Krefelder Fairkehr 20 Jahre Fairkehr – die Bilanz

Krefeld · Seit 20 Jahren gibt es die Aktion Krefelder Fairkehr. In dieser Zeit gingen die Unfälle mit Kindern stetig zurück. Bis heute um gut 56 Prozent. Die Erfolgsgeschichte soll fortgeschrieben werden.

 Die Entwicklung der Zahlen mit Kinderunfällen in Krefeld in den vergangenen 20 Jahren.

Die Entwicklung der Zahlen mit Kinderunfällen in Krefeld in den vergangenen 20 Jahren.

Foto: Stadt Krefeld

Unfälle, speziell schwere Unfälle, von Kindern im Straßenverkehr sind für alle Beteiligten traumatisch. Eltern, Mitschüler, aber auch die „Unfallgegner“ leiden oft ihr Leben lang. Um dieses Leid zu vermindern, rief die Stadt Krefeld im Jahr 1999 die Aktion Krefelder Fairkehr ins Leben. „Dabei war aber gar nicht so sehr die Zahl der 169 Unfälle mit Kindern im Jahr 1999 entscheidend. So erschreckend hoch sie war, in den Jahren davor lagen wir teilweise sogar über 200. Aufgerüttelt wurden wir durch drei tödliche Unfälle mit Kindern binnen kürzester Zeit. Wer einmal Eltern, die das erleben müssen, in die Augen schaut, der vergisst das niemals“, erinnert Rainer Behrens, der Geschäftsführer der Verkehrswacht Krefeld, an die Anfänge der Aktion.

 Mit diesem Plakat begann alles; die Aktion hieß damals noch nicht „Fairkehr“. Der Begriff wurde im zweiten Anlauf erfunden.

Mit diesem Plakat begann alles; die Aktion hieß damals noch nicht „Fairkehr“. Der Begriff wurde im zweiten Anlauf erfunden.

Foto: Stadt Krefeld

Er mahnt auch, dass der deutliche Rückgang um über 56 Prozent auf 73 Unfälle im Jahr 2018 kein Ruhekissen sein dürfe. „Wir müssen dranbleiben. Das sind immer noch 73 Unfälle zu viel. Es müssen unbedingt auch 40 Jahre Fairkehr werden“, appelliert er. Dabei erhält er Zustimmung von Verena Fischer, der neuen Leiterin der Direktion Verkehr der Polizei Krefeld. „Die Reduzierung der Unfälle mit Kindern ist und bleibt Chefsache bei der Polizei. Der Erfolg gibt uns Recht, aber nicht zuletzt als Mutter sage ich: Wir müssen auch weitermachen.“

 Witzig und ernst: Diese Aktion erinnert an das Beatles-Cover.

Witzig und ernst: Diese Aktion erinnert an das Beatles-Cover.

Foto: Stadt Krefeld

Der Krefelder Fairkehr wirbt nicht nur mit Plakaten für mehr Rücksicht im Straßenverkehr. Auch Kontrollen von Geschwindigkeitsüberschreitungen und Falschparken in Kreuzungsbereichen oder auf Radwegen sind ein Teil des Konzepts. Eine zweite Arbeitsgruppe sorgte für Veränderungen in der Verkehrsführung bei Kreisverkehren, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder „Krefelder Kissen“. Die dritte Gruppe organisierte Verkehrserziehung von Fahrradprüfungen über Schulwegtraining bis hin zu Kinderstadtplänen, und die vierte Gruppe schließlich gestaltete für Plakataktionen und den Internetauftritt samt Maskottchen „Freddy Fair“.

 So sehen die Plakate der neuen Aktion aus.

So sehen die Plakate der neuen Aktion aus.

Foto: Stadt Krefeld

Für die Zukunft verschieben sich die Prioritäten der Arbeit. „Als wir 2007 eine Umfrage mit der Hochschule Niederrhein gemacht haben, kannten drei Viertel der Menschen die Aktion Fairkehr. Ob das heute noch so wäre, bezweifele ich. Und auch die Zahl der Kinder, die gar nicht Fahrrad fahren können, ist stark gestiegen. Hier sind wichtige Ansatzpunkte für die Zukunft“, sagt Behrens und erhält Zustimmung von Marita Koblenz-Lüschow vom Schulamt der Stadt. „Wir haben heute meist zwischen 800 und 900 Kinder allein an den Grundschulen, die gar nicht wirklich wissen, was ein Fahrrad ist und schon gar nicht fahren können. Das können wir in der Schule dann nicht beheben“, sagt sie. 1999 habe fast jedes Kind die Fahrradprüfung in der vierten Klasse bestanden, heute fiele ein Viertel durch oder würde nicht einmal zugelassen.

 Freddy Fair

Freddy Fair

Foto: Stadt Krefeld

Auch Themen wie die Elterntaxis würden neue Gefahren benennen, die es so früher noch nicht gab. Ziel sei es, die Zahl der Unfälle mit Kindern auf Null zu senken, auch wenn jedem bewusst sei, dass das wohl nie zu erreichen sei, erklärt Rainer Behrens.

Wie die deutliche Reduktion in Krefeld insgesamt zu bewerten ist, diese Antwort aber bleiben die Verantwortlichen schuldig. „Erst seit 2014 sind die Polizeidienststellen gehalten, ihre Zahlen zu veröffentlichen. Eine längere Statistik aus anderen, vergleichbaren Städten wie Mönchengladbach, Hagen oder Oberhausen liegt uns deshalb nicht vor“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer. Der benannte Zeitraum seit 2014 aber zeigt in diesen Städten nur geringe Rückgänge. Das allerdings ist auch in Krefeld der Fall. Die deutlichste Reduzierung fand hier zwischen 1999 und 2010 auf damals 87 Unfälle statt. Seitdem verläuft der Trend seitwärts, auch wenn die 73 Unfälle 2018 einen Rekord bedeuten.

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