Jubiläum im Chempark 1894 – als die Feuerwehr noch Ledermäntel trug

Krefeld · Die Feuerwehr ist unentbehrlich. Das haben auch die Verantwortlichen in Uerdingen am Rhein gewusst. Vor 125 Jahren gründete Edmund ter Meer die Werkfeuerwehr für den heutigen Standort Chempark. Dort arbeiten rund 8000 Beschäftigte in überwiegend chemischen Betrieben. Das Jubiläum ist Anlass für einen Rückblick.

Fotos: 1894 – als die Feuerwehr in Krefeld noch Ledermäntel trug
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1894 – als die Feuerwehr noch Ledermäntel trug

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Foto: Chempark

Das Jahr 1894: Auf dem Champs-Elysées in Paris wird der erste Autosalon eröffnet. Queen Victoria besucht die offizielle Einweihung des Manchester Ship Canals, der zu diesem Zeitpunkt die 64 Kilometer vom Meer entfernt gelegene Stadt Manchester zur drittgrößten Hafenstadt der britischen Insel macht. Am Deutschen Theater Berlin wird nach der Aufhebung des Aufführungsverbots Gerhart Hauptmanns sozialkritisches Drama „Die Weber“ uraufgeführt. In Uerdingen wurde die Werkfeuerwehr von Edmund ter Meer gegründet – eine zwölfköpfige Betriebsfeuerwehr des Chemieparks.

Mehr als 45.000 Tage und Nächte arbeitet die Werkfeuerwehr des Chemparks seitdem bereits für die Sicherheit von Mitarbeitern und Anwohnern. „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die tägliche Arbeit zwar verändert, aber unser Bestreben nach Sicherheit ist geblieben“, sagte der Leiter der Werkfeuerwehr Uerdingen, Lutz Bartelniewöhner, bei der Feierstunde in der Fahrzeughalle.

Mit Lars Friedrich  blickt sogar der aktuelle Chemparkleiter für die Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld auf eine Vergangenheit als Feuerwehrmann zurück. In der Zeit von 2002 bis 2008 trug er als Werkfeuerwehrchef die Verantwortung in Uerdingen. Unter den zahlreichen Gratulanten befanden sich nicht nur Vertreter der Feuerwehr und der Stadt Krefeld, sondern auch Friedrichs Vorgänger und Nachfolger: Joachim Krosch (1980-1997), Hans Hagen (1997-2002) und Heinz Wissenberg (2008-2016). Über ihren Besuch freut sich der aktuelle Betriebsleiter Bartelniewöhner: „Dass alle ehemaligen Chefs hier sind, zeigt die besondere Verbundenheit zu Wache und Chemiepark.“

Seit 1894 hat sich viel verändert. Ein Bild von 1901 zeigt die Feuerwehr-Mannschaft vor dem alten Wasserturm in zeittypischen Uniformen. Ihre Ausrüstung bestand aus tragbaren Leitern und einer mobilen Wasserspritze. Das Werk vergrößerte sich in den kommenden Jahren und somit auch die Mannschaftsstärke und Ausstattung der Brandbekämpfer. 1914 hatten die Betriebe bereits 1600 Mitarbeiter – heute sind es mehr als 8000. Ein Feuerwehrmann verdiente damals alle 14 Tage 63 Mark. Zu dieser Zeit lief man bei der Werkfeuerwehr zu Fuß, mit Holzkarren und läutender Glocke zum Einsatz – heute besitzt sie einen großen Fuhrpark mit technisch aufwendigen Einsatzfahrzeugen und Blaulicht.

Vorbeugender Brandschutz ist alles. Während die Werkfeuerwehrleute vor 100 Jahren jährlich zu rund 150 Bränden ausrücken mussten, sind es heute nur etwa 20. „Das hat nicht nur mit der technischen Ausstattung zu tun“, erklärt Bartelniewöhner. „Heutzutage legen wir einen Schwerpunkt beim vorbeugenden Brandschutz. Wenn dann doch mal etwas geschieht, sind wir so gut vorbereitet, dass wir die Situation schnell unter Kontrolle bringen können. Dank regelmäßiger Schulungen, zuverlässiger Einsatzpläne und einer flächendeckenden Früherkennung“, ergänzt Bartelniewöhner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Werkfeuerwehr bereits 40 Mitarbeiter. In den 1950er Jahren wurde auch ein Rettungsdienst in der Wache eingerichtet. Aufgrund des enormen Wachstums wurde die alte Wache in der Nähe der Rheinuferstraße zu klein und ein neues Gebäude in der Mitte des Werkes erbaut, indem die Werkfeuerwehr bis heute beherbergt ist. In den 1970er Jahren arbeiteten 65 Mitarbeiter in 23 verschiedenen Funktionen bei der Werkfeuerwehr. „Damals haben wir noch Ledermäntel getragen. Das war zu der Zeit Standard“, erzählt Bartelniewöhner. „Besonders sicher oder angenehm war die Kleidung allerdings nicht. Im Einsatz, bei großer Hitze, zog sich das Leder zusammen und bei Nässe wurde es unglaublich schwer“, erklärt der Brandbekämpfer die Nachteile der Kleidung. Erst seit etwa 20 Jahren gibt es spezielle Schutzkleidung, die Feuerwehrleute gezielt vor den unterschiedlichsten Einflüssen schützt. Heute arbeiten bei der Chempark Werkfeuerwehr 110 Mitarbeiter. Ihr Arbeitsalltag sieht deutlich digitaler aus: Meist bedient man Computer oder Touchscreens und nur noch selten Hebel oder Kurbeln.

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