Krefeld 32 Jahre und Chef für 2000 Leute

Krefeld · Alexander Holubars ist neuer Geschäftsführer im Helios-Klinikum. Junge Chefs sind dort nicht so selten: Der Konzern hat eine eigene Kaderschmiede für Führungskräfte.

 Alexander Holubars (32), neuer Geschäftsführer am Krefelder Helios-Klinikum, vor einem Foto der Baustelle. Der 180 Millionen Euro teure Neubau ist im Plan; der zweite Bauabschnitt soll Mitte 2014 bezugsfertig sein.

Alexander Holubars (32), neuer Geschäftsführer am Krefelder Helios-Klinikum, vor einem Foto der Baustelle. Der 180 Millionen Euro teure Neubau ist im Plan; der zweite Bauabschnitt soll Mitte 2014 bezugsfertig sein.

Foto: T.L.

Würde man einen Film drehen, könnte man sagen: Alexanders Holubars ist bei Helios die Generation 2.0. Während sein Vorgänger Rainer Micholka die Turbulenzen der Gründung durchzustehen hatte, Anfeindungen inbegriffen, kann sich Holubars darauf konzentrieren, den nagelneuen Helios-Tanker auf Kurs zu bringen. Dieser Wechsel in der Geschäftsführung markiert insofern eine Epochenwende: Das Klinikum hat sich neu erfunden. "Da musste ich nicht lange nachdenken", sagte Holubars am Mittwoch, als er von dem Angebot berichtete, nach Krefeld zu gehen.

Rückblick: Als der Rat am 10. November 2007 den Verkauf des städtischen Klinikums beschloss, demonstrierten vor dem Seidenweberhaus 100 Menschen mit brennenden Fackeln aus Sorge um ihre Arbeitsplätze. Dabei war die städtische Klinik am Ende: Sparkasse und WestLB hatten sich zuvor geweigert, die fällige Sanierung zu finanzieren, so lange die Stadt Eigentümer ist — ein Misstrauensvotum in die unternehmerischen Fähigkeiten einer Kommune.

Mit der Übernahme des maroden Klinikums am 1. Januar 2008 durch Helios hat sich der Verkauf zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt: Der neue Besitzer investierte bis September 2009 rund 42 Millionen Euro; es blieb beim Abbau von 72 Vollzeitkräften — und 180 Millionen Euro waren für einen Neubau avisiert. Heute beschäftigt die Klinik 2000 Vollzeitkräfte und versorgt bei 1023 Betten 46 000 Patienten jährlich.

In diese Situation hinein tritt Alexander Holubars seinen Job in Krefeld an. Sein Werdegang liest sich wie ein Muster für junge Akademiker. Persönlich fehlt ihm alles Nassforsche aus Juppie-Karikaturen. Er wirkt eloquent, konzentriert und zurückhaltend, ohne unbestimmt zu sein. So jung er ist: Auf seine Aufgabe wurde er gründlich vorbereitet. Er studierte Betriebswirtschaft mit Schwertpunkt auf Personalmanagement, erhielt eine Stelle im Management-Trainee von Helios — also eine zweijährige Ausbildung für Führungskräfte, inklusive Mitarbeit etwa in der Pflege. Helios-Führungskräfte sollen möglichst viele Abläufe und medizinische Zusammenhänge kennenlernen.

Holubars' Stationen: Berlin, Schwelm, Schwerin, dort die erste Stelle als Assistent der Geschäftsführung, danach Geschäftsführer in Cuxhaven und Schwelm. Es waren unterschiedlich große Häuser, unterschiedliche Führungsstile, unterschiedliche Problemlagen: Holubars hat auf dem Planeten Helios viele Landschaften durchschritten.

Als Geschäftsführer habe er eine "Querschnittsfunktion", sagt Holubars, er sei Schaltstelle für alle Bereiche — von der Pflege bis zur Technik. Er hat zudem die kaufmännische Verantwortung, muss also auf die Rentabilität achten und mitentscheiden, in welche Richtung sich das Haus entwickelt, wo investiert wird. Auf die Frage, ob seine Jugend Vorteil oder Nachteil ist, wenn er mit Chefärzten verhandeln müsse, sagte er, er wisse nicht, was im Kopf des anderen vorgehe, er habe aber den Eindruck: "Am Ende zählt die inhaltliche Zusammenarbeit: Planungssicherheit, Verbindlichkeit, Klarheit in der Kommunikation."

Privat ist Holubars ledig; der gebürtige Bochumer will nach Krefeld ziehen und hier weiter einen Sport betreiben, der viele Eigenschaften fordert, die man auch für Erfolg im Beruf braucht: Holubars ist Marathonläufer.

(RP/ac)
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