Neues Verfahren in Krefeld 40.000 Köder gegen Ratten

Krefeld · Experte Wolfgang Winkens startet in diesem Jahr im Auftrag der Stadtwerke Krefeld ein neues Verfahren, um die rund eine Million Ratten im Kanalnetz zu bekämpfen. Ratten sind überall.

Schädlinge in Haus und Garten
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Foto: dapd, dapd

Ratten sind ein Dauerproblem: Rund 150.000 Euro geben allein die Stadtwerke Krefeld jedes Jahr für die Bekämpfung der Nager im Kanalnetz aus. Seit Anfang 2016 erproben Wolfgang Winkens und sein Team nach Abstimmung mit SWK Aqua und der Stadt Krefeld eine neue Strategie der Schädlingsbekämpfung. "Die Aqua lässt durch eine Fremdfirma jeden Schacht mit Gift belegen, dieser wird in einem angemessenen Zeitraum nachkontrolliert. Sind die Köder angefressen, wird Gift nachgelegt, ist er nicht angefressen, wird das Gift entnommen und entsorgt. Das gesamte Verfahren wird dokumentiert", berichtet Stadtsprecher Timo Bauermeister auf Anfrage unserer Redaktion.

Seit mehr als zehn Jahren bekämpft Winkens mit vier Kräften Tag für Tag das Krefelder Rattenproblem. Allein für 2016 will er 40.000 so genannte Köderblöcke auslegen. Das sind im Durchschnitt mehr als 100 Stück jeden Tag. Wie viele Ratten er damit erlegt, kann er nicht sagen. "Wir finden nur die wenigsten Kadaver", sagte er. Die Tiere seien nämlich schlau. Wie der Adel im Mittelalter schicken die Nager gleichsam ihre Vorkoster voraus. Sollten die Tiere nach dem Verzehr der Köder sofort sterben, verschmähen die Artgenossen die präparierte Nahrung. "Das Gift wirkt deshalb erst mit Verzögerung von zwei bis drei Tagen", berichtet Winkens. Die Tiere verenden also an ganz anderen Stellen als dort, wo sie den Köder verzehrt haben.

Dass die Rattenplage ganz konkret für einzelne Krefelder zum Problem werden kann, zeigen zwei aktuelle Fälle: Gisela Panic stellte nach der Rückkehr aus einem einwöchigen Urlaub fest, dass auf einem Grundstück an der Dieselstraße "bestimmt mehr als 100 Ratten" ein Zuhause gefunden hätten. Die Nager kletterten sogar auf den Balkon einer Mieterin Parterre, erklärte sie.

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Einen deutlichen größeren Höhenunterschied hätten Ratten in einem Gebäude an der Rheinstraße zurückgelegt - aus der Kanalisation, durch die Abwasserrohre bis hoch in die Wohnung im Dachgeschoss sind die Tiere geklettert. Obwohl die Hausverwaltung seit Wochen aktiv ist, bleibt das Problem offenbar bestehen. Die Ratten sollen sich in den Polstermöbeln der Mieter ein Nest gebaut haben. Ratten vermehren sich rasend schnell. Die Tragezeit einer Ratte beträgt etwa drei Wochen, es gibt sieben bis acht Junge pro Wurf, wobei insgesamt drei bis sechs Würfe pro Jahr erfolgen.

Winkens hält solche Schilderungen nur bedingt für realistisch. Wo der Mensch Müll und Essensabfälle liegen lasse, kämen die Ratten. Eine Population von 100 Tieren auf einem Grundstück halte er für unwahrscheinlich. Dass die Nager durch stark verunreinigte Abwasserrohre in den vierten oder fünften Stock klettern könnten, sei jedoch bewiesen. "Ein Nest in den Polstermöbeln eines bewohnten Zimmers klingt eher unglaubhaft", meinte er. In einem unbewohnten Appartement sei dies allerdings durchaus wahrscheinlich.

"Ratten in der Kanalisation sind ein Grundproblem", erklärte Bauermeister. Deshalb sei die Bekämpfung der Tiere ein dauernder Auftrag für die Stadtwerke. Neben der neuen Strategie bleibt das Auslegen von Gift nach Meldungen aus der Bevölkerung über vermehrten Rattenbefall weiterhin bestehen. Auf Plätzen und Flächen ist der Fachbereich Tiefbau zuständig. Der finanzielle Aufwand ist erheblich geringer, an die 5000 Euro pro Jahr.

Beim Auftreten von Ratten in Wohnungen berät der Fachbereich Gesundheit - wenn der Fall gemeldet wird - die Bewohner und den Eigentümer der Immobilie hinsichtlich der Notwendigkeit einer effektiven Bekämpfung der Ratten durch eine Fachfirma. Eine Übertragung von Infektionserkrankungen durch Ratten ist möglich, allerdings sind dem Fachbereich Gesundheit bisher keine Fälle bekanntgeworden.

(RP)
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