In Krefeld 24 spanische Jugendliche suchen neue Berufschancen

Krefeld · Es ist ein Pilotprojekt, das der Wirtschaftskrise in Südeuropa geschuldet ist: 15 Unternehmer empfingen gestern 24 junge Männer und Frauen aus Madrid, Malaga und Saragossa, die eine Lehrstelle suchen.

 Stuckateur-Meister Roland Gerhards hat seinem spanischen Praktikanten gleich einen Eimer voll Werkzeug mitgebracht und zuvor Schildchen mit Übersetzungshilfen angebracht.

Stuckateur-Meister Roland Gerhards hat seinem spanischen Praktikanten gleich einen Eimer voll Werkzeug mitgebracht und zuvor Schildchen mit Übersetzungshilfen angebracht.

Foto: Bastian Königs

Die Scheu auf beiden Seiten war schnell abgelegt. Schließlich wollen beide Parteien voneinander profitieren. Bei einem Empfang im BZB (Bildungszentren des Baugewerbes) in Oppum lernten sich gestern Morgen 24 junge Spanier und 15 Handwerksmeister aus Krefeld und Umgebung kennen. In Spanien finden diese Jugendliche keine Ausbildungsstellen, und am Niederrhein können nicht alle Betriebe ihre Lehrstellen besetzen.

Eine erfolgreiche Schullaufbahn und ein vierwöchiger Deutschunterricht liegen hinter den 20 bis 25 Jahre alten Bewerbern, die am Sonntag auf dem Düsseldorfer Flughafen aus Madrid, Malaga und Saragossa eingetroffen und im Gästehaus am Bökendonk untergebracht sind. Vor den ambitionierten jungen Spaniern liegen vier Wochen, in denen sie sich mit dem deutschen Ausbildungswesen vertraut machen können. Danach liegt die Entscheidung bei ihnen und beim Betrieb, ob aus dieser Schnupperphase ein langjähriges Ausbildungsverhältnis wird. Die Agentur für Arbeit stockt die Lehrlingsgehälter auf jeweils 818 Euro pro Monat auf. "Wer sein Geld zusammenhält, kann davon eine kleine Wohnung bezahlen", berichtete BZB-Leiter Markus Crone gestern beim Empfang.

Weder die Jugendlichen noch die Handwerksmeister werden bei dem Experiment alleine gelassen. Allen ist klar, dass die Sprache die größte Hürde darstellt. Und so haben die BZB eigens eine Dolmetscherin angestellt und ein Notfalltelefon eingerichtet. Die Übersetzerin ist übrigens auch vom Fach, sie ist Architektin und in Spanien aufgewachsen.

Alle Beteiligten haben sich bereits umfangreich aufs Projekt vorbereitet. Stuckateur Roland Gerhards zum Beispiel hat gleich einen Eimer voll mit Werkzeugen mitgebracht und sie mit Übersetzungsschildchen beklebt. Das Eis war schnell gebrochen. Rasch bildete sich eine Traube, und das Werkzeug wurde interessiert unter die Lupe genommen. "Die Jugendlichen machen einen sehr guten und motivierten Eindruck. Mehr als 60 Männer und Frauen haben sich in Spanien um die 24 Plätze beworben. Und alle Ausgewählten sind auch nach Krefeld gekommen", beschreibt Crone seinen ersten, sehr positiven Eindruck. Fast alle seien darüber hinaus im Besitz eines internationalen Führerscheins, beantwortete er Fragen der Unternehmer. Fliesenleger, Dachdecker, Stuckateure, Maler, Tief- und Landschaftsbauer, Maurer — zahlreiche Berufe sind vertreten.

Die BZB haben mit dem spanischen Bauverband FLC (Fundacion laboral de la construction) und mit Hilfe der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) in Bonn schon vor Monaten dieses Projekt eingestielt. Thomas Murauer, BZB-Geschäftsführer, ist vom Erfolg überzeugt. "Die jungen Spanier und unsere Ausbildungsmeister sammeln durch ihre Teilnahme Riesenerfahrungen", sagte er. Im Idealfall unterschrieben die Jugendlichen bald ihre Ausbildungsverträge.

(RP)
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