eine große Leidenschaft: "Herumschrauben an allem, was sich dreht."
Landwirt wollte er nicht werden, lernte stattdessen Maschinenbau und gründete mit 21 Jahren im Jahr 1972 seine eigene Firma. Er tunte Autos, veränderte sie technisch und ästhetisch — mit beharrlichem Erfolg. Die Firma wuchs, er wurde 1982 Jaguar-Vertragshändler.
1991 wechselte Arden nach Krefeld und baute seinen Ruf aus: "Wir waren der führende Jaguar-Händler Europas", sagt er — keine Selbstüberschätzung: "Autobild" adelte ihn vor zehn Jahre zum "König der Katzen". Obwohl auf Wachstumskurs, machte Arden 1999 einen Schnitt.
"Es wurde immer mehr, und ich hab immer weniger das getan, was mir eigentlich Spaß macht", sagt Arden — und Spaß machte ihm ungebrochen alles, was sich dreht, freilich nun auf ganz anderem Niveau. Er liebte und liebt es eben, Autos technisch und ästhetisch zu verändern, zu perfektionieren.
Heute beschäftigt Arden, der verheiratet und Vater von drei Kindern ist, zehn Leute und fertigt im Jahr etwa 50 Automobile — allesamt von Hand aufbereitete Unikate.
Der Markt dafür ist klein, aber fein, dabei international — und krisenfest: Die Kundschaft für Jaguare ab hunderfuffzigtausend aufwärts ist weltweit ein stabiler Kreis.
Wer heute die Halle an der Untergath betritt, schreitet vorbei an Oldtimern, die nicht nur aussehen wie neu, sondern auch technisch so auf- und umgerüstet sind, dass das Alter nur als ästhetisches Konzept spürbar ist, nicht aber als ermüdetes Material. Auch Autokörper können unsterblich sein — Halbgötter in Blech.
Bei neuen Wagen konzentriert Arden sich weiter auf britische Marken: Jaguar, Range Rover, Minis — "deutsche Technik bleibt aber das Maß aller Dinge", sagt er, will sagen: Wer sich an Qualität orientiert, orientiert sich an deutschem Know-how.
Die Ästhetik wiederum ist Ardensche Inspiration und nur bedingt zu erlenen: Wann ist ein Schwung am Kühler schön? Ein Mini, der durch Ardens Werkstatt gegangen ist, ist im Innern ein Traum aus Schöner Wohnen: voller warmer brauner Farbtöne, die in Leder- und Alcantara-Optik edles Design und niedliche Details miteinander verbinden.
Dennoch bleibt der Mini Mini: "Die Kunst ist", sagt Arden, "dass man den Wagen erkennt, aber doch sofort spürt, dass alles etwas anders ist." So entstehen Autos, die man eigentlich sofort in die Vitrine stellen möchte. Ist natürlich Unsinn. Sie sind auch voll fahrbarer Untersatz.
Der Jaguar AJ 20 RS zum Beispiel, der am Montag in die Schweiz reist, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h, beschleunigt von null auf 100 in vier Sekunden. Gut möglich, dass diese Kraft in einer Welt voller Mineralwasserkästen nie abgerufen wird. Dem Liebhaber reicht zu wissen, dass sie da ist.